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Pipistrellus pipistrellus (Schreber, 1774) / Zwergfledermaus i.e.S (Sachsen)

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:SG (streng geschützt)
FFH:FFH-IV (Anhang IV - Art der FFH-Richtlinie (1992))
Rote Liste Deutschland:* (derzeit keine Gefährdung)
Rote Liste Sachsen:V (zurückgehende Art lt.Vorwarnliste, zurückgehende Pflanzengesellschaften (keine Gefährdungskategorie!))

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

  • eine der kleinsten europäischen Fledermausarten
  • Rückenfell dunkel- oder rotbraun, Unterseite gelbbraun, Gesichtspartien dunkel, Ohren klein und abgerundet
  • Flügelspannweite 18 – 24 cm
  • Gewicht 3 – 7 g
  • Unterarmlänge 28 – 34,5 mm

Biologie und Ökologie

  • Wochenstuben- und Sommerquartiere in Spalten an Gebäuden, Einzeltiere auch hinter der Rinde von Bäumen, die Quartiere werden häufig gewechselt
  • Winterquartiere in Gebäuden, unterirdischen Kellern, Felsspalten
  • Wochenstubengesellschaften bestehen meist aus 50 – 150 Weibchen
  • im Rahmen der Quartiererkundung gelegentlich Einflug größerer Gruppen, die überwiegend aus jungen Zwergfledermäusen bestehen, in Wohnräume (Invasionen), wobei bereits gelandete Tiere durch Soziallaute weitere Artgenossen anlocken
  • schneller wendiger Flug, oft entlang linearer Landschaftsstrukturen, bedingt strukturgebunden
  • breites Nahrungsspektrum an Fluginsekten mit hohem Anteil an Zweiflüglern
  • Jagdgebiete sind maximal 2 Kilometer vom Tagesquartier entfernt
  • saisonale Wanderungen sind möglich, jedoch überwintern die meisten Tiere in der Nähe der Sommerquartiere bei einer Entfernung zwischen Sommer- und Winterquartieren von weniger als 20 bis 100 km

Überregionale Verbreitung

  • in ganz Europa verbreitet, nördlich bis zum 56. Breitengrad sowie vom Mittelmeerraum bis zum Mittleren Osten

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

günstig

Prüfung und Erfassung


Untersuchungsstandards

  • Wochenstubenquartiere: - Zählungen adulter Tiere beim Ausflug - Ende Mai - Anfang Juni, Parallelzählungen bei bekannten Quartierkomplexen - Quartiersuche durch Gebäudekontrollen und durch Beobachtungen von Einflügen in der Morgendämmerung Jagdgebiete und Flugwege: - akustisch gut nachweisbar, Begehungen mit Ultraschalldetektor im Rahmen von Untersuchungen des Gesamtartenspektrums eines Gebietes, Rufaufzeichnungen zeitgedehnt oder in Echtzeit für anschließende Analyse der Sonagramme, Sicherung der Rufbelege - mindestens 6-8 Begehungen im Zeitraum Ende April bis Anfang September, Begehungsdauer je nach Gebietsgröße mindestens 3 Stunden bis ganznächtlich - langfristige bzw. regelmäßige ganznächtliche stationäre akustische Aufzeichnungen, z.B. an potenziellen Leitstrukturen - spezielle Untersuchungsanforderungen für Planungen von Windenergieanlagen (6 Begehungen während des Frühjahrszuges, 7 Begehungen in der Wochenstubenzeit, 10 Begehungen während des Herbstzuges sowie langfristige bzw. regelmäßige ganznächtliche stationäre akustische Aufzeichnungen) -Netzfänge zur Feststellung des Reproduktionsstatus
  • Wochenstubenquartiere:
    • Zählungen adulter Tiere beim Ausflug - Ende Mai - Anfang Juni, Parallelzählungen bei bekannten Quartierkomplexen
    • Quartiersuche durch Gebäudekontrollen und durch Beobachtungen von Einflügen in der Morgendämmerung
    Jagdgebiete und Flugwege:
    • akustisch gut nachweisbar, Begehungen mit Ultraschalldetektor im Rahmen von Untersuchungen des Gesamtartenspektrums eines Gebietes, Rufaufzeichnungen für anschließende Analyse der Sonagramme, Sicherung der Rufbelege
    • mindestens 6-8 Begehungen im Zeitraum Ende April bis Anfang September, Begehungsdauer je nach Gebietsgröße mindestens 3 Stunden bis ganznächtlich
    • langfristige bzw. regelmäßige ganznächtliche stationäre akustische Aufzeichnungen, z.B. an potenziellen Leitstrukturen
    • spezielle Untersuchungsanforderungen für Planungen von Windenergieanlagen (6 Begehungen während des Frühjahrszuges, 7 Begehungen in der Wochenstubenzeit, 10 Begehungen während des Herbstzuges sowie langfristige bzw. regelmäßige ganznächtliche stationäre akustische Aufzeichnungen)
    • Netzfänge zur Feststellung des Reproduktionsstatus

Sonstige Arten-Attribute

  • Besonders störungsempfindlich (TK25-Quadrant-Sechzehntel)

