Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | BG (besonders geschützt) |
Rote Liste Deutschland: | 2 (stark gefährdet) |
Rote Liste Sachsen: | 3 (gefährdet) |
In Europa nur die Nominatform S. p. pedemontanum. Die insularen Populationen auf Japan und den Kurilen werden als Unterart S. p. elatum abgetrennt, während die für das östliche kontinentale Asien beschriebene Form S. p. kurentzovi neuerdings als Synonym der Nominatform aufgefasst wird.
Kleine Segellibelle, die aufgrund der auffälligen dunklen Binden in allen Flügeln in Mitteleuropa mit keiner anderen Libellenart verwechselt werden kann. Hinterleib der ausgefärbten Männchen dunkelrot, bei Weibchen und unausgefärbten Männchen gelblich bis bräunlich. Der Thorax ist bei beiden Geschlechtern braun, die Beine sind komplett schwarz. Die Bestimmung von Larven und Exuvien ist im Gelände nicht sicher möglich.
Sympetrum pedemontanum zeigt regional sehr unterschiedliche Habitatpräferenzen. In Mitteleuropa stellen sommerwarme, stark besonnte Fließgewässer und Gräben mit lockerer Emersvegetation einen Habitatschwerpunkt dar. Daneben tritt die Art schwerpunktmäßig auch in großflächigen, im Frühjahr flach überstauten und im Sommer teilweise abtrocknenden Sümpfen und Überschwemmungsflächen und in frischen Abgrabungsgewässern auf. Den meisten dauerhaft besiedelten Vorkommensgebieten gemeinsam ist eine Lage in klimatisch begünstigten Regionen, die sich häufig in Flusstälern befinden und durch hohe Anteile von Grünland im Gewässerumfeld gekennzeichnet sind. Im Umfeld individuenstarker Populationen kann die Art in geringer Dichte an verschiedensten besonnten Gewässertypen bodenständig angetroffen werden. Die Art überwintert als Ei, wobei die Eier eine längere Austrocknung des Gewässers überdauern. Die im Frühjahr schlüpfenden Larven entwickeln sich temperaturabhängig innerhalb von (1) 2 bis 3 Monaten und leben in Flachwasserbereichen zwischen Pflanzen, wahrscheinlich aber auch zeitweise auf schlammigen Substraten am Gewässerboden. In der Reifeflugperiode halten sich die Imagines meist im umgebenden Offenland in strukturreichen, ungemähten Wiesen, lockeren Ruderal- und Staudenfluren, Großseggenrieden etc. auf. Geschlechtsreife Imagines halten sich bei sonnigem Wetter besonders vom späten Vormittag bis zum frühen Nachmittag am Gewässer auf. Die Eiablage erfolgt überwiegend im Tandem, meist in schwach bis mäßig bewachsenen Flachwasserzonen und nur selten auf trockenem Boden. Das Ausbreitungsvermögen ist hoch, da ein Teil der Individuen weit herumstreift. Die Art ist jedoch keine klassische Wanderlibelle.
Bandförmiges, aber lückiges Areal, welches von Westeuropa bis Japan reicht. In Süd- und Westeuropa nur lokal vorkommend, die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft entlang der norddeutschen Küsten. Aus Dänemark und Fennoskandinavien liegen bislang nur wenige Nachweise vor.
ungünstig-schlecht (Gutachterliche Bewertung)
Seit der Erstellung der sächsischen Roten Liste im Jahr 2005 musste eine starke weitere Bestandsabnahme der Art beobachtet werden. Die Gebänderte Heidelibelle würde bei einer Neubewertung sachsenweit vermutlich als stark gefährdet eingestuft.
Lokal umzusetzende Artenhilfsmaßnahmen, Priorität 2 (hohe)
Es liegen keine Untersuchungsstandards vor. Infolge der hohen Mobilität der Individuen sind Fortpflanzungsnachweise verlässlich nur über Exuviensuche und Suche nach schlüpfenden Individuen zu gewinnen. Das Auftreten einzelner Individuen an Gewässern gibt keinen Hinweis auf eine Reproduktion im Gewässer, hohe Individuendichten begründen aber einen Reproduktionsverdacht. Infolge der stark variierenden Schlupfzeit, die bspw. durch den Zeitpunkt der Gewässerflutung und die Wassertemperaturen beeinflusst wird, empfehlen sich mindestens 3 Begehungen im Zeitraum Anfang Juli bis Ende August. Die Exuvien hängen häufig sehr niedrig über der Wasserlinie an aufrechten Halmen, in austrocknenden Flutrasen manchmal auch sehr bodennah unter Blättern.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Nein
Seit Erstellung der Roten Liste im Jahr 2004 muss für Sympetrum pedemonatanum ein erheblicher weiterer Bestandsrückgang verzeichnet werden. Liegen aus dem Zeitraum 1995 bis 2004 noch Nachweise aus 62 Messtischblattquadranten vor, so wurde die Art zwischen 2005 und 2014 nur noch von 14 Quadranten gemeldet, obwohl die Erfassungsdichte höher war und die auffällige, aber inzwischen nicht alltägliche Art überdurchschnittlich häufig gemeldet wird. Inzwischen muss die Art in Sachsen als sehr selten eingestuft werden. Die Mehrzahl der aktuellen Funde stammt aus den Teich- und Bergbaugebieten der Oberlausitz. In Nordsachsen tritt die Art noch zerstreut auf, während aus den anderen Landesteilen nur noch vereinzelte Nachweise vorliegen. In den Mittelgebirgen und ihren Vorländern wurde die Art im Zeitraum seit 2005 nicht mehr nachgewiesen.
