Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | SG (streng geschützt) |
Vogelschutzrichtlinie Schutzstatus: | VRL-Anh.I (Art des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie) |
Rote Liste Deutschland: | * (derzeit keine Gefährdung) |
Rote Liste Sachsen: | R (extrem selten) |
keine Unterarten
Der Singschwan ist etwas kleiner als der Höckerschwan und hat einen graderen, weniger geschwungenen Hals. Das Gefieder ist reinweiß. Der Vorderschnabel ist schwarz, die Wachshaut und die Schnabelbasis sind leuchtend gelb. Der deutlich kleinere Zwergschwan hat eine ähnliche Schnabelfärbung, bei ihm ist der Gelbanteil jedoch kleiner als beim Singschwan. Die Augen des Singschwans liegen gleich oberhalb des Schnabelansatzes und wirken relativ klein. Die Füße sind schwarz. Die Jungvögel sind grau-bräunlich gefärbt, ihr Schnabel ist grau-fleischfarben und schwarz. Im Gegensatz zum Höckerschwan fliegt der Singschwan ohne Fluggeräusche der Schwingen, ist aber sehr stimmfreudig und ruft laut und trompetend (auch im Flug).
Innerhalb des ausgedehnten Verbreitungsgebiets werden unterschiedliche Gewässertypen besiedelt: auf Island neben größeren Gewässern der Küstenregion auch kleinere Bergseen, in Finnland Moorseen und flache Gewässer mit gut ausgebildeter Unterwasservegetation, in Nordsibirien Waldtaigaseen und offene Tundraseen sowie in den Steppen Mittelsibiriens großflächige Gewässer mit ausgedehnten Röhrichtbeständen. In Deutschland brüten Singschwäne (wie in Polen und im Baltikum) überwiegend an Fischteichen, daneben werden Moore, Erlenbruchwälder, überstaute Polder, Köge, Tagebaurestgewässer, Hochwasserrückhaltebecken, Blänken im Grünland sowie andere kleine Gewässer als Bruthabitat genutzt (Gedeon et al. 2014).
Der Singschwan lebt in monogamer Dauerehe. Es wird eine Jahresbrut mit einer Gelegegröße von zumeist 4-7 Eiern durchgeführt. Die Brutdauer beträgt 31-42 Tage und die nestflüchtenden Jungvögel sind im Mittel mit 87 Tagen flügge. Der Familienverband besteht bis zum nächsten Frühjahr.
Die Nahrung besteht zur Brutzeit aus Wasserpflanzen, Gräsern und Kräutern. In den Überwinterungsgebieten werden bevorzugt Kulturpflanzen und Feldfrüchte gefressen (Mais, Wintergetreide, Raps).
Isländische Singschwäne sind Teilzieher, d. h. sie überwintern zum Teil auf Island, ansonsten in Irland und Schottland. Skandinavische, baltische und westrussische Singschwäne sind Zugvögel und überwintern an der südlichen und westlichen Ostsee, in Mitteleuropa (bevorzugt in Flussniederungen) und in Nordfrankreich.
Der Singschwan brütet in den nördlichen Breiten Eurasiens von Island über Fennoskandien und das Baltikum bis Ostsibirien, Sachalin und Kamtschatka. Die wichtigsten Brutvorkommen liegen in Island, Finnland, Schweden und Russland. Seit jüngster Zeit gibt es mehrere regelmäßig besetzte Brutplätze in Mitteleuropa (Schwerpunkt in Polen).
Der Brutbestand in Deutschland lag 2005-2009 bei 30-40 Paaren (Gedeon et al. 2014). Diese brüten in zwei Hauptgebieten: 1. Schleswig-Holstein und Hamburg (bei Hamburg wahrscheinlich durch Gefangenschaftsflüchtlinge begründet, in der Eider-Treene-Sorge-Niederung wahrscheinlich Wildvögel) sowie 2. Südbrandenburg (Spreewald und Umgebung) und sächsische Lausitz (Wildvögel). Einzelbruten sind inzwischen auch für Westsachsen (bei Leipzig) und Sachsen-Anhalt (bei Halle) belegt.
günstig
Jagdrecht, ohne Jagdzeit
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: 34,7 %
Brut- und Gastvogelaspekt
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Brutvogel, Gastvogel
Sommervogel (Jahresvogel?), Durchzügler, Wintergast
Nein
deutliche Zunahme
deutliche Zunahme
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
1978-1982: 0 BP (Brutvogelkartierung 1)
1998-2002: 1 BP
2003: 3 BP
2004-2007: 6-10 BP (Brutvogelkartierung 3)
2016: 18-20 BP (Schätzung aufgrund Teilstichprobe)
In Abhängigkeit von der Eisfreiheit treten Singschwäne ab Anfang März an den Brutgewässern auf. Zur Eiablage kommt es ab Ende März, erste Familien sind ab Anfang Mai zu beobachten. Ab Oktober treffen in Sachsen Singschwäne aus anderen Brutgebieten ein. Im Verlaufe des Novembers kommt es dann zu einer deutlichen Zunahme der Rast- und Überwinterungsbestände. Die jahreszeitliche Entwicklung der Rastbestände ist witterungsabhängig, die Individuenzahlen bleiben aber nicht selten bis Dezember/Januar relativ konstant. Ab Februar kommt es zu einer deutlichen Abnahme der Gastvogelzahlen und zu einem anhaltendem Ab- und Durchzug bis in den März hinein (Steffens et al. 2013).
Zur Brut werden im Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet Fischteiche mit ausgeprägtem Röhrichtbestand, Unterwasservegetation, Flachwasser- und Verlandungszonen bevorzugt, die durch ihre Größe oder räumliche Lage ein störungsarmes Brüten zulassen. Gern werden Inseln als Brutplatz angenommen. Die ausgedehnte Verlandungszone des Speicherbeckens Stöhna südlich von Leipzig war ein weiteres zeitweiliges Bruthabitat. Bevorzugte Winterrastgebiete liegen in Sachsen derzeit vor allem in der Lausitz nördlich Bautzen, in der Röderaue bei Gröditz, in der Muldenaue bei Bad Düben und im Südraum von Leipzig mit Schwerpunkt an den Eschefelder Teichen (Steffens et al. 2013). Ausgehend von der Wittenberger Elbaue in Sachsen-Anhalt, die sich mit über 2000 überwinternden Singschwänen zu einem überregional bedeutenden Rastgebiet entwickelt hat, gewinnt auch die Torgauer Elbaue zunehmend an Bedeutung.
Fortpflanzungsstätten:
Die Fortpflanzungsstätte umfasst das Brutrevier mit dem Brutplatz (in der Verlandungsvegetation des Brutgewässers oder auf einer Brutinsel) sowie den brutzeitlichen Aufenthaltsraum der Junge führenden Altvögel bis zum Flüggewerden der Jungen.
Ruhestätten:
Die Ruhestätten liegen in der Brutperiode innerhalb des Brut- und Aufzuchtreviers, sie sind also Bestandteil der Fortpflanzungstätte. Im Zug- und Rastzeitraum gehören regelmäßig genutzte Äsungsflächen (im Herbst bevorzugt Maistoppel und Wintergetreide, später verstärkt Winterraps, bei Hochwasser auch Überschwemmungsflächen in Flussauen) und Schlafgewässer (bevorzugt Kiesseen, Tagebauseen, Altwässer und große Teiche, bei Verreisung auch Flüsse) zu den Ruhestätten.
Bauer, H.-G.; Bezzel, E. & Fiedler, W. (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel, 2. Aufl., Wiebelsheim.
Bauer, K. M. & Glutz von Blotzheim, U. N. (1990): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. - Bd. 2 Anseriformes (1. Teil)., 2. Aufl. Wiesbaden.
Bernotat, D. & Dierschke, V. (2015): Übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen 2. Fassung - Stand 25.11.2015. (Studie als PDF-Datei)
Boschert, M. (2005): Vorkommen und Bestandsentwicklung seltener Brutvogelarten in Deutschland 1997 bis 2003. Vogelwelt 126: 1-51.
Gedeon, K.; Grüneberg, C.; Mitschke, A.; Sudfeldt, C.; Eikhorst, W.; Fischer, S.; Flade, M.; Frick, S.; Geiersberger, I.; Koop, B.; Kramer, M.; Krüger, T.; Roth, N.; Ryslavy, T.; Stübing, S; Sudmann, S. R.; Steffens, R.; Vökler, F. & Witt, K. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding Birds. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten (Hrsg.), Münster.
Hagemeijer, W. J. M. & Blair, M. J. (eds.) (1997): The EBCC Atlas of European Breeding Birds: Their distribution and abundance. London.
Rutschke, E. (1992): Die Wildschwäne Europas. Berlin.
Steffens, R.; Nachtigall, W.; Rau, S.; Trapp, H. & Ulbricht, J. (2013): Brutvögel in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. (als PDF-Dateien unter Brutvögel in Sachsen, Seiten 1-247 sowie S. 248-436 bzw. S. 437-656)
Steffens, R.; Saemann, D. & Grössler, K. (Hrsg.) (1998): Die Vogelwelt Sachsens. Gustav Fischer Verlag, Jena.
Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K. & Sudfeldt, C. (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: 23-81.
Synnatschke, W. & Synnatschke, V. (1999): Erster Brutnachweis des Singschwans Cygnus cygnus (L., 1758) in Sachsen. Veröff. Mus. Westlausitz Kamenz 21: 91-92.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 17.08.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich (Halle), Dr. Matthias Weber (Heidenau)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de