Margaritifera margaritifera (Linnaeus, 1758) / Flussperlmuschel

Synonyme


Flußperlmuschel

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:SG (streng geschützt)
FFH:FFH-II (Anhang II - Art der FFH-Richtlinie (1992)), FFH-V (Anhang V - Art der FFH-Richtlinie (1992))
Rote Liste Deutschland:1 ((akut) vom Aussterben bedroht)
Rote Liste Sachsen:1 ((akut) vom Aussterben bedroht)

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

Die Schalenform der Flussperlmuschel variiert zwischen gerundet und nierenförmig. Die schwarzen bis rostbraunen Schalen erwachsener Tiere erreichen Längen zwischen 11,8 und 14,8 cm, Höhen zwischen 5,7 und 7,2 cm sowie Dicken zwischen 3,2 und 4,5 cm. Charakteristisches Merkmal ist das Fehlen der Seitenzähne im Schloss, das nur aus einem Hauptzahn auf der rechten und zwei Hauptzähnen auf der linken Schale besteht. Der Wirbel ist meist stark zerfressen.

Biologie und Ökologie

Flussperlmuscheln sind meist getrenntgeschlechtlich, jedoch kommen bei Verringerung der Individuendichte als Anpassung auch Zwitter vor. Die Eier werden im Weibchen befruchtet, das Spermien mit dem Atemwasser aufnimmt. Befruchtete Eier entwickeln sich innerhalb von vier bis sechs Wochen zu Muschellarven, die dann vom Weibchen ausgestoßen werden und sich in den Kiemen von Bachforellen einnisten. Nach etwa 9 Monaten wandeln sich die Larven in Jungmuscheln um, die dann von den Fischen abfallen und sich im Bodengrund eingraben. An der Oberfläche des Bodengrundes erscheinen sie erst wieder nach fünf Jahren. Geschlechtsreif werden die Muscheln etwa ab einem Alter von 15 Jahren. Ihre Nahung bilden im Wasser schwebende organische Partikel. Die Flussperlmuschel ist als kaltstenotherme Art ein Bewohner klarer, kalkarmer und organisch unbelasteter Fließgewässer mit kiesig-steinigem bis lehmig-tonigem Untergrund sowie ständiger Wasserführung in niederschlagsarmen Perioden.

Überregionale Verbreitung

Die Verbreitung der Flussperlmuschel reicht in Europa von Schottland in Großbritannien und Skandinavien im Norden bis Nordwest-Spanien im Süden. Aktuelle Vorkommen in Deutschland in der Lüneburger Heide, im Bayrischen Wald, im Fichtelgebirge und im Vogtland sind Tertiärrelikte.

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

ungünstig-schlecht

Prüfung und Erfassung


Verantwortlichkeit (Auswahl)

In hohem Maße verantwortlich

Relevanz bei Eingriffen

  • Wasserbau

Sonstige Arten-Attribute

  • Zielart Biotopverbund (Bundesland)

Vorkommen


Status Etablierung

Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)

Nachweisabsicherung

Ja

Langfristiger Bestandstrend

sehr starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

gleichbleibend

Bestand

3 MTB (2 %)

Regionales Vorkommen

  • Oberes Elbtal/Osterzgeb.: Nachweis vor 1945
  • Westerzgebirge/Vogtland: Nachweis 1945 bis 1979
  • Westerzgebirge/Vogtland: Nachweis ab 1980
  • Westerzgebirge/Vogtland: Nachweis vor 1945

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Lebensraum


Die Flussperlmuschel ist ein Bewohner klarer, kalkarmer und organisch unbelasteter Fließgewässer mit kiesig-steinigem bis lehmig-tonigem Untergrund sowie ständiger Wasserführung in niederschlagsarmen Perioden.

Habitatkomplexe

  • Fließgewässer, Quellen

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Fließgewässer, Quellen

Ökologische Charakterisierung

  • Fließgewässer

Höhenstufen

  • collin-montan

Management


Beurteilung

Ohne aktiven Eingriff des Menschen in die Fortpflanzung (Erhaltungszucht) haben die sächsischen Bestände wahrscheinlich langfristig keine Überlebenschance.

Handlungsbedarf aus Landessicht

  • Top 75-Art für den Artenschutz/ das Artenmanagement
  • Landesprioritäres Natura 2000-Schutzgut
  • Landeszielart des Biotopverbundes

Management

Reduzierung der Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft hauptsächlich durch die Anlage möglichst breiter Uferrandstreifen.

Gefährdungen


Hauptgefährdungsursachen der Flussperlmuschel sind Gewässerverschmutzung und Veränderung der Gewässerstruktur, z. B. Begradigungen, Verrohrung, Uferbefestigung oder Grundräumung.

Sonstiges


Literatur

Baer, O. (1995): Die Flußperlmuschel Margaritifera margaritifera (L.). Ökologie, umweltbedingte Reaktionen und Schutzproblematik einer vom Aussterben bedrohten Tierart. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 619. Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 118 S.

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Stand: 16.11.2010; Bearbeiter: Katrin Schniebs (SNSD)