Allgemeine Arteninformationen
Kennzeichen
• Kopf + Rumpf 35-45 cm lang, 1,3-2,2 kg schwer; graubraunes Fell
• im Vergleich zum Feldhasen proportional kürzere Ohren und Hinterbeine
Biologie und Ökologie
• überwiegend dämmerungs- nachtaktiv
• empfindlich gegen nasskaltes Wetter und kalte Winter
• siedelt gesellig in mehr oder minder großen Kolonien (über 100 Tiere möglich), die aus mehreren Familienverbänden bestehen;
jede Familie (selten aus mehr als 7 Tieren) lebt in separatem Bau
• Fortpflanzungszeit in Mitteleuropa von Februar bis August/September; das dominante Männchen paart sich mit mehreren Weibchen, andere Männchen werden vertrieben
• pro Jahr 3-4 Würfe mit durchschnittlich jeweils 5-6 Jungen; die Jungen werden in einer separat angelegten Setzröhre abseits der Familienbaue geboren
• seit 1988 neben der Myxomatose und anderen Krankheiten verstärkt Befall mit RHD (Chinaseuche, Mitte der 1980er Jahre nach Westeuropa vermutlich mit Zuchttieren o.ä. eingeschleppt; Sterblichkeit 100%);
Verluste durch die Summe der Erkrankungen werden auf bis zu 99% des Ausgangsbestandes geschätzt
• Ausbreitung durch den Bau von Eisenbahndämmen (günstig für Anlage der Erdbaue) gefördert
• durch Bodenbearbeitung auf landwirtschaftlichen Flächen Anlage von Bauen verhindert, in den Lössgebieten Mittel- und Ostsachsens Verdrängung auf Ackerrandstreifen, Brachen und Ödland
• reviertreu, Reviergröße etwa Umkreis von 600 m um den Bau
Überregionale Verbreitung
Herkunft: Spanien, Südfrankreich, Nordwestafrika
Prüfung und Erfassung
Verantwortlichkeit (Auswahl)
Allgemeine Verantwortlichkeit
Vorkommen
Status Etablierung
Neobiota, etabliert
Langfristiger Bestandstrend
mäßiger Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
starke Abnahme
Bestand
• ab 1900 in Sachsen Ausbreitung in vielen Landesteilen, allerdings mit starken Bestandesschwankungen
• bis Mitte des 20. Jh. in den Großräumen Leipzig und Dresden weit verbreitet und vor allem in trockenen Kiefernforsten sehr häufig
• seit 1960/70 sachsenweit Einbruch der Bestände, vermutlich durch Seuchenzüge der Myxomatose (spezifische Kaninchenkrankheit, Sterblichkeit 40-60%)
Verbreitung und Einbürgerung
• Einbürgerungszeit: in Deutschland erste Wildvorkommen im 13. Jh.; Ende des 19. Jh. vielerorts Ansiedlungen zu jagdlichen Zwecken; in Sachsen spätestens seit dem 19. Jh.
• Einbürgerungsweise: Ansiedlung durch Aussetzungen
• Einbürgerungsgrad in Sachsen: etabliert
Lebensraum
- im Herkunftsgebiet: Steppen mit leicht grabbaren Sandböden und warmem/mildem Klima
- • bevorzugt offene Landschaften mit niedriger oder teilweise fehlender Pflanzendecke; benötigt ausreichend Deckung in Form von Hecken oder kleineren Feldgehölzen
• Bracheflächen in Industriegebieten, größere Grünflächen
• Bergbaufolgelandschaften und sandige Heideflächen der Oberlausitz
• zur Anlage der Baue lockere, sandig-lehmige Böden
• Steppen mit leicht grabbaren Sandböden und warmem/mildem Klima
Management
Beurteilung
naturschutzfachlich:
• in Sachsen selten geworden, starker Rückgang in der flächigen Verbreitung bei insgesamt recht geringen Schwankungen der Bestandesdichte
• zwischen 2000 und 2003 Rückgang der durchschnittlichen Bestandesdichten von 2,2 auf 1,7 Individuen pro 100 ha; wesentliche Verbesserung gegenwärtig nicht erkennbar
• kein negativer Einfluss auf die heimische Flora und Fauna
wirtschaftlich:
• in Sachsen durch niedrige Bestände keine Bedeutung
• bei lokalen Massenvorkommen erhebliche Verbissschäden an Gehölzen oder Wühlschäden durch Anlage der Baue (z.B. in Dämmen) möglich
Fazit:
• in Sachsen selten gewordener Säuger ohne wesentliche ökonomische und ökologische Einflüsse
Management
• Bejagung, falls notwendig
Sonstiges
Literatur
BARTEL, M.; GRAUER, A.; GREISER, G.; HEYEN, B.; KLEIN, R.; MUCHIN, A.; STRAUß, E.; WENZELIDES, L.; WINTER, A. (2007): Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands. Status und Entwicklung ausgewählter Wildtierarten in Deutschland, Jahresbericht 2006. Deutscher Jagdschutz-Verband e.V. (Hrsg.). Bonn. - http://medienjagd.test.newsroom.de/jahresbericht_2006internet.pdf - Zugriff am 16.06.2010
BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (BFN) (Hrsg.) (2009): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Naturschutz und Biologische Vielfalt. Heft 70 (1). Bann - Bad Godesberg.
GEITER, O.; HOMMA, S.; KINZELBACH, R. (2002): Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland. Forschungsbericht 296 89 901/01. Texte des Umweltbundesamtes 25/02. Umweltbundesamt.
HAUER, S.; ANSORGE, H.; ZÖPHEL, U. (2009): Atlas der Säugetiere Sachsens. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Hrsg.) (2009): Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden.
STRESEMANN, E. (1987): Exkursionsfauna. Band 3 Wirbeltiere. Volk und Wissen Volkseigener Verlag. Berlin.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wildkaninchen - Zugriff am 04.04.2010
http://de.wikipedia.org/wiki/Chinaseuche - Zugriff am 04.04.2010
http://www.jagd-online.de/naturschutz/einmaleins/?meta_id=103 - Zugriff am 04.04.2010
Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes
25.05.2010, Norman Döring (TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften)