Allgemeine Arteninformationen
Kennzeichen
Kopf-Rumpf-Länge: 40-70 cm, Schwanzlänge: 20-30 cm; Gewicht: 5-12 kg; starke Gewichtsschwankungen durch Winterruhe und dafür angelegte Fettreserven; leichter Geschlechtsdimorphismus in Körpermasse und -maßen (Männchen sind meist größer und schwerer als Weibchen); gedrungen wirkender Körper mit relativ kurzen Gliedmaßen; Färbung: grau meliert mit einzelnen schwarzen und hellen Grannenhaaren; langer, hell und dunkel geringelter Schwanz; typische Gesichtsmaske mit hellgrauem, quer liegendem Band über der Nase und oberhalb der Augen; schwarzes Querband über den Augen ist in der Mitte nicht (wie beim Marderhund) mit hellerer Partie unterbrochen. Die Trittspuren mit den langen Zehen sind unverkennbar.
Die Art kann wegen der ähnlichen Fellfärbung und Gesichtsmaske mit dem Marderhund (Nyctereutes procyonoides) und wegen der ähnlichen Fellfärbung mit dem Dachs (Meles meles) verwechselt werden.
Biologie und Ökologie
Lebensweise: Lebensraumgeneralist mit einer Vorliebe für feuchte Regionen und nahrungsreiche Siedlungsräume, kann sehr gut schwimmen und sucht daher im Wasser nach Nahrung; kann sehr gut klettern; nutzt als Schlafplatz im Winterhalbjahr und zur Jungenaufzucht überwiegend Baumhöhlen oder Gebäude, bei Fehlen dieser werden vorhandene Erdbaue (von Fuchs und Dachs) oder Felshöhlen aufgesucht; im Sommerhalbjahr in Feuchtgebieten gern auch in deckungsbietender Bodenvegetation liegend; vorwiegend nacht- und dämmerungsaktiv, selten auch tagaktiv; Winterruhe ähnlich wie Dachs und Marderhund.
Lebenserwartung: Im Freiland max. ca. 8-10 Jahre, in Gefangenschaft teilweise bis 20 Jahre.
Nahrungsspektrum: sehr breites Spektrum, variiert saisonal, regional und nach Verfügbarkeit, v. a. Amphibien, Reptilien und Evertebraten (z. B. Schnecken, Muscheln, Käfer, Insektenlarven); v. a. im Sommer viel Obst und Mais; regional werden auch Fische, Kleinsäuger und Vögel regelmäßig gefressen.
Territorialverhalten: polygam mit teilweise ausgeprägter, intrasexueller Territorialität; teilweise nutzen mehrere gleichgeschlechtliche Artgenossen das gleiche Territorium; bei gutem Nahrungsangebot große Aktionsraumüberlappung von Nachbarn oder Territorialität wird ganz aufgegeben; dadurch sind Konzentrationen von 50-100 Waschbären an zentralen Nahrungsschwerpunkten (z. B. Fütterungen) möglich; Aktionsraumgrößen im Müritz-Nationalpark für Rüden im Mittel 660 ha und für Fähen 220 ha; in Mittelgebirgswäldern des Solling etwa doppelt so groß; Fähen nutzen in nahrungsreichen Ortslagen teilweise nur 5-10 ha; Aktionsräume werden im Winter wegen verringerter Aktivität stark verkleinert.
Populationsdichte: Für Deutschland keine Angaben zu Populationsdichten an der Lebensraumkapazitätsgrenze; Abgeleitet von immer weiter steigender Jagdstrecken scheinen die Dichten in ganz Deutschland noch weiter anzusteigen; In Optimallebensräumen in Siedlungen in Kassel ca. 90 Ind./100 ha und in Bad Karlshafen ca. 110 Ind./100 ha; In Populationen, deren Dichten ebenfalls noch stiegen, außerhalb von Ortslagen: 4-6 Ind./100 ha (Müritz Nationalpark) und 2-3 Ind./100 ha im Solling.
Überregionale Verbreitung
Herkunftsgebiet: Nordamerika
Aktuelle Verbreitung in Europa: Verbreitungsschwerpunkt: Deutschland und angrenzende Regionen in Niederlanden, Frankreich, Schweiz, Österreich, Tschechien; in einigen anderen Ländern nur in sehr geringen Dichten.
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: Es liegen mittlerweile aus allen Bundesländern Nachweise vor, v. a. in den gewässerreichen Regionen der Bundesländer Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg verbreitet, in den anderen Teilen Deutschlands mit geringen Dichten und vermutlich lückigem Vorkommen.
Prüfung und Erfassung
Sonstige Arten-Attribute
- Invasive gebietsfremde Art der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 inkl. aller Ergänzungen
- Durchführungsverordnung (EU) Nr. 2016/1141 vom 13. Juli 2016
- Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Wirbeltiere (BfN-Skripten 409)
Vorkommen
Status Etablierung
Neobiota, etabliert
Langfristiger Bestandstrend
deutliche Zunahme
Kurzfristiger Bestandstrend
deutliche Zunahme
Phänologie
Phänogramm
Lebensraum
Habitatkomplexe Reproduktion
- Fließgewässer, Quellen
- Gebäude, Siedlungen
- Moore
- Stillgewässer inkl. Ufer
- Sümpfe, Niedermoore, Ufer