Allgemeine Arteninformationen
Taxonomie
keine Unterarten
Kennzeichen
Der Halsbandschnäpper ist so groß wie ein Rotkehlchen. Adulte Männchen sind im Brutkleid kontrastreich schwarz-weiß gefärbt. Charakteristisch sind das breite weiße Halsband, die weiß gefärbte Stirn und der weißer Spiegel auf den Flügeln. Bürzel und Unterseite sind ebenfalls weiß und das übrige Gefieder schwarz gefärbt. Das Weibchen ist schlichter graubraun gefärbt und das Halsband fehlt oder ist nur angedeutet, zudem ist der Flügelspiegel kleiner. Verwechslungsmöglichkeit besteht mit dem Trauerschnäpper (F. hypoleuca), Jungvögel und Weibchen sind diesem zum Verwechseln ähnlich. Es kommen Hybriden zwischen Halsband- und Trauerschnäpper vor. Gesang und Warnruf sind artspezifisch.
Biologie und Ökologie
Der Halsbandschnäpper brütet in naturnahen Laubwäldern, meist in totholz- und höhlenreichen Buchen- und Eichen-Altbeständen, in Auwäldern, Parkanlagen, Streuobstwiesen und größeren Feldgehölzen. Er bevorzugt in Mitteleuropa warme Lagen. Bei entsprechendem künstlichem Höhlenangebot tritt die Art auch in lichteren Nadelholzbeständen auf.
Der Halsbandschnäpper ist ein Höhlenbrüter und führt eine Jahresbrut durch. Die Gelegegröße beträgt meist 4-7 Eier. Nach einer Brutdauer von 12-15 Tagen folgt eine Nestlingszeit von 15-19 Tagen.
Die Nahrung besteht aus fliegenden Insekten, als Nestlingsnahrung dienen vor allem Schmetterlingsraupen.
Der Halsbandschnäpper ist ein Langstreckenzieher und überwintert im tropischen Afrika südlich des Äquators.
Überregionale Verbreitung
Der Halsbandschnäpper ist ein westpaläarktischer Brutvogel mit aufgesplittertem Brutareal in West- und Nordeuropa (Ostfrankreich, Südwestdeutschland, Italien, Gotland) und geschlossenem Verbreitungsgebiet von Ostösterreich, Polen und Rumänien bis an die mittlere Wolga. Die größten Bestände gibt es in der Ukraine, in Rumänien, Russland und der Slowakei.
In Deutschland lassen sich drei weitgehend geschlossene Brutareale unterscheiden: in Baden-Württemberg beiderseits des Neckars nördlich der Schwäbischen Alb, im Nordwesten Bayerns (Unterfranken) etwa zwischen dem Steigerwald und dem Spessart, sowie in Auwäldern entlang der Donau und an der mittleren Isar. Daneben gibt es auch im Saarland ein kleines Brutvorkommen.
Erhaltungszustand
nicht bewertet
Prüfung und Erfassung
Verantwortlichkeit (Sachsen)
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: nicht ermittelt
Hinweise für Artenschutzprüfung
- Vogelart mit hervorgehobener artenschutzrechtlicher Bedeutung
- Einzelvorkommen als Bezug für die lokale Population bei artenschutzrechtlichen Prüfungen
Betrachtungsschwerpunkt Artenschutzprüfung
Brutvogelaspekt
Untersuchungsstandards
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Hinweis: Nachweise sind der Avifaunistischen Kommission Sachsen (AKS) zu melden (möglichst direkten Brutnachweis erbringen).
