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Rana dalmatina Fritzinger in Bonaparte, 1838 / Springfrosch (Sachsen)

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:SG (streng geschützt)
FFH:FFH-IV (Anhang IV - Art der FFH-Richtlinie (1992))
Rote Liste Deutschland:V (zurückgehende Art lt.Vorwarnliste, zurückgehende Pflanzengesellschaften (keine Gefährdungskategorie!))
Rote Liste Sachsen:V (zurückgehende Art lt.Vorwarnliste, zurückgehende Pflanzengesellschaften (keine Gefährdungskategorie!))

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

  • insgesamt eher schlanker Habitus mit vergleichsweise langen Hinterbeinen
  • das Trommelfell ist sehr charakteristisch und sehr nah am Auge gelegen sowie fast so groß wie dieses
  • Größe meist zwischen 3 – 7cm (max. 9cm), Männchen kleiner als Weibchen
  • Oberseite gelbbraun bis rötlich-braun, Seiten hellgelb
  • Hinterbeine besitzen hell- dunkelbraune Querbinden, braune Flecken an der Vorderseite sowie an Ober- und Unterschenkel, dunkler Fleck an der Basis des Oberarms
  • dunkelbrauner Schläfenfleck, darunter weißlicher Streifen bis vor das Auge
  • an Maulkante über Maulspitze und Nasenloch zum Auge weniger stark pigmentierter Streifen
  • Unterseite meist einfarbig weiß oder gelblich, manchmal Kehle und Brust rötlich
  • winkelförmige Drüsenleisten auf Vorderrücken
  • Rückendrüsenleisten auseinanderstehend, meist unterbrochen und hervorstehend sowie farblich abgesetzt
  • bei Fersenprobe überragt Fersengelenk die Schnauzenspitze (nicht bei juvenilen Tieren!)
  • Subartikularhöcker stark ausgeprägt
  • Haut ist glatt und flach, nur Flanken teilweise granuliert

Biologie und Ökologie

  • wärmeliebende Art
  • Winterquartiere unter vor Frost schützendem Material (wie Blätter, Moos, Steine) an Land
  • im Sommer meist feste Lebensbereiche wenig Wanderung
  • Aktivität wird durch hohe Temperaturen und Regen gefördert
  • Vergesellschaftungen:
    • häufig mit anderen Amphibienarten
    • syntopes Vorkommen mit Triturus cristatus und alpestris, Bufo bufo sowie Rana temporaria (eher selten)
    • auch zusammen mit Pelobates fuscus, Hyla arborea, Bombina bombina, Pelophylax "esculentus", Rana arvalis, Pelophylax ridibundus
  • Nahrung:
    • Ernährung ausschließlich carnivor, sehr variabel (z.B. Isopoda, Opilionides, Araneae, Lepidoptera, Hymenoptera)
    • Jungtiere fressen fast ausschließlich Mücken
    • Larven ernähren sich hingegen vegetarisch, zumeist von Algen
  • Fressfeinde:
    • Fische in Laichgewässern fressen vermutlich die Eier und Larven
    • wird auch für Enten und Insekten vermutet
    • Krähen, Wasserrallen
    • Wildschweine nutzen Laichgewässer als Suhle und zerstören Gelege durch Fraß und Tritt

Überregionale Verbreitung

  • von französischer Westküste über Belgien, Luxemburg, Dänemark bis Südschweden im Norden
  • im Osten über das südöstliches Polen, die südwestliche Ukraine, Rumänien, die Westküste des Schwarzen Meeres und die Balkanhalbinsel
  • im Süden entlang der Mittelmeerküste und in Nordost-Spanien
  • Schwerpunkt südliches – südöstliches Europa
  • in Deutschland südwestlich und nordöstlich, nur isolierte Vorkommen

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

günstig

Prüfung und Erfassung


Verantwortlichkeit

In besonderem Maße für hochgradig isolierte Vorposten verantwortlich

Sonstige Arten-Attribute

  • Zielart Biotopverbund (Bundesland)

Vorkommen


Langfristiger Bestandstrend

  • Daten ungenügend
  • mäßiger Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

  • gleichbleibend
  • Abnahme mäßig oder im Ausmaß unbekannt

Bestand

52 MTB (28 %)

Verbreitung und Einbürgerung

  • Verbreitungsschwerpunkt im Sächsischen Hügelland
  • Leipziger Land, Porphyrhügelland an der Mulde, Altenburger Lössgebiet, Ruhland – Schwepnitzer Heiden, Lausitzer Platte, Dresdener Elbtalgebiet, Elbsandsteingebirge, unteres Erzgebirge
  • zwischen 340 – 500m üNN

