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Aeshna isoceles (Müller, 1767) / Keilfleck-Mosaikjungfer (Sachsen)

Synonyme


Keilflecklibelle, Anaciaeschna isosceles

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:BG (besonders geschützt)
Rote Liste Deutschland:* (derzeit keine Gefährdung)
Rote Liste Sachsen:3 (gefährdet)

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

Die südöstlichsten Populationen werden aufgrund der intensiveren gelben Zeichnung am Thorax teilweise als Unterart A. i. antehumeralis abgetrennt. Da ein Trend zu ausgedehnterer gelber Zeichnung auch bei anderen Aeshna-Arten zu beobachten ist, ist er möglicherweise rein klimatisch bedingt (Kalkman 2006).

Kennzeichen

Mittelgroße, überwiegend matt orangebraun gefärbte Edellibelle (Aeshnidae) mit leuchtend smaragdgrünen Augen. Das Abdomen ist mit Ausnahme eines hellgelben keilförmigen Fleckes (Name!) auf der Oberseite des zweiten Hinterleibssegments nur unauffällig dunkel gezeichnet. Der ebenfalls braune Thorax besitzt seitlich jeweils zwei gelbliche Streifen. Männchen und Weibchen unterscheiden sich kaum in Größe und Färbung. Die Larve unterscheidet sich von allen anderen heimischen Aeshnidenlarven, mit Ausnahme der Hochmoor-Mosaikjungfer A. subarctica, durch die sehr langen Cerci. Im Gegensatz zu dieser Art ist die Fangmaske bei A. isoceles stärker keilförmig geformt und an der breitesten Stelle fast doppelt so breit wie am Gelenk.

Verwechslungen von Imagines sind am ehesten mit der Braunen Mosaikjungfer A. grandis möglich, die sich jedoch durch die eher dunkelbraune Färbung, braune Augen und auffällig braun getönte Flügel deutlich unterscheidet, u. U. kann die Art aber auch mit den heller gelbbraunen und kontrastreicher gezeichneten Weibchen der Südlichen Mosaikjungfer A. affinis verwechselt werden.

Biologie und Ökologie

Aeshna isoceles besiedelt Verlandungszonen von wärmebegünstigten Stillgewässern, Gräben und langsam strömenden Fließgewässern mit entwickelten Großröhrichten aus Schilf (Phragmites australis), Teichsimse (Schoenoplectus lacustris), Rohrkolben (Typha spp.) oder Großseggen (Carex spp.). Hohe Individuendichten können häufig an besonnten, fischereilich extensiv oder nicht genutzten Teichen, Altwässern und Weihern beobachtet werden. Die Larvenhabitate sind weitgehend unbekannt. Larvenfunde gelangen in Sachsen und Südostbrandenburg in besonnten Flachwasserbereichen innerhalb lockerer Röhrichtbestände sowie in submersen und schwimmenden Krebsscheren-Matten (Stratiotes aloides, Günther 2005). Die Art überwintert als Larve, die Entwicklungszeit beträgt 1 bis 2 Jahre. In der zwei- bis dreiwöchigen Reifeflugperiode sind die Tiere häufig in windgeschützten Offenlandlebensräumen im näheren Umfeld der Gewässer anzutreffen. Geschlechtsreife Männchen patrouillieren bei sonnigem Wetter wasserseitig vor den Röhrichtbeständen bzw. in Lücken innerhalb der Röhrichte und suchen nach Weibchen. Meist fliegen die Tiere etwas in Höhe der Röhrichtvegetation oder etwas darunter und legen auch häufig Sitzpausen an der Vegetationskante ein. Bei hohen Dichten von Männchen der Großen Königslibelle (Anax imperator) weichen die Männchen während der heißen Mittagsstunden in größere Flughöhen oder in weniger zum offenen Wasser exponierte Bereiche aus. Die Eiablage erfolgt meist in größere schwimmende Pflanzenteile. Das Ausbreitungsvermögen ist mittelgroß. Während die Art in Regionen mit hoher Dichte an besiedelten Gewässern in neu entstandenen Habitaten schon mit Auftreten der ersten Pionierröhrichte auftritt, werden isoliert liegende Gewässer schwer besiedelt.