Sonstige Arten-Attribute
- Brutvogelart des SPA-Fachkonzeptes (im engeren Sinne, Tab. 1+2)
- Triggerart (Vögel) - Brut
- Brutvogelart der SPA-Erhaltungszieleverordnungen
- Vogelart in den SPA-Standarddatenbögen (alt)
- Brutvogelart in den SPA-Standarddatenbögen (neu) - Fortpflanzung
- Vogelart des SPA-Monitorings (Brutvögel)
Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI)
- als Brutvogel: III.6 (mittel)
- als Gastvogel: IV.8 (mäßig)
Naturschutzfachlicher Wert-Index (NWI)
- als Brutvogel: 2 (hoch)
- als Gastvogel: 4 (gering)
Populationsökologischer Sensitivitäts-Index (PSI)
- als Brutvogel: 5 (mittel)
- als Gastvogel: 5 (mittel)
Vorkommen
Status Etablierung
Unbeständige, Vermehrungsgäste
Status Vögel
Brutvogel, Gastvogel
Bemerkung zum Status
unregelmäßiger Brutvogel, Durchzügler
Nachweisabsicherung
Ja
Langfristiger Bestandstrend
starker Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
gleichbleibend
Bestand
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
seit Mitte der 1950er bis 1990er Jahre insgesamt > 20 Brutnachweise und etwa genauso viele weitere singende Männchen
1978-82 sowie 1993-96 jeweils mehrere Brutnachweise
2004-2007: keine sicheren oder wahrscheinlichen Brutnachweise
Vorkommenskarte
Phänologie
Phänogramm
Erläuterung Phänologie
Die Nachweise des Halsbandschnäppers in Sachsen liegen im Zeitraum von Mitte April bis Ende Juli. Die Brutzeit erstreckt sich von Anfang Mai bis Mitte Juli. Die Eiablage beginnt Mitte Mai (Steffens et al. 1998).
Lebensraum
Beständige Brutvorkommen des Halsbandschnäppers gibt es in Sachsen nicht (Nordwestrand des Verbreitungsgebietes). Er brütete sporadisch in Buchenwäldern, Laubmisch- und Laub-Nadel-Mischwäldern, Kiefernbeständen und –stangenhölzern, Waldresten, waldartigen Parks und Obstbaumbeständen in Waldnähe. Die Art bevorzugte im Elbsandsteingebirge warme Kuppenlagen mit reich strukturierten Waldbereichen (z. B. am Großen Winterberg).
Lebensräume nach Artenschutzrecht
Fortpflanzungsstätten:
Die Fortpflanzungsstätte ist das Brutrevier.
Ruhestätten:
Ruhestätten liegen zur Brutzeit im Brutrevier. Bei Fliegenschnäppern übernachten Weibchen und Junge während der Brut- und Huderzeit in der Bruthöhle und die Männchen auf Ästen in der Umgebung. Nach dem Flüggewerden schlafen auch Weibchen und Junge im Freien auf Ästen (Stiefel 1979).
Habitatkomplexe
- Gehölze, Baumbestand
- Wälder
Habitatkomplexe Reproduktion
Höhenstufen
Sonstiges
Literatur
Augst, U. (1995): Der Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis) in der Sächsischen Schweiz. Faun. Abh. Staatl. Mus. Tierkd. Dresd. 20: 145-151.
Bauer, H.-G.; Bezzel, E. & Fiedler, W. (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 2: Passeriformes - Sperlingsvögel, 2. Aufl., Wiebelsheim.
Bernotat, D. & Dierschke, V. (2015): Übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen 2. Fassung - Stand 25.11.2015. (Studie als PDF-Datei)
Boschert, M. (2005): Vorkommen und Bestandsentwicklung seltener Brutvogelarten in Deutschland 1997 bis 2003. Vogelwelt 126: 1-51.
Gedeon, K.; Grüneberg, C.; Mitschke, A.; Sudfeldt, C.; Eikhorst, W.; Fischer, S.; Flade, M.; Frick, S.; Geiersberger, I.; Koop, B.; Kramer, M.; Krüger, T.; Roth, N.; Ryslavy, T.; Stübing, S; Sudmann, S. R.; Steffens, R.; Vökler, F. & Witt, K. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding Birds. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten (Hrsg.), Münster.
Glutz von Blotzheim, U. N. & Bauer, K. M. (1993): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. - Bd. 13/I Passeriformes (4. Teil). Wiesbaden.
Hagemeijer, W. J. M. & Blair, M. J. (eds.) (1997): The EBCC Atlas of European Breeding Birds: Their distribution and abundance. London.
Steffens, R.; Nachtigall, W.; Rau, S.; Trapp, H. & Ulbricht, J. (2013): Brutvögel in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. (als PDF-Dateien unter Brutvögel in Sachsen, Seiten 1-247 sowie S. 248-436 bzw. S. 437-656)
Steffens, R.; Saemann, D. & Grössler, K. (Hrsg.) (1998): Die Vogelwelt Sachsens. Gustav Fischer Verlag, Jena.
Stiefel, A. (1979): Ruhe und Schlaf bei Vögeln. Die Neue Brehm-Bücherei 487. Ziemsen-Verlag, Wittenberg.
Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K. & Sudfeldt, C. (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: 23-81.
Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes
Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 27.09.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich (Halle), Dr. Matthias Weber (Heidenau)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de