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Perdix perdix (Linnaeus, 1758) / Rebhuhn

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:BG (besonders geschützt)
Rote Liste Deutschland:2 (stark gefährdet)

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

Mindestens 10 Unterarten wurden beschrieben, von denen derzeit noch 6 anerkannt werden (HBW and Birdlife International 2014). In Deutschland kommt demnach nur die Nominatform vor. Populationen mit einem hohen Anteil melanistischer Tiere aus den Niederlanden und Niedersachsen („Heiderebhuhn“) werden heute in die Nominatform einbezogen. Aus jagdlichen Interessen wurden in West- und Mitteleuropa gebietsweise Tiere anderer Unterarten ausgesetzt, die sich mit den heimischen Vögeln vermischten.

Kennzeichen

Rebhühner sind gedrungen wirkende Feldhühner mit kurzem Schwanz und runden kurzen Flügeln. Die Gefiederzeichnung ist unverwechselbar. Kennzeichnend sind die beim Auffliegen sichtbaren rostroten Schwanzkanten, die rostrote Gesichts- und Kehlfärbung, eine auffallende dunkelbraune Flankenbänderung sowie ein dunkelbrauner, hufeisenförmiger Bauchschild im sonst überwiegend grauen Gefieder. Die Geschlechter sind anhand der Ausdehnung des Bauchschildes unterscheidbar, der beim Männchen größer und schärfer abgesetzt ist.

Verwechslungen können am ehesten bei auffliegenden Vögeln mit dem Jagdfasan auftreten. Dieser ist jedoch wesentlich größer und massiger und besitzt in beiden Geschlechtern einen langen, gestuften Schwanz. Der gewöhnlich in der Abenddämmerung vorgetragene Revierruf ist ein knarrendes „kirreck“ oder „kerrrick“, das in regelmäßigen Abständen wiederholt wird. Aufgescheuchte Rebhühner fliegen mit einem lauten Flügelburren auf und äußern dabei oft eine schrille Ruffolge.

Biologie und Ökologie

Das Rebhuhn ist als ursprünglicher Steppen- und Waldsteppenbewohner in Mitteleuropa ein Kulturfolger. Es bevorzugt reich strukturiertes Offenland, das mit eingestreuten Hecken und kleinen Feldgehölzen, Feldwegen, Rainen, Brachen und Staudenfluren ganzjährig Nahrung und Deckung bietet. Außerdem werden Kiesgruben, Tagebauflächen, stark gegliederte Siedlungsränder und andere Sonderstrukturen, wie Industrie- und Gewerbebrachen, Flughäfen, aufgelassene Bahnanlagen, Truppenübungsplätze, Deiche etc. genutzt.

Rebhühner sind im 1. Lebensjahr geschlechtsreif. Die Nester mit 10-20 Eiern werden gut versteckt am Boden angelegt. Bei Verlust des Geleges kann ein Nachgelege erfolgen, das meist eine geringe Eizahl aufweist. Nach 23-25 Tagen Bebrütung schlüpfen die Jungvögel und werden von beiden Eltern vom Nest weggeführt. Mit etwa 5 Wochen sind sie erwachsen, der Familienverband bleibt jedoch weiterhin zusammen und löst sich erst zum Ende des Winters auf.

Altvögel ernähren sich überwiegend pflanzlich, jedoch können Insekten und deren Larven im Sommer einen hohen Anteil ausmachen. Die Küken fressen in den ersten Lebenswochen dagegen fast ausschließlich Kleintiere. Pflanzliche Nahrung wird vor allem in Form von grünen Pflanzenteilen (Blattspitzen, Sämlinge), Samen von Wildkräutern (z. B. Knöterich, Wegerich) und Getreidekörnern aufgenommen. Die Tiere lesen zudem zur besseren Verdauung mehrere kleine Magensteine auf.

Als Standvögel halten sich Rebhühner meist innerhalb eines Gebietes von wenigen Quadratkilometern auf. Generell kann die Fähigkeit zur Besiedlung neuer Habitate als sehr gering eingeschätzt werden. Größere Wanderbewegungen, die aus früheren Jahrhunderten beschrieben wurden, treten bei den heutigen geringen Individuendichten nicht mehr auf. Von ausgesetzten Vögeln ist jedoch das Verlassen der Aussetzungsorte und Verstreichen über größere Strecken bekannt.

Überregionale Verbreitung

Das Areal erstreckt sich von Nordspanien und Großbritannien über Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie Kleinasien bis zur Mongolei und dem Iran. In Skandinavien und Finnland ist das Rebhuhn auf die südlichen Teile beschränkt. In Nordamerika wurden Rebhühner in vielen Regionen erfolgreich eingebürgert.

Für Deutschland werden aktuell 37.000–64.000 Brutpaare angegeben (Gedeon et al. 2014). Die höchsten Dichten werden im Nordwestdeutschen Tiefland (Schleswig-Holstein, Niedersachsen, nördl. Nordrhein-Westfalen) erreicht. Nach Osten und Süden wird das Vorkommen zunehmend lückenhaft. Deutliche Verbreitungslücken bestehen heute im Alpenraum und den Mittelgebirgslagen.

Vorkommen


Langfristiger Bestandstrend

Rückgang, Ausmaß unbekannt

Kurzfristiger Bestandstrend

starke Abnahme

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Sonstiges


Literatur

Bauer, H.-G., Bezzel, E. & Fiedler, W. (Hrsg.) (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel. – AULA-Verlag Wiebelsheim: 808 S.

Bergmann, H.-H., H.W. Helb & S. Baumann (2008): Die Stimmen der Vögel Europas. – Aula Verlag, Wiebelsheim, 672 S. + DVD

Förderverein Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz (Hrsg., 2015): Vogelschutz auf Ackerland. Praxishandbuch für Landwirte. – Merkhefte zum Vogelschutz, Im Internet unter: http://www.vogelschutzwarte-neschwitz.de/home.html

Förderverein Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz (2015): Praktischer Rebhuhnschutz. Praxishandbuch für Jäger. – Merkhefte zum Vogelschutz, Im Internet unter: http://www.vogelschutzwarte-neschwitz.de/home.html

Fünfstück, H.-J., Ebert, A., Weiß, I. (2010): Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. - Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim: 685 S.

Gedeon, K., C. Grüneberg, A. Mitschke, C. Sudfeldt, W. Eikhorst, S. Fischer, M. Flade, S. Frick, I. Geiersberger, B. Koop, M. Kramer, T. Krüger, N. Roth, T. Ryslavy, S. Stübing, S. R. Sudmann, R. Steffens, F. Völkler & K. Witt (2014): Atlas deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding Birds. – Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten, Münster, 800 S.

HBW and Birdlife International (2014): HBW and Birdlife International Illustrated Checklist of the Birds of the World. Volume 1 Non-Passerines – Lynx Editions, Barcelona, 904 S.

Steffens, R., D. Saemann & K. Grössler (1998 ): Die Vogelwelt Sachsens. – Gustav Fischer Verlag, Jena-Stuttgart-Lübeck-Ulm: 530 S.

Steffens, R., Nachtigall, W., Rau, S., Trapp, H. & Ulbricht, J. (2013): Brutvögel in Sachsen. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden: 656 S.

Stickroth, H. (2005): Brutvögel (Aves). - In: Günther, A., Nigmann, U., Achtziger, R. & Gruttke, H. (Bearb.) (2005): Analyse der Gefährdungsursachen von planungsrelevanten Tiergruppen in Deutschland. - Naturschutz und Biodiversität 21: 113-175

Südbeck, P., Andretzke, H., Fischer, S., Gedeon, K., Schikore, T. S., Schröder, K. & Sudfeldt, C. (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und des Dachverbandes der Deutschen Avifaunisten DDA (Hrsg.) – Mugler Druck-Service, Hohenstein-Ernstthal: 790 S.

Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste und Gesamtartenliste der Brutvögel (Aves) Deutschlands. 4. Fassung, 30. November 2007. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): 159-227

Urs N. Glutz von Blotzheim (Hrsg.): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Mit einem Lexikon ornithologischer Fachbegriffe von Ralf Wassmann. Vogelzug-Verlag, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-923527-00-4 (CD-ROM für Windows, MacOS, Unix usw., als PDF-Datei: 15.718 Buchseiten mit 3200 Abbildungen).