Phänologie


Erläuterung Phänologie

  • bereits sehr früh im Jahr Wanderungen (bei milden Temperaturen bereits im Januar)
  • geringe Wandergeschwindigkeit im Frühjahr
  • Männchen ein paar Tage vor den Weibchen an den Laichgewässern
  • Hauptlaichzeit im März, manchmal bis in den April hinein
  • anschließend Wanderung in die Sommerhabitate
  • Metamorphose von Mitte Juni – Mitte August
  • Abwanderung der Jungfrösche zu Sommerhabitaten
  • im Herbst meist Wanderung der Alttiere in laichgewässernahe Winterquartiere

Lebensraum


  • besiedelt primär (Laubmisch-)Wälder und Gehölze, die eher licht und gewässerreich sind sowie Altholzbestand aufweisen
  • dort meist helle, trockene Stellen mit krautreicher Vegetation
  • auch Waldränder und Waldwiesen sowie offenes Gelände
  • vegetationsreiche (Schwimmpflanzen wichtig) und stellenweise besonnte Laichgewässer mit mindestens 10 – 25cm Tiefe
  • Laichgewässer und Sommerlebensraum können wenige hundert Meter auseinander liegen

Habitatkomplexe

  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer
  • Wälder

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer

Management


Handlungsbedarf aus Landessicht

  • Landeszielart des Biotopverbundes

Management

  • Waldbewirtschaftung, Erhalt von Altbaumbeständen und lichten Stellen, Förderung der Laubbaumbestände
  • keine Intensivierung der Waldnutzung im Umkreis der Laichgewässer
  • keine breiten Fichtenbestände, welche die Wanderwege durchschneiden
  • Schaffung von gewässerreichen Altholzinseln mit angrenzenden offenen Biotopen
  • Vermeidung der intensiven Nutzung von Laichhabitaten als Fischgewässer
  • Vermeidung des Eintrags von Giftstoffen und Eutrophierung
  • Gewässerrenaturierung
  • Entschlammung von Kleingewässern (im Spätherbst) sowie Auflichtung der Ufervegetation (nur wenn unvermeidbar)
  • Laichgewässer unter Schutz stellen

Gefährdungen


  • Zerstörung und Beeinträchtigung der Laichgewässer durch Trockenlegung, Verbauung, Eutrophierung, Versauerung, intensive Nutzung als Fischgewässer
  • klimatische Einflüsse (z.B. lange Winter, kalte Frühjahre)
  • Entfernung des Altholzbestandes in den Landlebensräumen, aber auch Bepflanzung der lichten Waldstellen
  • Verkehrswege und Agrarflächen hindern den Springfrosch an der Wanderung bzw. isolieren einzelne Populationen

Sonstiges


Literatur

  • GLANDT, D. (2010): Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten von den Kanarischen Inseln bis zum Ural. - Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim: 633 S.
  • GÜNTHER, A. (2005): Reptilien (Reptilia) und Amphibien (Amphibia). - In: GÜNTHER, A., NIGMANN, U., ACHTZIGER, R. & GRUTTKE, H. (Bearb.) (2005): Analyse der Gefährdungsursachen von planungsrelevanten Tiergruppen in Deutschland. - Naturschutz und Biodiversität 21: 176-223
  • GÜNTHER, R. (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. - Gustav Fischer (Jena, Stuttgart, Lübeck, Ulm): 825 S.
  • PETERSEN, B., ELLWANGER, G., BLESS, R., BOYE, P., SCHRÖDER, E. & SSYMANK, A. (Bearb.) (2004): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 2: Wirbeltiere. - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/2, 693 S.
  • SCHIEMENZ, H. & GÜNTHER, R. (1994): Verbreitungsatlas der Amphibien und Reptilien Ostdeutschlands (Gebiet der ehemaligen DDR). - Natur und Text (Rangsdorf): 143 S.
    • Geske, Ch., Kuprian, Dr. M., Winkel, S., (2009): Springfrosch Rana dalmatina. In Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.): NATURA 2000 praktisch in Hessen, Artenschutz in und an Gewässern. Wiesbaden. 225 – 227.
    • Günther. R., Podloucky, J., & Podloucky, R., (1996): Kapitel 6.17 Springfrosch – Rana dalmatina Bonaparte, 1840. In Günther, R. (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Jena: Gustav Fischer Verlag. 389 – 412.