Allgemeine Arteninformationen
Taxonomie
3 Unterarten, in Sachsen Falco cherrug cherrug vorkommend
Kennzeichen
Der Würgfalke gehört zu den Großfalken, er ist noch größer als der Wanderfalke und hat breitere Flügel und einen längeren Schwanz. Bei Altvögeln ist die Oberseite braun gefärbt, der Kopf ist heller (mit weißlichem Überaugenstreif und schmalem Bartstreif). Die Unterseite ist hellbeige und trägt eine dunkle Längsfleckung. Füße und Wachshaut am Schnabel sind gelb. Das Weibchen ist größer und schwerer als das Männchen, ansonsten sehen beide Geschlechter gleich aus. Jungvögel sind ähnlich gefärbt, sie haben jedoch kräftigere Flecken auf der Unterseite, einen deutlicheren Bartstreif und blaugraue Füße.
Biologie und Ökologie
Der Würgfalke besiedelt in seinen östlichen Verbreitungsgebieten Steppen und Halbwüsten, z. T. bis in die Hochlagen. Im Westen des Areals kommt er in stark aufgelockerten Wald- oder extensiv genutzten Kulturlandschaften sowie in steilen Felsformationen (oft in Flusstälern) vor. Er jagt in der offenen Landschaft, über extensiv genutztem Kulturland, in Steppen, Halbwüsten oder baumarmen Hochflächen. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Vögeln und kleinen Säugetieren (bis knapp Hasengröße).
Der Würgfalke ist Felsbrüter in steilen Wänden oder er nutzt zur Brut vorhandene große Nester anderer Vogelarten auf Bäumen und auch auf Hochspannungsmasten. Er ist sehr nistplatztreu. Es wird eine Jahresbrut durchgeführt (Nachgelege möglich). Die 2-5 Eier werden 36-38 Tage bebrütet. Nach dem Schlupf verbringen die Jungvögel 48-50 Tage im Nest.
Die in Russland brütenden Individuen sind Langstreckenzieher. Westlichere Populationen sind Teilzieher oder überwintern z. T. im Brutgebiet.
Überregionale Verbreitung
Der Würgfalke ist in der Steppen- bzw. Waldsteppenzone Eurasiens verbreitet, vom südöstlichen Mitteleuropa (Österreich, Ungarn) und Südosteuropa über Südrussland, die Ukraine und die Türkei bis in die Mongolei und nach China.
In Deutschland gab es zwischen 1997 und 2001 jährlich eine Brut im Elbsandsteingebirge, die in den Jahren 2000 und 2001 auch erfolgreich verlief. In den Folgejahren bis 2005 war nur noch das Weibchen des Brutpaares anwesend, dann erlosch das deutschlandweit einzige Brutvorkommen der jüngeren Vergangenheit.
Erhaltungszustand
nicht bewertet
Jagd- und Fischereirecht
Jagdrecht, ohne Jagdzeit
Prüfung und Erfassung
Hinweise für Artenschutzprüfung
- Vogelart mit hervorgehobener artenschutzrechtlicher Bedeutung
- Einzelvorkommen als Bezug für die lokale Population bei artenschutzrechtlichen Prüfungen
Betrachtungsschwerpunkt Artenschutzprüfung
Jahresvogelaspekt
Untersuchungsstandards
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Hinweis: Nachweise sind der Deutschen Seltenheitskommission zu melden.
Sonstige Arten-Attribute
- Besonders störungsempfindlich (TK25-Viertelquadrant)
- Brutvogelart des SPA-Fachkonzeptes (im engeren Sinne, Tab. 1+2)
- Triggerart (Vögel) - Brut
- Vogelart in den SPA-Standarddatenbögen (alt)
- Brutvogelart in den SPA-Standarddatenbögen (neu) - Fortpflanzung
- Vogelart des SPA-Monitorings (Brutvögel)
Vorkommen
Status Etablierung
Singularität, Irrgast, Gefangenschaftsflüchtling
Status Vögel
Brutvogel
Bemerkung zum Status
sporadischer, zeitweiliger Brutvogel (Einzelbrut an westlicher Verbreitungsgrenze)
Nachweisabsicherung
Ja
Bestand
Bislang nur einen Brutplatz in der Sächsischen Schweiz (Steffens et al. 2013):
1996: Männchen mehrere Monate anwesend
1997-1999: alljährliche Brut, aber Brutverlust durch Uhu
2000-2001: jeweils erfolgreiche Brut mit je 2 ausgeflogenen Jungvögeln
2002-2005: nur noch Weibchen am Brutplatz anwesend Danach erlosch das Brutvorkommen
Vorkommenskarte
Naturraumkarte
Phänologie
Phänogramm
Erläuterung Phänologie
Mitteleuropäische Brutplätze sind meist ganzjährig besetzt. Die Balz findet von Ende Januar bis Ende März statt. Die Eier werden Mitte März bis Anfang April (spätestens bis Mitte Mai) gelegt. Flügge Junge sind ab Ende Mai/Anfang Juni zu erwarten. Der Familienverband löst sich von Ende Juli bis Mitte August auf (Südbeck et al. 2005).
Lebensraum
Der sächsische Brutplatz lag in einer ca. 80 m hohen, südexponierten Felswand im Elbsandsteingebirge. Nahrungshabitate sind meist weit vom Brutplatz entfernt.
Lebensräume nach Artenschutzrecht
Fortpflanzungsstätten:
Fortpflanzungsstätte ist der Brutplatz in der Felswand einschließlich eines 500 bis 800 m langen Nestreviers mit Ruhe- und Wachbäumen, Sandbadestellen, Beutedepots und Kröpfplätzen.
Ruhestätten:
Als Ruhestätten dienen der Brutplatz in der Felswand und die Ruhebäume im Nestrevier.
Habitatkomplexe
- Fels-/Gesteins-/Offenbodenbiotope
Habitatkomplexe Reproduktion
- Fels-/Gesteins-/Offenbodenbiotope
Höhenstufen
Sonstiges
Literatur
Augst, U. (1997): Der Würgfalke (Falco cherrug) - ein neuer Brutvogel Sachsens. Mitt. Ver. Sächs. Ornithol. 8: 111-113.
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Augst, U. (2001): Die ersten erfolgreichen Bruten des Würgfalken Falco cherrug in Deutschland. Limicola 15: 137-146.
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Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes
Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 31.08.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Michael Reuter, Hans-Markus Oelerich (Halle), Dr. Matthias Weber (Heidenau)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de