Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | BG (besonders geschützt) |
Rote Liste Deutschland: | 2 (stark gefährdet) |
Rote Liste Sachsen: | 3 (gefährdet) |
Typische „Azurjungfer“: Männchen blau mit schwarzen Zeichnungselementen. Verwechslungsgefahr besteht v. a. mit anderen Arten der Gattung. Bei den Männchen von Coenagrion hastulatum geht das Blau von Kopf, Brust und Unterseite oft in einen schwachen Grünton über. Die schwarze Hinterleibszeichnung ist variabel, typischerweise sind die Segmente 3–6 oberseits mit einer speerspitzenähnlichen Zeichnung versehen ,die mindestens die Hälfte der Segmentlänge einnimmt, wodurch die Tiere recht dunkel wirken. Weibchen können durch die Form des Halsschildhinterrandes mit einer Lupe sicher erkannt werden.
Die Larven und Exuvien lassen sich nur bei Betrachtung mikroskopischer Merkmale von anderen Arten unterscheiden.
Coenagrion hastulatum zeigt in Mitteleuropa eine Präferenz für oligo- bis schwach eutrophe Gewässer, z. B. Torfstiche, Verlandungs- und Zwischenmoore, extensiv genutzte Fischteiche, strukturreiche Abbaugewässer und Stauweiher. Optimale Fortpflanzungsgewässer kennzeichnet häufig ein niedriger, nicht zu dichter Bewuchs, vornehmlich von Seggenarten oder lichten (Schmalblatt-)Rohrkolbenröhrichten. Oftmals haben die Gewässer einen niedrigen pH-Wert, der neben Fischarmut die Ausbildung niedriger Großseggenriede (v. a. Schnabelsegge, Blasensegge) fördert. Die Imagines halten sich am Gewässer meist an besonnten Uferstellen in der Emersvegetation und im Grenzbereich zur freien Wasserfläche auf. Bei hoher Abundanz können sie hier in sehr hoher Dichte von mehreren Individuen pro Meter Uferabschnitt fliegen. Zur Eiablage werden alle möglichen lebenden und toten Pflanzenteile genutzt, die Eiablage erfolgt oft unter Wasser in Halme der Riedpflanzen oder Stängel und Blätter von Laichkräutern und anderen Pflanzen. Die Embryonalentwicklung dauert nur 2–3 Wochen. Die Larven leben in der aquatischen Vegetation bzw. zwischen Stengeln der Emerspflanzen. Sie können eine mehrere Wochen anhaltende Austrocknung der Larvalhabitate während des Sommers überleben, indem sie sich in Feuchtigkeit zurückhaltende, halbzersetzte Pflanzenreste und den feuchten Bodengrund zurückziehen. Die Larvalentwicklung ist in der Regel nach einem Jahr angeschlossen.
Das Ausbreitungsvermögen von C. hastulatum wird unterschiedlich eingeschätzt. Während Alttiere überwiegend standorttreu sind, wandert ein Teil der Jungtiere vermutlich ab (Sternberg & Röhn 2000). Über Mindestpopulationsgrößen ist nichts bekannt.
Paläarktische Art, die von Nord- und Mitteleuropa bis nach Ostsibirien vorkommt. In Europa verläuft die Arealgrenze vom südlichen Rand der Alpen über das französische Zentralmassiv und die Pyrenäen bis nach Schottland. Dabei ist sie im westlichen Europa weitgehend auf die Gebirge beschränkt.
ungünstig-unzureichend (Gutachterliche Bewertung)
Allgemeine Maßnahmen in Lebensräumen, Priorität 3 (mittlere)
Die Emergenz beginnt in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf und von der Höhenlage meist ab Anfang/Mitte Mai, kann in günstigen Jahren aber bereits Ende April starten. Im Gebirge schlüpfen die Tiere überwiegend erst im Juni. Reproduktionsnachweise sind am einfachsten durch frisch geschlüpfte Individuen zu erbringen. Das Sammeln von Exuvien kann parallel dazu durchgeführt werden, jedoch ist die Artbestimmung erst unter dem Binokular möglich.
Zur Ermittlung von Bestandesgrößen sind Abschätzungen von Probeflächen sinnvoll. Dazu werden Imagines an repräsentativen Uferabschnitten ausgezählt und das Ergebnis auf die vorhandene Habitatgröße hochgerechnet. Notwendig sind 3–4 Begehungen, davon 1–2 während der Hauptschlupfzeit und 2–3 während der Fortpflanzungsaktivitäten. Einzelbeobachtungen an potenziellen Reproduktionsgewässern können als Reproduktionshinweis (Status B – Reproduktion möglich) gedeutet werden. Bei Auftreten mehrerer Individuen und Eiablagen besteht Reproduktionsverdacht (Status C – Reproduktion wahrscheinlich). Sichere Reproduktionsnachweise (Status D – Reproduktion nachgewiesen) sind nur durch Exuvien und Funde von im Bereich eines Gewässers frisch geschlüpften Individuen möglich.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
starker Rückgang
gleichbleibend
Verbreitungsschwerpunkte im Bergland (Erzgebirge, Vogtland, Lausitzer Bergland) sowie im Oberlausitzer Teichgebiet, außerdem in der Dübener Heide und der Königsbrücker Heide. Die Art fehlt auf weiten Strecken in den strukturarmen Lössgebieten, der Leipziger Tieflandsbucht und dem Riesa-Torgauer Elbtal.
In Sachsen zeigt sich ein Aktivitätsmaximum im Zeitraum von Mitte Mai bis Ende Juni, in das über 2/3 aller Nachweise fallen.
Fortpflanzungsstätten: Meist an Moorgewässern (Torfstiche, Moorkolke und -gräben) sowie an oligo- bis mesotrophen Teichen. Daneben werden auch (schwach) eutrophe, vegetationsreiche Teiche und Abgrabungsgewässer (Steinbrüche, Kiesgruben, Tagebaurestlöcher) besiedelt. Optimale Fortpflanzungsgewässer sind fischarm oder besitzen stark bewachsene Randzonen, in denen die Prädation durch Fische gemindert ist. Entscheidende Habitatrequisiten sind niedrige Wasserriede aus Seggen, Wollgras, Binsen oder lichte Rohrkolbenbestände am Ufer sowie vorgelagerte Rasen von Zwiebelbinsen, Laichkräutern oder See- und Teichrosen.
Ruhe- und Jagdstätten: Als Jagdhabitate werden Offenbereiche, besonders Grünland, Ruderal- und Staudenfluren im Umkreis der besiedelten Gewässer, daneben Gehölzränder, Waldwege, Lichtungen und ähnlich strukturierte nahrungsreiche Flächen genutzt. Ruhestätten sind niedrige Pflanzenstrukturen an den genannten Stellen.
Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: Betrachtungsmaßstab unterhalb der Ebene Landkreis, in Sekundärlebensräumen Abbaugebiet, ansonsten Einzelgewässer oder Teichgruppe, Moorgebiet etc.
Die Gefährdungssituation der Art ist regional unterschiedlich. Im sächsischen Bergland und den Heide- und Teichgebieten des Tieflandes existieren aktuell stabile Populationen. Unterstützende Maßnahmen sind v. a. in den isolierten, meist individuenarmen Populationen in Nordwestsachsen und dem Lössgefilde notwendig.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 10.02.2014; Bearbeiter: Marko Olias und Dr. André Günther (Naturschutzinstitut Freiberg); Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Heiner.Blischke@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm; Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22988.htm