Vorkommen


Status Etablierung

Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)

Langfristiger Bestandstrend

  • Daten ungenügend
  • starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

  • Abnahme, Ausmaß unbekannt
  • Abnahme mäßig oder im Ausmaß unbekannt

Bestand

  • - mehr als 100 bekannte Wochenstubenkolonien mit meist 20 – 200 Weibchen - wenige bekannte Winterquartiere, in denen in der Regel einzelne Tiere überwintern - aktuelle Nachweise auf 255 MTBQ
    • mehr als 100 bekannte Wochenstubenkolonien mit meist 20 – 200 Weibchen
    • wenige bekannte Winterquartiere, in denen in der Regel einzelne Tiere überwintern
    • aktuelle Nachweise auf 255 MTBQ

Verbreitung und Einbürgerung

  • - in Sachsen weit verbreitet und in allen Naturräumen mit Ausnahme der höheren Berglagen anzutreffen - Wochenstubennachweise vor allem im Tief- und Hügelland - als Überwinterungsgebiet ist besonders die an Felsspalten reiche Sächsische Schweiz von Bedeutung
    • in Sachsen weit verbreitet und in allen Naturräumen mit Ausnahme der höheren Berglagen anzutreffen
    • Wochenstubennachweise vor allem im Tief- und Hügelland
    • als Überwinterungsgebiet ist besonders die an Felsspalten reiche Sächsische Schweiz von Bedeutung

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


  • sehr breites Lebensraumspektrum, sowohl in Nadel-, Misch- und Laubwäldern als auch in dörflichen Siedlungen und innerhalb von Städten, Jagd oft an gewässernahen Gehölzbeständen
  • Wochenstuben- und Sommerquartiere in Spalten in und an Gebäuden (Mauerspalten, Fassadenverkleidungen), häufig in Dehnungsfugen von Plattenbauten
  • Winterquartiere ober- und unterirdisch in Gebäuden sowie in Felsspalten

Lebensräume nach Artenschutzrecht

  • Fortpflanzungsstätten sind Wochenstubenquartiere in Gebäuden
  • Ruhestätten sind Quartiere in Gebäuden, unterirdischen Bauwerken, Baumquartieren und Fledermauskästen
  • Aufgrund der traditionellen Quartiernutzung gelten diese auch dann als Fortpflanzungs- bzw. Ruhestätten, wenn sie vorübergehend nicht besetzt sind.
  • Die lokale Population umfasst eine Wochenstubenkolonie bzw. die Winterschlafgemeinschaft eines Winterquartiers

Habitatkomplexe

  • Fels-/Gesteins-/Offenbodenbiotope
  • Fließgewässer, Quellen
  • Gebäude, Siedlungen
  • Gehölze, Baumbestand
  • Grünland, Grünanlagen
  • Höhlen, Bergwerksanlagen
  • Ruderalfluren, Brachen
  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Wälder

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Gebäude, Siedlungen

Management


  • Erhaltung von Quartieren in Bauwerken, ggfs. fledermausgerechte Sanierungen mit fachkundiger Betreuung
  • Verzicht auf Pestizide in Land- und Forstwirtschaft

Gefährdungen


  • Zerstörungen von Gebäudequartieren durch Abriss oder nicht fledermausgerechte Sanierung
  • Insektizideinsatz in Forst- und Landwirtschaft
  • Betrieb von Windenergieanlagen in der Nähe von Wald- und Gehölzbeständen

Sonstiges


Literatur

Meinig, H. & P. Boye (2004): Pipistrellus pipistrellus (Schreber, 1774). - In: Petersen, B., G. Ellwanger, R. Bless, P. Boye, E. Schröder & A. Ssymank: Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000, Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland, Bd. 2 Wirbeltiere. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69 / Bd. 2: S. 570-575. Dietz, C., O. v. Helversen & D. Nill (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas. Franckh-Kosmos Verlags GmbH, Stuttgart. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Hrsg.): Atlas der Säugetiere Sachsens. - Naturschutz und Landschaftspflege, Schmidt, C. (2007): Summer Distribution of Pipistrellus pipistrellus, P. pygmaeus and P. nathusii in the Oberlausitz Mountains and the Oberlausitz Pond landscape area - preliminary results. - Ber. Naturforsch. Ges. Oberlausitz 15: 37-42. Schober, W & E. Grimmberger (1998): Die Fledermäuse Europas. - Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., Stuttgart. Simon, M., Hüttenbügel, S. & J. Smit-Viergutz (2004): Ökologie und Schutz von Fledermäusen in Dörfern und Städten. Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens "Schaffung eines Quartierverbundes für Gebäude bewohnende Fledermausarten durch Sicherung und Ergänzung des bestehenden Quartierangebots in und an Gebäuden". - Schriftenr. Landschaftspfl. Naturschutz 76: 1-275. Steffens, R., U. Zöphel & D. Brockmann (2004): 40 Jahre Fledermausmarkierungszentrale Dresden – methodische Hinweise und Ergebnisübersicht. - Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege, 125 S.

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

28.11.2010 Ch. Schmidt ; Aktualisierung 17.06.2014 U. Zöphel