Allgemeine Arteninformationen
Taxonomie
Früher wurde die Gattung taxonomisch sehr uneinheitlich behandelt. Heute geht man von fünf Arten in der Gattung aus, von denen auch E. nuttallii und E. callitrichoides in Deutschland als Neophyten vorkommen. Hybriden zwischen E. canadensis und E. nuttallii können auftreten (Cook & Urmi-König 1985).
Kennzeichen
Ausdauernde und untergetauchte Wasserpflanze. Dicht beblätterte Sprosse kriechen oder wachsen aufrecht. Sprosse ca. 1 mm dick und bis zu 3 m lang. Dunkelgrüne zungenförmige Blätter ca. 10 mm lang und 2-3(-5) mm breit, meist in 3-zähligen Quirlen, sind weich oder starr, vorn abgerundet und parallelrandig. Pflanze zweihäusig, jedoch im Gebiet nur weibliche Pflanzen bekannt. Blüten etwa 2-3,5(-5) mm im Durchmesser, bestehend aus 3 grünen Kelch- und 3 unscheinbaren weißen Kronenblättern. Verwechslungsmöglichkeit mit E. nuttallii und E. callitrichoides (E. canadensis mit breiteren, nicht zurückgebogenen Blättern).
Biologie und Ökologie
Wuchsverhalten: bildet v. a. in eutrophen Gewässern oft Dominanzbestände
vegetative Ausbreitung: Ausschließlich vegetative Vermehrung. Hohes vegetatives Reproduktionspotenzial und rasche Ausbreitung, da aus kleinsten Sprossteilen neue Pflanzen entstehen.
generative Ausbreitung: im Gebiet keine
Verbreitungswege: Sprossteile werden mit fließendem Wasser, dem Schiffsverkehr und mit Wasservögeln weit transportiert. Im Handel erhältlich.
Überregionale Verbreitung
Herkunftsgebiet: Kanada, USA, Mexiko
Aktuelle Verbreitung in Europa: Kosmopolit. In Mitteleuropa weit verbreitet (http://www.europe-aliens.org/speciesFactsheet.do?speciesId=1052#).
Prüfung und Erfassung
Sonstige Arten-Attribute
- Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Gefäßpflanzen (BfN-Skripten 352)
Vorkommen
Status Etablierung
Neobiota, etabliert
Bemerkungen Neobiota
(*) Neobiota etabliert, stabil oder in Ausbreitung befindlich
Nachweisabsicherung
Ja
Langfristiger Bestandstrend
deutliche Zunahme
Kurzfristiger Bestandstrend
deutliche Zunahme
Bestand
Aktuelle Verbreitung in Sachsen: Mäßig häufig bis häufig mit Vorkommen bis ins mittlere Bergland, darüber seltener. M.E. in Sachsen wie im restlichen Deutschland eher im Rückgang, zumindest lokal zu beobachten. Vorkommen in 26-50 MTB-VQ vermerkt (Gutte 2001).
Verbreitung und Einbürgerung
Einbürgerungszeit: 1836 erstmals in Irland, gegen 1859 erstmals bei Berlin
Einbürgerungsgrad in Sachsen: vollständig
Einbürgerungsweise: aus Berliner Botanischen Gärten in nahe gelegene Gewässer ausgesetzt, über Flüsse und Kanäle rasante Verbreitung
Vorkommenskarte

Phänologie
Phänogramm

Lebensraum
Lebensraum im Herkunftsgebiet: keine Angaben
Lebensraum in Sachsen: in langsam fließenden und stehenden, mäßig nährstoffreichen (meso-) bis nährstoffreichen (eutrophen) Gewässern (E. nuttallii dagegen in eu- bis hypertrophen Gewässern). Die Art wird durch Einleitung von Abwässern gefördert.
