Liogryllus campestris
Rote Liste Deutschland: | * (derzeit keine Gefährdung) |
Rote Liste Sachsen: | 3 (gefährdet) |
Die Feldgrille ist die größte heimische Echte Grille (Gryllidae) und erreicht eine Körperlänge von 20-26 mm. Der gedrungene, walzenförmige Körper ist glänzend schwarz, die Hinterschenkel sind unterseits intensiv rot gefärbt. Die Flügel sind bräunlich mit gelblicher Basis. Aufgrund ihrer Größe, Färbung und der Lebensweise in selbstgegrabenen Wohnröhren gut kenntlich, am ehesten sind Verwechselungen von Feldgrillen-Larven mit Imagines anderer Grillenarten (z. B. Waldgrille Nemobius sylvestris) möglich.
Die Feldgrille ist eine Charakterart trockenwarmer, extensiv genutzter Offenlandstandorte. Während sich die kleinen Larvenstadien im Frühsommer häufig unter Steinen, Totholz etc. aufhalten, beziehen die Tiere ab Spätsommer selbstgegrabene Wohnröhren, die heftig gegen Eindringlinge verteidigt werden. Der Gesang der Männchen dient sowohl der Revierverteidigung, als auch dem Anlocken der Weibchen. Die Weibchen suchen gezielt Männchen zur Paarung auf. Die Weibchen legen ihre Eier ebenfalls in selbst gegrabene Höhlen. Feldgrillen überwintern in Mitteleuropa im vorletzten oder letzten Larvenstadium. Die Art ist überwiegend herbivor, frisst aber auch kleine Insekten und Kadaver. In Mitteleuropa sind starke Wechsel der Abundanz zwischen verschiedenen Jahren der Normalfall. Meteorologisch normale Sommer genügen nach Detzel (1998) in vielen Teilen Deutschlands nicht für eine Bestandserhaltung und führen zu Rückgängen. Dagegen kann sich nach trockenwarmen Sommern die Individuenzahl von einem Jahr zum nächsten verhundertfachen. Um ein mittelfristiges Überleben einer Population zu gewährleisten, sind auch bei guten Bedingungen minimale Flächengrößen von mehreren Hektar notwendig. Da die Art nicht flugfähig ist, ist für einen Populationsaustausch oder die Neubesiedlung von Flächen ein direkter Habitatverbund erforderlich. Bei geringen Populationsdichten ist die Ausbreitungsfähigkeit sehr gering. Bei hohen Individuendichten bestehen gute Besiedlungspotenziale für direkt angrenzende Lebensräume.
Vom Mittelmeerraum über Südeuropa bis in den Kaukasus verbreitet. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft von Südengland über die Nord- und Ostseeküste bis in den äußersten Süden Litauens. Verbreitung europäisch-nordafrikanisch-westasiatisch.
ungünstig-unzureichend
Die gutachterliche Einstufung in ungünstig-unzureichend erfolgt aufgrund der aktuellen Gefährdung der Art in Sachsen und der ungünstigen Zukunftsperspektive infolge aktueller Trends in der Offenlandnutzung. Besonders negativ wirken sich der Verlust von Stilllegungsflächen und der Grünlandumbruch zugunsten des Anbaus von Energiepflanzen aus.
