Allgemeine Arteninformationen
Kennzeichen
Die Schalenform der Flussperlmuschel variiert zwischen gerundet und nierenförmig. Die schwarzen bis rostbraunen Schalen erwachsener Tiere erreichen Längen zwischen 11,8 und 14,8 cm, Höhen zwischen 5,7 und 7,2 cm sowie Dicken zwischen 3,2 und 4,5 cm. Charakteristisches Merkmal ist das Fehlen der Seitenzähne im Schloss, das nur aus einem Hauptzahn auf der rechten und zwei Hauptzähnen auf der linken Schale besteht. Der Wirbel ist meist stark zerfressen.
Biologie und Ökologie
Flussperlmuscheln sind meist getrenntgeschlechtlich, jedoch kommen bei Verringerung der Individuendichte als Anpassung auch Zwitter vor. Die Eier werden im Weibchen befruchtet, das Spermien mit dem Atemwasser aufnimmt. Befruchtete Eier entwickeln sich innerhalb von vier bis sechs Wochen zu Muschellarven, die dann vom Weibchen ausgestoßen werden und sich in den Kiemen von Bachforellen einnisten. Nach etwa 9 Monaten wandeln sich die Larven in Jungmuscheln um, die dann von den Fischen abfallen und sich im Bodengrund eingraben. An der Oberfläche des Bodengrundes erscheinen sie erst wieder nach fünf Jahren. Geschlechtsreif werden die Muscheln etwa ab einem Alter von 15 Jahren. Ihre Nahung bilden im Wasser schwebende organische Partikel. Die Flussperlmuschel ist als kaltstenotherme Art ein Bewohner klarer, kalkarmer und organisch unbelasteter Fließgewässer mit kiesig-steinigem bis lehmig-tonigem Untergrund sowie ständiger Wasserführung in niederschlagsarmen Perioden.
Überregionale Verbreitung
Die Verbreitung der Flussperlmuschel reicht in Europa von Schottland in Großbritannien und Skandinavien im Norden bis Nordwest-Spanien im Süden. Aktuelle Vorkommen in Deutschland in der Lüneburger Heide, im Bayrischen Wald, im Fichtelgebirge und im Vogtland sind Tertiärrelikte.
Erhaltungszustand

ungünstig-schlecht
Prüfung und Erfassung
Verantwortlichkeit (Auswahl)
In hohem Maße verantwortlich
Relevanz bei Eingriffen
Sonstige Arten-Attribute
- Zielart Biotopverbund (Bundesland)
Vorkommen
Status Etablierung
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Nachweisabsicherung
Ja
Langfristiger Bestandstrend
sehr starker Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
gleichbleibend
Bestand
3 MTB (2 %)
Regionales Vorkommen
- Oberes Elbtal/Osterzgeb.: Nachweis vor 1945
- Westerzgebirge/Vogtland: Nachweis 1945 bis 1979
- Westerzgebirge/Vogtland: Nachweis ab 1980
- Westerzgebirge/Vogtland: Nachweis vor 1945
Vorkommenskarte

Lebensraum
Die Flussperlmuschel ist ein Bewohner klarer, kalkarmer und organisch unbelasteter Fließgewässer mit kiesig-steinigem bis lehmig-tonigem Untergrund sowie ständiger Wasserführung in niederschlagsarmen Perioden.
Habitatkomplexe
Habitatkomplexe Reproduktion
Ökologische Charakterisierung
Höhenstufen
Management
Beurteilung
Ohne aktiven Eingriff des Menschen in die Fortpflanzung (Erhaltungszucht) haben die sächsischen Bestände wahrscheinlich langfristig keine Überlebenschance.
Handlungsbedarf aus Landessicht
- Top 75-Art für den Artenschutz/ das Artenmanagement
- Landesprioritäres Natura 2000-Schutzgut
- Landeszielart des Biotopverbundes
Management
Reduzierung der Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft hauptsächlich durch die Anlage möglichst breiter Uferrandstreifen.
Gefährdungen
Hauptgefährdungsursachen der Flussperlmuschel sind Gewässerverschmutzung und Veränderung der Gewässerstruktur, z. B. Begradigungen, Verrohrung, Uferbefestigung oder Grundräumung.
Sonstiges
Literatur
Baer, O. (1995): Die Flußperlmuschel Margaritifera margaritifera (L.). Ökologie, umweltbedingte Reaktionen und Schutzproblematik einer vom Aussterben bedrohten Tierart. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 619. Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 118 S.
Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes
Stand: 16.11.2010; Bearbeiter: Katrin Schniebs (SNSD)