Ökologische Charakterisierung
Höhenstufen
- collin
- hochmontan
- montan
- planar
Management
Beurteilung
Naturschutzfachliche Beurteilung:
• Massenvorkommen haben einen Einfluss auf die Nährstoffdynamik des Gewässers, da es beim Absterben zu Sauerstoffzehrung kommt (Josefsson 2011)
• die Kanadische Wasserpest hat eine allelopathische (wachstumshemmende) Wirkung auf Planktonalgen und ihre Nahrungsketten (Erhard & Gross 2006)
• aus Norwegen ist der Rückgang von Flusskrebsen in dichten Wasserpest-Beständen nachgewiesen (Hessen et al. 2004)
• Es wird mehr und mehr davon ausgegangen, dass sich die Wasserpestarten gut in die Wasserpflanzengesellschaften einfügen und es zumeist nicht zur nachhaltigen Verdrängung heimischer Arten kommt (Kowarik 2010). Oft nehmen die Wasserpestarten nach anthropogener Verunreinigung den Platz anderer, verdrängter Arten ein und sind somit nicht Ursache, sondern Symptom unerwünschter Umweltveränderungen.
• für Schwäne, Blässhühner, Schnatterenten und einige Fische sind Wasserpestarten eine gute Weide
• eine Förderung des Invasionsrisikos durch den Klimawandel und eine Ausweitung des Areals Richtung Norden wird angenommen (Heikkinen et al. 2009)
Betroffene Schutzgüter: eutrophe Stillgewässer
Wirtschaftliche Beurteilung:
• Negative ökonomische Folgen entstehen bei Massendominanz. Die Art kann fast vollständig Freiwasser ausfüllen. Dadurch kommt es zur Behinderung von Wasserkraftnutzung, Tourismus, Fischerei und Schifffahrt.
• positive ökonomische Auswirkungen sind aufgrund des Potenzials zur biologischen Reinigung von Gewässern zu verzeichnen
Negative gesundheitliche Auswirkungen: Keine gesundheitlichen Auswirkungen bekannt oder zu erwarten
Wissensdefizite in Sachsen: keine bekannt
Fazit für Sachsen: Die starke Biomasseentwicklung der Elodea-Arten verändert die quantitative Zusammensetzung der limnischen Lebensgemeinschaften. Es bleibt jedoch fraglich ob dies zum Rückgang heimischer Arten führt. Ein Handlungsbedarf in zahlreichen Einzelfällen besteht vorrangig aus wasserwirtschaftlichen Gründen heraus.
Management
Präventive Maßnahmen:
• vorbeugende Maßnahmen haben keine große Bedeutung, da die Wasserpest schon weit verbreitet ist. Jedoch muss eine weitere absichtliche Ausbringung durch Entsorgung von Aquarienpflanzen unterbunden werden (Zentralverband Gartenbau 2008)
• Empfehlungen für den Gartenbau und Pflanzenverwender: in Gartenteichen kann nur sehr schwer auf E. canadensis verzichtet werden, da sie ein guter Sauerstofflieferant ist und einen höheren pH-Wert verträgt. Jedoch darf die Art nur in abgegrenzten Teichen/Wassergärten im Hausgarten verwendet und nicht in freies Gewässer ausgebracht werden. Ein entsprechender Hinweis auf dem Etikett beim Verkauf wird empfohlen.
Bekämpfungsstrategien:
• prinzipiell sind die Wasserpestarten am besten zurückzudrängen, indem die anthropogene Eutrophierung potenziell oligo- bis mesotropher Gewässer zurückgeführt wird
• der Aufbau bachbegleitender Gehölzbestände vermindert durch die Beschattung allgemein den Aufwuchs von Wasserpflanzen
• In kleinen Gewässern können mechanische Maßnahmen zur Räumung im Juni/ August vorgenommen werden. Diese müssen periodisch wiederholt werden.
• Winterliches Ablassen und Ausfrieren der Gewässer ist erfolgsversprechend und wirkt gleichzeitig der Verlandung entgegen Nicht zu empfehlende Maßnahmen: Das Einsetzen von Graskarpfen als Weidetiere reduziert den Wuchs, hat jedoch unerwünschte Nebenfolgen. Mitunter füllt E. nuttallii die entstandenen Lücken, so dass die Situation möglicherweise schlimmer ist als zuvor (Korte & Lelek 1996)
Handlungsbedarf: Die Art ist in Sachsen bereits seit langem flächendeckend verbreitet, so dass Bekämpfungsmaßnahmen nur lokal, zumeist bei wasserwirtschaftlichen Konflikten und bei periodischer Wiederholung sinnvoll sind.
Für das Management von Neobiota in Sachsen beachten Sie auch die offiziellen Seiten des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL): http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm; insbesondere auch die Arbeitshilfen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34838.htm
Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm ;
Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/cadenzaweb2014/commands.xhtml?Login.Anonymous</p
Meldungen an die Regionalverantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker (AGsB) werden jährlich in die Zentrale Artdatenbank übernommen.
Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf für ein Management in zahlreichen Einzelfällen vorhanden
Sonstiges
Literatur
Sachsen:
Gutte, P. (2001): Sachsens Neophyten – eine Übersicht. In: Brandes, D. (Hrsg.) Adventivpflanzen. Beiträge zu Biologie, Vorkommen und Ausbreitungsdynamik von Archäophyten und Neophyten in Mitteleuropa. Tagungsbericht des Braunschweiger Kolloquiums vom 3.-5. November 2000. Braunschweig, S. 151-160.
Gutte, P. (2006): Flora der Stadt Leipzig einschließlich Markkleeberg. Weissdorn-Verlag, Jena, 278 S.
Gutte, P., Hardtke, H.-J., & Schmidt, P. (2013): Die Flora Sachsens und angrenzender Gebiete. Ein pflanzenkundlicher Exkursionsführer. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 983 S.
Hardtke, H.-J., Ihl, A. (2000): Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden. 806 S.
Hardtke, H.-J., Klenke, F. & Müller, F. ( 2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete. Sandstein Verlag, Dresden, 718 S.
Otto, H.-W. (2004): Die Farn- und Samenpflanzen der Oberlausitz. Berichte der naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz. 22. Görlitz. Uhlmann, H. (2005): Flora Nossen/Rosswein im Klosterbezirk Altzella. Gersdorf, 248 S.
Weiterführende Literatur:
Cook, C.D.K & Urmi-König, K. (1985): Range extension of aquatic vascular plant species. Journal of Aquatic Plant Management 23, S.1-6.
Erhard, D. & Gross, E.M. (2006): Allelopathic activity of Elodea canadensis and Elodea nuttallii against epiphytes and phytoplankton. Aquat. Bot. 85, S. 203-211.
Heikkinen, R.K., Leikola, N., Fronzek, S., Lampinen, R. & Toivonen, H. (2009): Predicting distribution patterns and recent northward range shift of an invasive aquatic plant: Elodea canadensis in Europe. BioRisk 2, S. 1-32.
Hessen, D.O., Skurdal, J. & Braathen, J.E. (2004): Plant exclusion of a herbivore; crayfish population decline caused by an invading waterweed. Biol. Invasions 6, 133-140.
Josefsson, M. (2011): Elodea canadensis, Elodea nuttallii and Elodea callitrichoides. Nobanis Invasive Alien Species Fact Sheet, 12 S., http://www.nobanis.org/files/factsheets/Elodea.pdf
Kohler, A. (1995): Neophyten in Fließgewässern. Beispiele aus Süddeutschland und dem Elsaß. Schriftenreihe Vegetationskunde (Sukopp-Festschrift) 27, 405-412.
Korte, E. & Lelek, A. (1996): Fisch-Neozoa. Welchen Einfluss haben sie auf die Gewässer? In: Umweltbundesamt (Hrsg.): Faunen- und Florenänderung durch Gewässerausbau. Neozoen und Neophyten. UBA Texte 74/96, 94-103.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 2. Aufl., Ulmer, Stuttgart, 492 S.
Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W. & Essl, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf
Schmiedel, D., Wilhelm, E.-G., Nehring, S., Scheibner, C., Roth, M. & S. Winter (2015): Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141/1. Bonn- Bad Godesberg, Landwirtschaftsverlag.
Zentralverband Gartenbau (2008): Umgang mit invasiven Arten. Empfehlungen für Gärtner, Planer und Verwender. Zentralverband Gartenbau: 37 S., https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/presse/10-02-Invasive%20Arten_Anlage-2_selbstverpflich_1.pdf
Links:
http://www.neobiota.de/12648.html , abgerufen am 10.04.2015
www.g-net.de/download/Empfehlung-Invasive-Arten.pdf
http://www.neophytenmanagement.de/index.php/de/neo-portraets , abgerufen am 10.04.2015
http://neobiota.info/pdf/ElodeaCanadensis.pdf
http://www.europe-aliens.org , abgerufen am 10.04.2015
Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes
Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 07.05.2015; Bearbeiter: Dr. Uta Kleinknecht, Uta Glinka (IVL);
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm
Informationen zu Neobiota: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm