Allgemeine Arteninformationen
Kennzeichen
S. valerandi ist eine 10-50 cm hohe Pflanze. Die Pflanzen sind fast kahl. Die Grundblätter sind 2-6 cm lang und 0,5-2 cm breit und in einer grundständig Rosette angeordnet. Sie sind verkehrt eiförmi und dunkelgrün, glänzend. Die Stängelblätter sind kleiner und wechselständig. Der Blütenstand ist locker traubig. Die Blütenstiele sind dünn und ca. 1 cm lang und in der Mitte geknickt und besitzen ein kleines Blättchen. Die Krone misst 3-4 mm im Durchmesser und ist weiß. Die Kapsel ist kugelig und kürzer als der Kelch.
Biologie und Ökologie
S. valerandi ist ein Hemikryptophyt, welcher grün überwintert. Die Blüten werden primär von Insekten bestäubt (Syrphiden), aber auch Selbstbestäubung ist möglich. Die Wurzel sind mit einer vesicular-arbuscular Mykorrhiza assoziiert. Die Diasporen bilden eine ausdauernde Samenbank. Fernausbreitung findet möglicherweise über Wasser und Vögel statt. Aber die Diasporen weisen keine spezielle Anpassungen an Fernausbreitung auf. Längere Überstauung der gesamte Pflanzen wird nicht toleriert, Wasserstände bis zur Bodenoberfläche werden jedoch ohne weiteres verkraftet.
Überregionale Verbreitung
Samolus valerandi ist kosmopolitisch verbreitet.
Erhaltungszustand
ungünstig-schlecht (Gutachterliche Bewertung)
Hinweise Erhaltungszustand
Die Art muss in Sachsen gegenwärtig als verschollen gelten!
Prüfung und Erfassung
Einstufung nach F+E-Projekt Artenschutzkonzeption 2012
Allgemeine Maßnahmen in Lebensräumen, Priorität 1 (höchste)
Untersuchungsstandards
Aufgrund der Seltenheit und Gefährdung der Art sollte auf Herbarbelege soweit wie möglich verzichtet werden. Neben genauen Angaben zum Fundort sollten auch Informationen zu Populationsgröße, Blührate und Fruchtansatz, Habitatzustand und Gefährdungen gesammelt werden.
Sonstige Arten-Attribute
Vorkommen
Status Etablierung
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Nachweisabsicherung
Ja
Langfristiger Bestandstrend
starker Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
sehr starke Abnahme
Bestand
extrem selten
Verbreitung und Einbürgerung
Samolus valerandi ist eine salzliebende Art, die in Deutschland vorwiegend an der Ostseeküste vorkommt. Sie ist aber auch an entsprechenden Standorten des Binnenlandes verbreitet. Das Verbreitungsgebiet in Sachsen umfasst den Raum westlich Leipzig und Meißen. Nach dem Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens (HARDTKE & IHL 2000) sind zwei Fundpunkte bei Meißen belegt, die jedoch letztmalig im 19. Jahrhundert bestätigt wurden. Westlich von Leipzig sind bisher mindestens 5 Vorkommen bekannt geworden, zwei davon noch Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Nach 1989 ist nur noch ein Vorkommen bei Dölzig dokumentiert.
Vorkommenskarte
Phänologie
Phänogramm
Lebensraum
Wechselfeuchte bis nasse, periodisch überflutete Grabenränder und feuchte Weiden auf meist salzhaltigen, verdichteten Tonböden (V Radiolion linoides - Zwergbinsen-gesellschaften der Stillgewässerufer, V Potentillion anserinae - Kriech- und Flutrasen). Die Standorte sind in der Regel humusarm und nährstoffreich. Salzzeiger, Überschwemmungszeiger, Tonzeiger.
Habitatkomplexe
- Feuchtgrünland, Staudenfluren
- Sümpfe, Niedermoore, Ufer
Habitatkomplexe Reproduktion
- Feuchtgrünland, Staudenfluren
- Sümpfe, Niedermoore, Ufer
Ökologische Charakterisierung
- Offene Landschaft, Feuchthabitate
- Ufer
Höhenstufen
Management
Empfehlenswert sind ein- bis zweischürigen Mahd und Allgemein die Schaffung von kleinflächigen Pionierstandorten.
Gefährdungen
Eutrophierung, Brache und Sukzession, Melioration, fehlende Keimstellen, Störung des Hydrregimes.
Sonstiges
Literatur
- Buder, W. & Schulz, D. (2010): Farn- und Samenpflanzen, Bestandessituation und Schutz ausgewählter Arten in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden.
- Bekker, R. M. & Lammerts, E. J. & Schutter, A. & Grootjans, A. P. (1999): Vegetation development in dune slacks: the role of persistent seed banks. Journal of Vegetation Science 10(5), S. 745-754.
- Schat, H. (1984): A comparative ecophysiological study on the effects of waterlogging and submergence on dune slack plants: growth, survival and mineral nutrition in sand culture experiments. Oecologia 62(2), S. 279-286.
- Krausch, H. D. (1985): Ozeanische Florenelemente in aquatischen Pflanzengesellschaften der DDR. Vegetatio 59(1-3), S. 193-198.
- Schat, H. & Scholten, M. (1986): Effects of salinity on growth, survival and life history of four short-lived pioneers from brackish dune slacks. Acta oecologica. Oecologia plantarum 7(3), S. 221-233.
- Jones, K. & Anderberg, A. A. & De Craene, L. R. & Wanntorp, L. (2012): Origin, diversification, and evolution of Samolus valerandi (Samolaceae, Ericales). Plant Systematics and Evolution 298(8), S. 1523-1531.
Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes
Wolfgang Buder und Frank Richter, Stand 29.09.2013