Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | BG (besonders geschützt) |
Rote Liste Deutschland: | * (derzeit keine Gefährdung) |
Rote Liste Sachsen: | V (zurückgehende Art lt.Vorwarnliste, zurückgehende Pflanzengesellschaften (keine Gefährdungskategorie!)) |
Sehr große Edellibelle von 65–75 mm Körperlänge. Brust und Hinterleib überwiegend braunviolett, dazu stark kontrastierend ist eine leuchtend blaue Färbung auf dem 2. und 3. Hinterleibssegment ausgebildet. Die Augen sind bräunlich blau bis grünlich. Weibchen sind generell blasser gefärbt. Bei einzelnen Individuen beider Geschlechter kann sich die Blaufärbung auf alle Hinterleibssegmente ausdehnen. Manche Männchen können eine grünliche Brust aufweisen (Verwechslungsmöglichkeit mit der Großen Königslibelle Anax imperator!). Eine auffällige blaue Hinterleibsbasis ist auch für die Schabrackenlibelle (Anax ephippiger) charakteristisch, allerdings nur im Bereich des 2. Segments.
Larven und Exuvien sind nur schwer von A. imperator zu unterscheiden. Eine sichere Bestimmung ist in vielen Fällen ohne Vermessung von Körperdetails nicht möglich.
Anax parthenope besiedelt als typische „Seelibelle“ größere, meist stehende Gewässer mit Flachwasserzonen, die ausgedehnte Uferröhrichte, Schwimmblatt- und Unterwasservegetation besitzen. Die Art besitzt ein großes Potenzial zur Ausbreitung und Besiedlung neuer Gewässer. Einzelne Tiere werden regelmäßig fern von Entwicklungsgewässern in Landhabitaten oder an offensichtlich ungeeigneten Gewässertypen angetroffen. Die Art scheint außerdem weite Wanderungen zu unternehmen.
Am Reproduktionsgewässer halten sich die Imagines wasserseitig vor den Röhrichten bzw. im Bereich von Schwimmblattzonen auf. Männchen sind nur wenig territorial und vollführen großräumige „Suchflüge“ entlang der Verlandungszone. Gegenüber Artgenossen und anderen Großlibellen verhalten sie sich äußerst aggressiv. Die Eiablage erfolgt entweder ufernah im flachem Wasser an der Grenze von Röhrichtbeständen oder in Teile von Schwimm- und Tauchblattpflanzen an tieferen Stellen. Die Embryonalentwicklung dauert 1–2 Monate. In thermisch begünstigten Gewässern können sich die Larven innerhalb eines Jahres bis zum Schlupf entwickeln, in den meisten Teilen Mitteleuropas dürfte eine zweijährige Larvenentwicklungszeit die Regel sein.
Von den Kanarischen Inseln über Süd- und Mitteleuropa sowie das paläarktische Afrika bis zum West-Himalaya. Nördlich der Alpen reicht das geschlossene Areal nach Süddeutschland hinein, seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hat A. parthenope auch große Teile des nördlichen Mitteleuropas besiedelt. Aktuelle Funde reichen bis Großbritannien, Schweden und Finnland.
günstig (Gutachterliche Bewertung)
Anax parthenope zeigt gegenwärtig eine deutliche Ausbreitung in Sachsen. Sie besiedelt neben herkömmlichen Gewässertypen, z. B. Fischteichen, auch zunehmend die Gewässer der Bergbaufolgelandschaft und sonstige Abbaugewässer.
Bestandserhebungen, Gefährdungsanalysen, Priorität 3 (mittlere)
Die an einem Gewässer relativ synchron ablaufende Emergenz beginnt in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf Ende Mai bis Anfang Juni und endet bereits nach 2–3 Wochen. Während dieser Periode sind Reproduktionsnachweise (Status D – Reproduktion nachgewiesen) durch Exuvien bzw. frisch geschlüpfte Individuen leicht zu erbringen, an gut zugänglichen Gewässern lässt sich auf diese Weise eine ungefähre Abschätzung der Anzahl geschlüpfter Imagines vornehmen. Für eine vollständige Bestandserfassung werden 3–4 Begehungen empfohlen, davon 2–3 während der Hauptschlupfzeit mit Suche nach frisch geschlüpften Imagines und Absammeln von Exuvien. Bei 1–2 weiteren Begehungen Juni/Juli sollte auf die Anzahl anwesender Imagines und eierlegende Weibchen geachtet werden.
Da die Exuvien relativ schwer von denen von A. imperator zu unterscheiden sind, sollten am Gewässer alle Anax-Exuvien gesammelt und erst später unter dem Binokular bestimmt und ausgezählt werden.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
mäßiger Rückgang
deutliche Zunahme
Zerstreut vor allem im Tiefland Sachsens mit Schwerpunkten in der Bergbaufolgelandschaft Nordwestsachsens, im Riesa-Torgauer Elbtal, an der Vereinigten Mulde und im Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet. Alle Fundorte mit Verdacht auf Bodenständigkeit betreffen Lagen unterhalb 200 m üNN. Nachweise migrierender Individuen liegen aus dem Erzgebirgsbecken und dem Osterzgebirge vor. In den Gebirgslagen können überall einzelne Tiere auftreten, die offenbar aus Süden über den Gebirgskamm nach Sachsen einfliegen.
Fortpflanzungsstätten: Als potenzielle Primärlebensräume sind wahrscheinlich nur wenige größere Altwässer der Flussauen, v. a. an Elbe und Mulde, anzusehen. Gegenwärtig ist die Art – neben Vorkommen an Altwassern – in Sachsen überwiegend in Sekundärbiotopen zu finden, vor allem in Abgrabungsgebieten (2/3 der sächsischen Nachweise!) und an vegetationsreichen Teichen. Die Entwicklungshabitate liegen in den Flachwasserzonen dieser Gewässer. Optimal sind lockere Röhrichte mit vorgelagerter Schwimmblatt- und Submersvegetation über mineralischem Grund.
Ruhe- und Jagdstätten: Imagines halten sich an Land sowohl am Rand von Wäldern und Gehölzen, wie auch über offenen Brachen und Nasswiesen im Umkreis der besiedelten Gewässer auf. Die Übernachtung findet wahrscheinlich in Baumkronen statt.
Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: Betrachtungsmaßstab unterhalb der Ebene Landkreis, i. d. R. Teichgebiet, Abgrabungsfläche u. ä.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 10.02.2014; Bearbeiter: Marko Olias und Dr. André Günther (Naturschutzinstitut Freiberg); Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Heiner.Blischke@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm; Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22988.htm