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Oryctolagus cuniculus (Linnaeus, 1758) / Wildkaninchen (Sachsen)

Synonyme


Kaninchen

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Deutschland:V (zurückgehende Art lt.Vorwarnliste, zurückgehende Pflanzengesellschaften (keine Gefährdungskategorie!))
Rote Liste Sachsen:nb

Bildautor: JJ Harrison (2009), Wikimedia Commons, lizenziert unter GNU FDL (Lizenztext siehe …), URL: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Oryctolagus_cuniculus_Tasmania_2.jpg

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

• Kopf + Rumpf 35-45 cm lang, 1,3-2,2 kg schwer; graubraunes Fell • im Vergleich zum Feldhasen proportional kürzere Ohren und Hinterbeine

Biologie und Ökologie

• überwiegend dämmerungs- nachtaktiv • empfindlich gegen nasskaltes Wetter und kalte Winter • siedelt gesellig in mehr oder minder großen Kolonien (über 100 Tiere möglich), die aus mehreren Familienverbänden bestehen; jede Familie (selten aus mehr als 7 Tieren) lebt in separatem Bau • Fortpflanzungszeit in Mitteleuropa von Februar bis August/September; das dominante Männchen paart sich mit mehreren Weibchen, andere Männchen werden vertrieben • pro Jahr 3-4 Würfe mit durchschnittlich jeweils 5-6 Jungen; die Jungen werden in einer separat angelegten Setzröhre abseits der Familienbaue geboren • seit 1988 neben der Myxomatose und anderen Krankheiten verstärkt Befall mit RHD (Chinaseuche, Mitte der 1980er Jahre nach Westeuropa vermutlich mit Zuchttieren o.ä. eingeschleppt; Sterblichkeit 100%); Verluste durch die Summe der Erkrankungen werden auf bis zu 99% des Ausgangsbestandes geschätzt • Ausbreitung durch den Bau von Eisenbahndämmen (günstig für Anlage der Erdbaue) gefördert • durch Bodenbearbeitung auf landwirtschaftlichen Flächen Anlage von Bauen verhindert, in den Lössgebieten Mittel- und Ostsachsens Verdrängung auf Ackerrandstreifen, Brachen und Ödland • reviertreu, Reviergröße etwa Umkreis von 600 m um den Bau

Überregionale Verbreitung

Herkunft: Spanien, Südfrankreich, Nordwestafrika

Prüfung und Erfassung


Verantwortlichkeit (Auswahl)

Allgemeine Verantwortlichkeit

Vorkommen


Status Etablierung

Neobiota, etabliert

Langfristiger Bestandstrend

mäßiger Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

starke Abnahme

Bestand

• ab 1900 in Sachsen Ausbreitung in vielen Landesteilen, allerdings mit starken Bestandesschwankungen • bis Mitte des 20. Jh. in den Großräumen Leipzig und Dresden weit verbreitet und vor allem in trockenen Kiefernforsten sehr häufig • seit 1960/70 sachsenweit Einbruch der Bestände, vermutlich durch Seuchenzüge der Myxomatose (spezifische Kaninchenkrankheit, Sterblichkeit 40-60%)

Verbreitung und Einbürgerung

• Einbürgerungszeit: in Deutschland erste Wildvorkommen im 13. Jh.; Ende des 19. Jh. vielerorts Ansiedlungen zu jagdlichen Zwecken; in Sachsen spätestens seit dem 19. Jh. • Einbürgerungsweise: Ansiedlung durch Aussetzungen • Einbürgerungsgrad in Sachsen: etabliert

Lebensraum


  • im Herkunftsgebiet: Steppen mit leicht grabbaren Sandböden und warmem/mildem Klima
  • • bevorzugt offene Landschaften mit niedriger oder teilweise fehlender Pflanzendecke; benötigt ausreichend Deckung in Form von Hecken oder kleineren Feldgehölzen • Bracheflächen in Industriegebieten, größere Grünflächen • Bergbaufolgelandschaften und sandige Heideflächen der Oberlausitz • zur Anlage der Baue lockere, sandig-lehmige Böden • Steppen mit leicht grabbaren Sandböden und warmem/mildem Klima

Management


Beurteilung

naturschutzfachlich: • in Sachsen selten geworden, starker Rückgang in der flächigen Verbreitung bei insgesamt recht geringen Schwankungen der Bestandesdichte • zwischen 2000 und 2003 Rückgang der durchschnittlichen Bestandesdichten von 2,2 auf 1,7 Individuen pro 100 ha; wesentliche Verbesserung gegenwärtig nicht erkennbar • kein negativer Einfluss auf die heimische Flora und Fauna wirtschaftlich: • in Sachsen durch niedrige Bestände keine Bedeutung • bei lokalen Massenvorkommen erhebliche Verbissschäden an Gehölzen oder Wühlschäden durch Anlage der Baue (z.B. in Dämmen) möglich Fazit: • in Sachsen selten gewordener Säuger ohne wesentliche ökonomische und ökologische Einflüsse

Management

• Bejagung, falls notwendig

Sonstiges


Literatur

BARTEL, M.; GRAUER, A.; GREISER, G.; HEYEN, B.; KLEIN, R.; MUCHIN, A.; STRAUß, E.; WENZELIDES, L.; WINTER, A. (2007): Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands. Status und Entwicklung ausgewählter Wildtierarten in Deutschland, Jahresbericht 2006. Deutscher Jagdschutz-Verband e.V. (Hrsg.). Bonn. - http://medienjagd.test.newsroom.de/jahresbericht_2006internet.pdf - Zugriff am 16.06.2010 BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (BFN) (Hrsg.) (2009): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Naturschutz und Biologische Vielfalt. Heft 70 (1). Bann - Bad Godesberg. GEITER, O.; HOMMA, S.; KINZELBACH, R. (2002): Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland. Forschungsbericht 296 89 901/01. Texte des Umweltbundesamtes 25/02. Umweltbundesamt. HAUER, S.; ANSORGE, H.; ZÖPHEL, U. (2009): Atlas der Säugetiere Sachsens. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Hrsg.) (2009): Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden. STRESEMANN, E. (1987): Exkursionsfauna. Band 3 Wirbeltiere. Volk und Wissen Volkseigener Verlag. Berlin. http://de.wikipedia.org/wiki/Wildkaninchen - Zugriff am 04.04.2010 http://de.wikipedia.org/wiki/Chinaseuche - Zugriff am 04.04.2010 http://www.jagd-online.de/naturschutz/einmaleins/?meta_id=103 - Zugriff am 04.04.2010

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

25.05.2010, Norman Döring (TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften)