Cricetus cricetus (Linnaeus, 1758) / Feldhamster

Synonyme


Hamster, Europäischer Feldhamster

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:SG (streng geschützt)
FFH:FFH-IV (Anhang IV - Art der FFH-Richtlinie (1992))
Rote Liste Deutschland:1 ((akut) vom Aussterben bedroht)

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

Der Feldhamster Cricetus cricetus (Linné, 1758) ist die einzige Art der Gattung Cricetus (Großhamster) und die einzige in Mittel- und Westeuropa wild lebende Hamsterart. Früher in Europa in drei Unterarten aufgespalten (Nominatform C. c. cricetus; daneben C. c. canescens in den westlichsten Verbreitungsgebieten sowie C. c. nehringi in Südosteuropa), diese Formen werden inzwischen aber als geografische Variation phänotypischer Parameter ohne Rechtfertigung eines Unterartstatus betrachtet.

Kennzeichen

  • Kopf-Rumpf-Länge erwachsener Tiere 20 bis 30 cm, Schwanz ca. 5 cm lang
  • Gewicht meist 200-500 g, selten schwerer
  • Männchen sind größer und schwerer als Weibchen
  • Körperbau wühlertypisch kräftig und gedrungen, kurze Beine, relativ große Ohren
  • geräumige Backentaschen, in denen Nahrung transportiert werden kann
  • Kontrastreiche bunte Fellfärbung: Oberseite, Schwanz und Hinterbeine gelblichbraun bis rotbraun, helle Flecken an Hals, Wange, Schulter und Flanke, Unterseite und Vorderbeine tiefschwarz, Schnauze und Pfoten weiß
  • verschiedene Farbabweichungen möglich: schwarze Farbvariante (melanistische Hamster) auf wenige Regionen des Verbreitungsgebietes beschränkt, dort aber lokal mit Populationsanteilen von 15 bis über 80 % (innerhalb Deutschlands nur in Thüringen vorkommend); allgemein selten treten auch weiße, gelbe, graue Tiere auf

Biologie und Ökologie

    Ökologie:
  • lebt einzeln in bis zu 2 m tiefen Erdbauen; Tiefe und Komplexität der Baue sehr unterschiedlich, einfache Schutzbaue oder Jungtierbaue bestehen nur aus einer schrägen Röhre, die etwa 30 cm unter der Oberfläche in einer Nestkammer endet; später werden dann weitere Gänge und Kammern angelegt, typisch sind von der Erdoberfläche senkrecht nach unten führende Fallröhren
  • Ernährung überwiegend herbivor (Kräuter, grüne Pflanzenteile, Früchte und Samen, Gräser, Wurzeln etc.), zeitweise werden auch Käfer, Regenwürmer und kleine Wirbeltiere in größerem Umfang verzehrt, als Mundvorräte werden grüne, saftige Pflanzenteile in den Bau getragen
  • zur Vorbereitung auf den Winterschlaf tragen Hamster im Spätsommer in den Backentaschen Vorräte in den Bau ein („hamstern“ von Samen, Getreidekörnern, Hülsenfrüchten, Wurzeln, Knollen etc.), im Herbst werden die Baue vertieft und nach Einstellen der oberirdischen Aktivität von innen verschlossen (Überwinterung)
  • große Anteile des Winters verbringen Feldhamster im Winterschlaf (nicht durchgängig schlafend, von Wachphasen unterbrochen, in denen die Tiere im Bau umherlaufen und sich von ihren Vorräten ernähren)
  • Hamstermännchen sind von April bis Anfang August in Dauerbrunst, durchstreifen auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen ein größeres Gebiet (Aktionsraumgröße 1 - 3 ha) und wechseln zwischen verschiedenen Bauen (Weibchenbau, eigene Baue); Hamsterweibchen sind in der warmen Jahreszeit v.a. mit der Jungenaufzucht beschäftigt, daher über längere Zeit einem Bau treu und nutzen kleineren Aktionsraum (0,5 bis 1 ha)
  • in Mitteleuropa sind zwei bis drei Würfe im Jahr mit je 5-12 Jungen möglich, Jungtiere werden ab dem Alter von 3-4 Wochen selbstständig, bei den derzeitigen üblichen Bewirtschaftungsterminen sind 3 Würfe die Ausnahme und die Überlebenschancen des 2. Wurfes, der ab Ende Juli selbstständig wird, sehr schlecht
  • nachgewiesenes Höchstalter 4 Jahre, wird im Freiland aber kaum erreicht, aufgrund sehr hoher Mortalität (v.a. durch Prädation) in Populationen kompletter Individuenaustausch innerhalb von ein bis zwei Jahren
    Mobilität/Ausbreitungspotenzial:
  • Bauwechsel: bei beiden Geschlechtern verbreitet; in der Fortpflanzungszeit (Mai-Juli) wechseln Männchen häufiger, nach Beendung der Reproduktion (August) wechseln v.a. die Weibchen
  • Aktionsraumverlagerungen: um 200 - 300 m, meist nach Übersiedlung in einen neuen Bau
  • Abwanderung/Habitatwechsel: durch externe Faktoren (Nahrungsmangel, erhöhte Populationsdichte, Grundwasseranstieg) ausgelöst, konzentriert sich in Deutschland v.a. auf den Zeitraum nach dem Stoppelumbruch (Ende Juli bis Ende September, Maximum im August), der die nach der Ernte auf den Feldern noch verbliebenen Ressourcen (Nahrung, Bevorratungsmöglichkeiten, Deckung) beseitigt; maximale Distanzen unbekannt, Wiederfunde markierter Tiere in > 1 km Entfernung
  • Nahrungssuche/Exkursionen: max. 500-700 Meter
  • aktuell kein Ausbreitungspotenzial (Siedlungsdichten sehr gering, Habitatbedingungen durch intensive Landbewirtschaftung ungünstig), hohe räumliche Mobilität ermöglicht wechselnde Besiedlung der jeweils günstigsten Habitate (Ackerflächen)

Überregionale Verbreitung

  • kontinentale Tierart, sehr großes Verbreitungsgebiet zwischen 44 und 59° Nord bzw. 5 und 95° Ost, westlichste Vorposten im Elsaß, den Niederlanden und Belgien, größere Vorkommen in Mittel-, Teilen Ost- und Südosteuropas sowie in weiten Teilen des eurasischen Steppengürtels bis etwa zum Jenissej und nach Nordwestchina
  • Areal ist jedoch nicht durchgängig besiedelt, da sowohl großräumig wirksame Faktoren (Klima) als auch Höhenlage (Vorkommen nur selten über 400 müNN) und Bodeneigenschaften limitierend wirken
  • Hauptvorkommen in Deutschland in den Bördegebieten der Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, westlichste Vorkommen befinden sich in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf linksrheinischer Seite
  • Sachsen war bis in die 1930er Jahre noch in weiten Teilen besiedelt, aktuell nur noch kleine Restvorkommen bei Delitzsch und eventuell bei Zittau bekannt

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

ungünstig-schlecht

Prüfung und Erfassung


Verantwortlichkeit (Auswahl)

In besonderem Maße für hochgradig isolierte Vorposten verantwortlich

Vorkommen


Langfristiger Bestandstrend

sehr starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

sehr starke Abnahme

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm