Allgemeine Arteninformationen
Kennzeichen
• gedrungener Körperbau mit kurzen Beinen
• Gesamtkörperlänge 24-27cm
• Weibchen oft länger als Männchen
• Männchen oft mächtigere Köpfe und verdickte Schwanzwurzel
• Farbvariationen zwischen Weibchen und Männchen sowie Jungtieren und Adulten, bei Männchen auch während des Jahres
• Farbe der Oberseite meist bräunlich mit hellen und dunklen Linienbändern in Längsrichtung, diese können mehr oder weniger voneinander gelöst sein
• Farbvariante Rücken einfarbig rotbraun – braun, Rest normal gefärbt
• Flanken meist heller, bei Männchen grünlich, Weibchen braun-gelb, mit schwarz eingefassten weißlichen Flecken
• bei Männchen grünliche Färbung der Bauchseite immer mit schwarzen Flecken, bei den Weibchen ist diese cremefarben bis gelblich meist mit schwarzen Flecken
• während der Paarungszeit sind die Männchen überwiegend grünlich
Biologie und Ökologie
• grundsätzlich tagaktiv
• Aktivität abhängig von Thermoregulation
• Erhöhung der Körpertemperatur über Aufnahme elektromagnetischer Strahlung des Sonnenlichtes
• aktive Zauneidechsen zwischen 12,5 – 34 Grad Celcius Körpertemperatur
• Tagesaktivität variiert im Jahresverlauf, abhängig von Witterungseinflüssen
• Rückzugsquartiere: unterirdische Baue (tlw. auch selbst gegraben), unter Laub oder Rinde, ausfaulende Baumstubben
• enge Bindung an die Quartiere und Nutzung von mehreren Individuen gleichzeitig
• Eiablage auf vegetationsarmen bzw. vegetationsfreien Flächen
• Winterquartiere oft unter isolierendem Material
• Vergesellschaftungen:
- Gemeinsames syntopes Vorkommen mit der Waldeidechse und der Blindschleiche
- tlw. auch Vorkommen mit Kreuzotter und Schlingnatter sowie Ringelnatter
• Nahrung:
- hauptsächlich Käfer und deren Larven, Spinnen, Heuschrecken, Schmetterlingslarven
- Wahrnehmung der Beutetiere optisch und durch Geruch
- Jagd durch Umherstreifen oder Verharren an Sonnenplätzen
• Fressfeinde:
- Fraß der Eier durch Dachse
- Jungtiere werden durch ältere Zauneidechsen, andere Eidechsenarten, Schlangen, Vögel, Kröten und Insekten erbeutet
- adulte Tiere werden meist von Vögeln gefressen
- Säugetiere: Igel, Mäuse, Wiesel, Marder, Hunde, Hauskatzen
Überregionale Verbreitung
• Südengland, Deutschland, Frankreich im Westen, im Osten bis zum Baikalsee, über Südschweden bis Griechenland
• nicht in Südeuropa (Spanien, Portugal)
Erhaltungszustand
ungünstig-unzureichend
Prüfung und Erfassung
Sonstige Arten-Attribute
- Zielart Biotopverbund (Bundesland)
Vorkommen
Langfristiger Bestandstrend
starker Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
- Abnahme, Ausmaß unbekannt
- Abnahme mäßig oder im Ausmaß unbekannt
Bestand
113 MTB (60 %)
Verbreitung und Einbürgerung
• Sandergebiete, Lausitz und Leipziger Raum
Phänologie
Erläuterung Phänologie
• Phänologie abhängig vom Verbreitungsgebiet und Varianzen zwischen den Individuen
• Verlassen der Winterquartiere im März – Mitte Mai, Männchen meist eher als Weibchen
• Beginn der Paarungszeit April – Anfang Mai
• Eiablage etwa Ende Mai – Mitte August
• Inkubationszeit stark abhängig von der Temperatur, unter 20 Grad Celcius deutliche Verlängerung
• Schlupf der Jungtiere Mitte Juli – Ende September
• Aufsuchen der Winterquartiere bereits Mitte August bei den Männchen, etwas später bei den Weibchen
Lebensraum
• als Kulturfolger nutzt die Zauneidechse aus extensiver Bewirtschaftung entstandene Lebensräume
• Wechsel von vegetationsfreien und bewachsenen Stellen sowie Sonnenplätzen
• Weinberge, Streuobstwiesen, Hecken, Heiden, strukturreiche Waldränder, nicht intensiv genutzte Gärten, Bahnanlagen und Industriebrachen
• grabbares Bodensubstrat wie z.B. Sand
• südlich exponierte Hänge
• heterogene Habitate auf engem Raum
• planare bis colline Höhenstufe, tlw. bis 1700m üNN
Habitatkomplexe
- Bergbaubiotope
- Fels-/Gesteins-/Offenbodenbiotope
- Grünland, Grünanlagen
- Heiden, Magerrasen
- Ruderalfluren, Brachen
Habitatkomplexe Reproduktion
- Bergbaubiotope
- Fels-/Gesteins-/Offenbodenbiotope
- Grünland, Grünanlagen
- Heiden, Magerrasen
- Ruderalfluren, Brachen
Management
Handlungsbedarf aus Landessicht
- Landeszielart des Biotopverbundes
Management
• Förderung extensiver Bewirtschaftungsweisen
• Zurückdrängung von natürlicher Sukzession, aber Anteil an Sträuchern und Jungbäumen bestehen lassen (ca. 20-30%), bei Wegnahme von Gehölzen Stümpfe belassen
• Erhalt und Schaffung strukturreicher Übergänge an Wäldern, im Offenland und in Siedlungsbereichen
• Förderung vieler Biotoptypen auf kleiner Fläche
• möglichst kleinräumige Flächenbearbeitung mit geringem maschinellem Einsatz
• Gestaltung der Ausbreitungs- und Vernetzungsstrukturen wie Bahndämme und Straßentrassen
• Erhaltung von besonnten, kleinflächigen Rohbodenbiotopen, z.B. durch Bodenabtrag, Entfernen beschattender Bäume
Gefährdungen
• Lebensraumverlust durch natürliche Sukzession, Siedlungsraumerweiterung
• Flurbereinigung (Zerstörung von Strukturen)
• Aufforstung von offenen Lebensräumen
• Rekultivierung von Sekundärhabitaten
• Nutzungsaufgaben von Abbaubereichen, Bahnstrecken und Truppenübungsplätzen
• Intensivierung der Landwirtschaft, Einsatz von Pestiziden
• Isolierung von Populationen durch Zerschneidung der Lebensräume
• Fang und Fraß durch freilaufende Haustiere (Hauskatzen, Hunde)
• Urbane Strukturen wie Kanaldeckel, Kellerfensterschächte
• Freizeitaktivitäten wie z.B. Radfahren, Klettern etc.
Sonstiges
Literatur
- GLANDT, D. (2010): Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten von den Kanarischen Inseln bis zum Ural. - Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim: 633 S.
- GÜNTHER, A. (2005): Reptilien (Reptilia) und Amphibien (Amphibia). - In: GÜNTHER, A., NIGMANN, U., ACHTZIGER, R. & GRUTTKE, H. (Bearb.) (2005): Analyse der Gefährdungsursachen von planungsrelevanten Tiergruppen in Deutschland. - Naturschutz und Biodiversität 21: 176-223
- GÜNTHER, R. (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. - Gustav Fischer (Jena, Stuttgart, Lübeck, Ulm): 825 S.
- PETERSEN, B., ELLWANGER, G., BLESS, R., BOYE, P., SCHRÖDER, E. & SSYMANK, A. (Bearb.) (2004): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 2: Wirbeltiere. - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/2, 693 S.
- SCHIEMENZ, H. & GÜNTHER, R. (1994): Verbreitungsatlas der Amphibien und Reptilien Ostdeutschlands (Gebiet der ehemaligen DDR). - Natur und Text (Rangsdorf): 143 S.
- • Blanke, I. (2004): Die Zauneidechse – zwischen Licht und Schatten. Bielefeld: Laurenti Verlag.
• Elbing, K., Günther, R. & Rahmel, U. (1996): Kapitel 9.3 Zauneidechse – Lacerta agilis Linnaeus, 1758. In Günther, R. (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Jena: Gustav Fischer Verlag.
• Geske, Ch., Jokisch, S., Jünemann, M., Kuprian, Dr. M., Mahn, D., Richarz, Dr. K., Rüblinger, B., Sparkuhl, G., Weißbecker, Dr. M., Winkel, S. (2007): Zauneidechse Lacerta agilis. In Hessische Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz (Hrsg.). Natura 2000 praktisch in Hessen – Artenschutz in Feld und Flur. Wiesbaden. 179-182.
• Willigalla, Ch., Hachtel, M., Kordges, T. & Schwartze, M. (2011): Kapitel 4.2 Zauneidechse – Lacerta agilis. In Arbeitskreis Amphibien und Reptilien in Nordrhein-Westfalen in der Akademie für ökologische Landesforschung Münster e.V. (Hrsg.): Handbuch der Amphibien und Reptilien Nordrhein-Westfalens Band 2. Münster: Laurenti Verlag. 943-976.