Allgemeine Maßnahmen in Lebensräumen, Priorität 3 (mittlere)
Der Erfassung der Feldgrille erfolgt am zweckmäßigsten akustisch im Zeitraum Mitte Mai bis Ende Juni. Bei warmer, trockener Witterung singen die Männchen vom späten Vormittag bis tief in die Nacht. Zur Erfassung sollten mindestens eine Tag- und eine Nachtbegehung bei günstiger Witterung an sonnigen Tagen erfolgen. Feldgrillen, vor allem Larvenstadien, sind regelmäßig als Beifänge in Bodenfallen zu finden.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Nein
gleichbleibend
Die Feldgrille ist in Sachsen eine mäßig häufige Art der planaren und collinen Höhenstufe. Entsprechend der Bevorzugung sandiger Böden bildet das Sächsisch-Niederlausitzer Heideland den Verbreitungsschwerpunkt der Art. Besonders im Bereich der Lößgefilde und der unteren Bergländer hat die Art seit Mitte des 20. Jahrhunderts starke Arealverluste hinnehmen müssen, die aufgrund der unzureichenden Datenlage aber nicht quantifiziert werden können. In den stark ackerbaulich geprägten Landschaften der Gefildezone ist die Feldgrille zunehmend auf Sonderstrukturen wie Abgrabungen und Deiche oder verbliebene Reste von Extensivgrünland und Streuobstwiesen beschränkt. Durch die von Jahr zu Jahr sehr starken Abundanzschwankungen werden quantitative Einschätzungen erschwert. Besonders für kleine und isolierte Populationen besteht ein hohes Aussterberisiko in Jahren mit nassen Sommern. Für die nicht flugfähige Feldgrille besitzen die Deiche entlang der Flüsse und extensiv genutzte Straßenböschungen aktuell eine hohe Bedeutung für die Populationsvernetzung.
Feldgrillen bewohnen überwiegend trockenwarme, häufig südexponiert geneigte Offenlandlebensräume. Bevorzugt werden sandige Böden, die Art ist aber auch regelmäßig auf Löß- und Kalkböden anzutreffen. Neben Trocken- und Halbtrockenrasen können auch Frisch- und Feuchtwiesen besiedelt werden, wenn trockenwarme Kleinstrukturen (z. B. Schwemmsandablagerungen) integriert sind. In Sachsen besiedeln Feldgrillen aktuell besonders trockenwarmes Extensivgrünland sowie Streuobstwiesen, Heiden, Böschungen und Deiche.
Fortpflanzungs- und Ruhestätten: Entsprechen aufgrund der geringen Mobilität dem Jahreslebensraum.
Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: regionale Abstufung unterhalb der Ebene Landkreis Da die Tiere nicht flugfähig sind, sollten jeweils direkt miteinander vernetzte Vorkommen als eine Population aufgefasst werden: z. B. Abgrabungsgebiet, Wiesenkomplex etc.
Seit Schiemenz (1966) hat die Art offensichtlich besonders in der collinen Zone starke Arealverluste zu verzeichnen, die unzweifelhaft auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen sind. Besonders betroffen sind die intensiv ackerbaulich genutzten Gebiete der Lößgefilde und der Mittelgebirgsvorländer. Aktuell ist die Feldgrille nur noch in Teilen des Sächsisch-Niederlausitzer Heidelandes, der Dresdener Elbtalweitung und Waldenburg-Peniger und Rochlitzer Muldelandes weit verbreitet und lokal häufig. Besonders problematisch ist die zunehmende Fragmentierung der Populationen der flugunfähigen Art in Kombination mit starken jährlichen Schwankungen der Populationsgröße. Hier wirken sich besonders der Verlust und die zunehmende Beeinträchtigung von Rainen sowie Weg- und Straßenrändern aus. Grundsätzlich geeignete, aber isoliert liegende Lebensräume können nach Aussterben der Art infolge von witterungsbedingten Bestandsabnahmen in günstigen Jahren nicht wiederbesiedelt werden. Entlang der größeren Flüsse übernehmen heute teilweise Deiche eine Vernetzungsfunktion für Metapopulationen.
Schutz durch allgemeinen Schutz der Lebensräume:
Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm; Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/ida
Hauptgefährdungsursache ist die Veränderung der Offenlandnutzung mit folgenden Wirkfaktoren:
Stand: 25.11.2015
Bearbeiter: Dr. André Günther und Marko Olias (Naturschutzinstitut Freiberg)
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Holger.Lueg@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22988.htm