Überregionale Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst Europa mit Ausnahme von Nordeuropa, das westliche Nordafrika und reicht im Osten bis zum Baikal. Im Norden erreicht die Art Lettland und Südschweden, auf den Britischen Inseln kommt sie nur in Norfolk vor. Im Süden erstreckt sich das Areal bis in die nördlichen Gebiete von Marokko, Algerien und Tunesien.

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

ungünstig-unzureichend (Gutachterliche Bewertung)

Hinweise Erhaltungszustand

Seit der Erstellung der sächsischen Roten Liste im Jahr 2005 konnte keine Veränderung in der Häufigkeit der Art beobachtet werden. Ein langfristig guter Erhaltungszustand setzt in vielen Fällen eine intakte Metapopulationsstruktur voraus.

Prüfung und Erfassung


Einstufung nach F+E-Projekt Artenschutzkonzeption 2012

Allgemeine Maßnahmen in Lebensräumen, Priorität 2 (hohe)

Untersuchungsstandards

Es liegen keine Untersuchungsstandards vor. Fortpflanzungsnachweise sind verlässlich nur über Exuviensuche möglich. Das Auftreten einzelner Individuen an Gewässern gibt keinen Hinweis auf eine erfolgreiche Reproduktion im Gewässer, hohe Individuendichten deuten aber auf eine Fortpflanzung vor Ort. Infolge der synchronisierten Schlupfzeit sind 2-3 Begehungen im Zeitraum Mitte Mai bis Mitte Juni in der Regel ausreichend. Die Exuvien hängen überwiegend im Inneren von Großröhrichten meist in Höhen unter einem Meter an stabilen, aufrechten Halmen. Eine Erfassung von Imagines erfolgt am günstigsten an sonnigen Tagen im Juni vom späten Vormittag bis frühen Nachmittag.

Vorkommen


Status Etablierung

Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)

Nachweisabsicherung

Nein

Langfristiger Bestandstrend

  • mäßiger Rückgang
  • starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Bestand

Die Keilflecklibelle ist eine Art des Tieflandes, die in Sachsen aktuelle Verbreitungsschwerpunkte in den gewässerreichen Regionen des Oberlausitzer Heide- und Teichgebietes sowie in den bergbaubeinflussten Landschaften des Leipziger Landes und der Oberlausitz aufweist. Die Art zeigt jahresweise starke Bestandsschwankungen, die offensichtlich klimatisch bedingt sind (Höppner & Sternberg 2000). Vermutlich besteht daher ein erhöhtes Aussterberisiko für isoliert liegende Populationen, während gut vernetzte Metapopulationen davon weniger betroffen sind. Darin könnte eine Ursache für die Seltenheit der Art in großen Teilen der Gefildezone liegen.

Regionales Vorkommen

  • Chemnitz/Ob. Erzgebirge: Nachweis ab 1980
  • Oberes Elbtal/Osterzgeb.: Nachweis ab 1980
  • Oberlausitz/Niederschles.: Nachweis ab 1980
  • Westsachsen: Nachweis ab 1980

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Naturraumkarte

Naturraumkarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Erläuterung Phänologie

Durch die teilweise 2 Jahre dauernde Entwicklung sind ganzjährig Larven im Gewässer anzutreffen. Die Larven sind offensichtlich nicht in der Lage, Trockenperioden wie z.B. das Ablassen von Fischteichen zu überdauern.

Lebensraum


Fortpflanzungsstätten: Die Art reproduziert in permanent/mehrjährig wasserführenden stehenden oder langsam fließenden Gewässern mit ausgeprägten Großröhrichten.

Jagd- und Ruhestätten: Als Reife- und Jagdhabitate werden bevorzugt windgeschützte Offenlandlebensräume, wie (Wald-)Wiesen, Schneisen, Teichdämme, Wegränder, lockere Ruderal- und Staudenfluren im Umkreis von wenigen hundert Metern um die Fortpflanzungsgewässer genutzt. Die Ruhestätten sind weitgehend unbekannt, liegen aber vermutlich im Bereich der Jagdhabitate in der Kraut- und Strauchschicht.

Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: Regionale Abstufung unterhalb der Ebene Landkreis, z. B. Teichgebiet, Abgrabungsgebiet, Offenlandbereich mit besiedelten Gräben, Fließgewässerabschnitt

Habitatkomplexe

  • Bergbaubiotope
  • Fließgewässer, Quellen
  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Bergbaubiotope
  • Fließgewässer, Quellen
  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer

Ökologische Charakterisierung

  • Fließgewässer
  • Standgewässer

Höhenstufen

  • collin
  • planar

Management


Aus dem gegenwärtigen positiven Bestandstrend lässt sich kein Bedarf überregionaler, über den allgemeinen Lebensraumschutz hinausgehender Schutzkonzepte ableiten. Lokal ist eine Förderung der Art durch Erhalt und Förderung strukturreicher Wasserröhrichte, mehrjährige Bespannung einzelner Gewässer in Teichgebieten sowie Berücksichtigung von Naturschutzbelangen bei der Sanierung und Abschlussgestaltung von Braunkohlentagebauen und Abgrabungen sinnvoll. Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm; Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/ida

Gefährdungen


Hauptgefährdungen der Art sind:

  • Hypertrophierung von Gewässern
  • Schädigung von Röhrichten und Verlandungszonen durch überhöhten/unangepassten Fischbesatz, Schnitt oder Entnahme 
  • starke Beschattung durch Ufergehölze 
  • Verlandung 
  • Grundwasserabsenkung in Flussauen 
  • Fehlen mehrjährig bespannter Gewässer in Teichgebieten 
  • Sanierung von Tagebaugebieten

Sonstiges


Literatur

  • Günther, A. (2005): Keilflecklibelle Aeshna isoceles (Müller, 1767) – In: Brockhaus, T. & U. Fischer (Hrsg.): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur & Text, Rangsdorf: 167-170.

    Günther, A., M. Olias & T. Brockhaus (2006): Rote Liste Libellen Sachsens. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2006, hrsg. vom Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden, 20 S.

    Höppner, B. & K. Sternberg (1999): Anaciaeschna isosceles (Müller, 1767) Keilflecklibelle. In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2. – Eugen Ulmer, Stuttgart: 114–125.

    Kalkman, V.J. (2006): Key to the dragonflies of Turkey, including species known from Greece, Bulgaria, Lebanon, Syria, the Trans- Caucasus and Iran. - Brachytron 10: 3-82

    Ott, J. & W. Piper (1998): Rote Liste der Libellen (Odonata). – In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 55: 260–263.

    Peters, G. (1987): Die Edellibellen Europas. - Ziemsen, Wittenberg Lutherstadt, 140 S. Schorr, M. (1990): Grundlagen zu einem Artenhilfsprogramm Libellen der Bundesrepublik Deutschland. - Societas Internationalis Odonatologica (S.I.O.) Bilthoven.

    Wildermuth, H. & A. Martens (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. –Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.

  • Günther, A. (2005): Keilflecklibelle Aeshna isoceles (Müller, 1767) – In: Brockhaus, T. & U. Fischer (Hrsg.): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur & Text, Rangsdorf: 167-170.

    Günther, A., M. Olias & T. Brockhaus (2006): Rote Liste Libellen Sachsens. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2006, hrsg. vom Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden, 20 S.

    Höppner, B. & K. Sternberg (1999): Anaciaeschna isosceles (Müller, 1767) Keilflecklibelle. In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2. – Eugen Ulmer, Stuttgart: 114–125.

    Kalkman, V.J. (2006): Key to the dragonflies of Turkey, including species known from Greece, Bulgaria, Lebanon, Syria, the Trans-Caucasus and Iran. - Brachytron 10: 3-82

    Ott, J. & W. Piper (1998): Rote Liste der Libellen (Odonata). – In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 55: 260–263.

    Peters, G. (1987): Die Edellibellen Europas. - Ziemsen, Wittenberg Lutherstadt, 140 S.

    Schorr, M. (1990): Grundlagen zu einem Artenhilfsprogramm Libellen der Bundesrepublik Deutschland. - Societas Internationalis Odonatologica (S.I.O.) Bilthoven.

    Wildermuth, H. & A. Martens (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. –Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 24.11.2015; Bearbeiter: Dr. André Günther und Marko Olias (Naturschutzinstitut Freiberg); Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Heiner.Blischke@smul.sachsen.de

Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm; Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22988.htm