Die Art überwintert als Ei. Der Schlupf der Larven erfolgt in Abhängigkeit von Wasserstand und Wassertemperatur wohl überwiegend im Mai. Nach Abschluss der Emergenz befinden sich keine Larven mehr im Wasser, so dass ein winterliches Trockenfallen des Gewässers keine negativen Auswirkungen auf die Art hat.
Fortpflanzungsstätten: Die Art reproduziert aktuell in Sachsen überwiegend in naturnahen und besonnten Abschnitten kleinerer und mittlerer Fließgewässer sowie in Gräben und Abgrabungsgebieten. Die Reproduktionsgewässer sind stark besonnt, haben größere offene Flachwasserbereiche mit spärlich bis dicht bewachsenen Uferzonen. Sie stehen meist in unmittelbarem Kontakt zu extensiv genutzten Grünländern, Sümpfen oder Ruderalfluren. Reproduktionsstätten sind die Gewässer selbst, ihre Ufer sowie ggf. angrenzende, periodisch überstaute Überflutungsflächen.
Jagd- und Ruhestätten: Als Reife- und Jagdhabitate werden bevorzugt windgeschützte, häufig feuchtwarme Offenlandlebensräume, wie ungemähte (Feucht-)Wiesen, Seggenriede, strukturreiche Sümpfe und lockere Ruderal- und Staudenfluren in unmittelbarem Umfeld (Entfernung <100 m) des Entwicklungsgewässers genutzt. Diese Lebensräume dienen auch als Ruhestätten.
Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: Regionale Abstufung unterhalb der Ebene Landkreis, z. B. Abgrabungsgebiet, Offenlandbereich mit besiedelten Gräben, Fließgewässerabschnitt
Sympetrum pedemontanum ist gegenwärtig eine der am stärksten bestandsrückläufigen Libellenarten in Sachsen. Die Ursachen für den Bestandsrückgang sind nur teilweise ersichtlich. Die gut kenntliche Art sollte zukünftig verstärkt in den Fokus von Erfassungen gerückt werden, wobei für die Ableitung von Schutzkonzepten insbesondere Angaben zu den Reproduktionsgewässern von besonderem Interesse sind. Aufgrund der auch für Laien guten Bestimmbarkeit der unverwechselbaren Art, wäre ein Kartierungsaufruf sinnvoll.
Schutz durch allgemeinen Schutz der Lebensräume vermutlich nicht mehr ausreichend.
Maßnahmenvorschläge:
(1) Biosphärenreservat: Datenrecherche zum aktuellen Vorkommen, Klassifizierung der Reproduktionsgewässer - Fließgewässer, Gräben, Teiche, Sonstige - Ableitung von Pflege- und Schutzmaßnahmen: Behandlungsgrundsätze für Grabenpflege und ggf. Teichbewirtschaftung.
(2) Sachsen außerhalb Biosphärenreservat: gezielter Kartieraufruf mit Habitaterfassung und nachfolgende Entwicklung von Schutzkonzepten (zumindest) für individuenreiche Populationen
allgemeine Hinweise in Anlehnung an Hunger et al. (2000):
Gräben:
Abgrabungsgewässer:
Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm; Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/ida
Die Ursachen für die Bestandsrückgänge sind nur teilweise bekannt. Vielfach spielt offensichtlich Gewässersukzession und zu intensive Nutzung der angrenzenden Biotope eine Rolle. Im Einzugsgebiet der Spree verschwand die Art aus verschiedenen Fließgewässern infolge sehr starker Eisenockereinträge und dem damit verbundenen Rückgang der submersen Vegetation sowie der Abdeckung der Sohlsubstrate. Die (zeitweise) Neuansiedlung der Art an hochwasserbedingt neu entstandenen naturnahen Fließgewässerstrukturen z. B. an der Freiberger Mulde zeigt die Potenziale von Auenrevitalisierungen.
Hauptgefährdungsursachen der Art sind:
Günther, A., M. Olias & T. Brockhaus (2006): Rote Liste Libellen Sachsens. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2006, hrsg. vom Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden, 20 S.
Hunger, H., F.-J. Schiel, W. Röske & K. Sternberg (2000): Sympetrum pedemontanum (Allioni, 1766) Gebänderte Heidelibelle. In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2. – Eugen Ulmer, Stuttgart: 578–587.
Ott, J. & W. Piper (1998): Rote Liste der Libellen (Odonata). – In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 55: 260–263.
Schorr, M. (1990): Grundlagen zu einem Artenhilfsprogramm Libellen der Bundesrepublik Deutschland. - Societas Internationalis Odonatologica (S.I.O.) Bilthoven.
Wildermuth, H. & A. Martens (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. –Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. Wolf, J. (2005):
Gebänderte Heidelibelle Sympetrum pedemontanum (Allioni, 1766) – In: Brockhaus, T. & U. Fischer (Hrsg.): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur & Text, Rangsdorf: 268-271.
Stand: 23.11.2015; Bearbeiter: Dr. André Günther und Marko Olias (Naturschutzinstitut Freiberg); Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Heiner.Blischke@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm; Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22988.htm