Mittelente, Mareca strepera (Linneaus, 1758)
Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | BG (besonders geschützt) |
Rote Liste Deutschland: | * (derzeit keine Gefährdung) |
Rote Liste Sachsen: | 3 (gefährdet) |
Rezent nur noch die Nominatform. Die ursprünglich auf der pazifischen Insel Teraina beheimatete Anas strepera couesi (Coues' Schnatterente) wurde wahrscheinlich durch intensive Bejagung Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottet.
Die Schnatterente ähnelt in Größe und Gestalt der Stockente (Anas platyrhynchos), ist jedoch etwas zierlicher. Die Männchen sind im Prachtkleid überwiegend fein grau meliert gezeichnet und haben graue Schnäbel. Die Weibchen erinnern stark an Stockentenweibchen. Auffälligstes Kennzeichen ist der vor allem im Flug aber auch bei schwimmenden Tieren oft gut sichtbare weiße Flügelspiegel, der aber bei jungen Weibchen nur schwach ausgebildet ist und bei schwimmenden Tieren durch Federn verdeckt sein kann.
Die Schnatterente besiedelt bevorzugt größere eutrophe Stillgewässer mit reich strukturierten Verlandungszonen und gut entwickelter Unterwasservegetation (Nahrungsgrundlage!). Außerhalb der Brutzeit tritt die Art auch auf großen, eher wenig strukturierten Gewässern, auf größeren Fließgewässern und an der Küste auf.
Schnatterenten sind je nach Brutgebiet Lang- oder Kurzstreckenzieher, südliche Populationen sind teilweise auch Standvögel. Die Mehrzahl der in Deutschland brütenden Schnatterenten sind offensichtlich Kurzstreckenzieher, die in Süd- und Südosteuropa überwintern. Im Herbst und Winter ist ein Zuzug von weiter nördlich verbreiteten Brutpopulationen zu beobachten.
Die Nester werden überwiegend am Boden an trockenen, teilweise leicht erhöhten und dicht verwachsenen Plätzen angelegt. Schnatterenten brüten meist einzeln, bevorzugen aber, wenn vorhanden, die Nähe von Möwen- und Seeschwalbenkolonien. Die Weibchen legen durchschnittlich 8-12 Eier, die 24-26 Tage bebrütet werden. Die Jungen sind mit 45-50 Tagen flügge. Nur das Weibchen brütet und führt die Jungen, die Männchen halten sich in dieser Zeit bereits an den Mauserplätzen auf. In der Regel gibt es eine Jahresbrut, Nachgelege sind aber möglich.
Da die Schnatterente bei zeitweilig günstigen Verhältnissen sporadisch in verschiedenen Teilen Sachsens als Brutvogel auftritt, ist von einer Besiedlungswahrscheinlichkeit auszugehen, sobald sich geeignete Lebensräume entwickeln.
Das Areal umfasst große Teile Eurasiens und Nordamerikas. In West- und Südeuropa sowie im westlichen Mitteleuropa nur lokal als Brutvogel auftretend. Überwinterungsgebiete liegen auch in Afrika und Südasien.
ungünstig-unzureichend
Die gutachterliche Einstufung erfolgt aufgrund des bestehenden Gefährdungsstatus der Art in Sachsen.
Jagdrecht, ohne Jagdzeit
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: 1,4 %
Brut- und Gastvogelaspekt
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005).
Im Zeitraum Ende April bis Ende Mai empfiehlt sich eine Erfassung ortstreuer Paare bzw. Individuen durch mehrfache Begehungen tagsüber. Bruthinweise geben Beobachtungen ortstreuer Paare, gefolgt von Beobachtungen von Einzelvögeln im Mai. Brutnachweise sind insbesondere durch Beobachtungen von Junge führenden Weibchen möglich. Diese gelingen am ehesten in den frühen Morgenstunden und in der Abenddämmerung.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Brutvogel
Nein
deutliche Zunahme
deutliche Zunahme
Die Schnatterente ist in Sachsen eine seltene Brutvogelart mit einem Verbreitungsschwerpunkt im Bereich des Oberlausitzer Heide- und Teichgebietes und der angrenzenden Naturräume. Weitere Brutnachweise liegen aus verschiedenen Teichgebieten des sächsischen Tief- und Hügellandes vor, wobei die Art häufig nur sporadisch als Brutvogel auftritt. Brutnachweise in den unteren und mittleren Lagen der Mittelgebirge sind selten. Außerhalb der Brutzeit tritt die Schnatterente in den größeren Teichgebieten, an Rückhaltebecken und Talsperren aber auch an den größeren Flüssen besonders im Zeitraum März/April und Mitte August bis November als regelmäßiger Gastvogel auf. Größere Ansammlungen von mehreren hundert Individuen treten dabei am ehesten in der Oberlausitz und den großen Stillgewässern Nordwestsachsens auf.
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
1978-1982: 120-200 BP (Brutvogelkartierung 1)
1993-1996: 200-350 BP (Brutvogelkartierung 2)
2004-2007: 150-200 BP (Brutvogelkartierung 3)
2016: 120-180 BP (Expertenschätzung)
Die Schnatterente kann ganzjährig in Sachsen beobachtet werden. Die Mehrzahl der Brutvögel erreicht Sachsen aber im März und April. Vollgelege wurden ab Anfang Mai bis in den Juni beobachtet (Steffens et al. 1998). Ab Anfang Juni setzt ein Mauserzug der Männchen ein. Eine Trennung von Durchzüglern, Brutvögeln sowie Übersommerern ist häufig nicht mit Sicherheit möglich.
Fortpflanzungsstätten:
Fortpflanzungsstätten sind die Brutgewässer inkl. der Verlandungszonen. Die Nestanlage erfolgt meist ufernah an trockenen, häufig leicht erhöhten und dicht bewachsenen Plätzen, z.B. in Hochstaudenfluren sowie in Himbeer- und Brombeergestrüpp auf Teichdämmen und Inseln. Eine gut ausgebildete Unterwasservegetation in den Gewässern ist wesentlicher Bestandteil der Fortpflanzungsstätte.
Ruhestätten:
Schnatterenten ruhen meist im Bereich der Gewässer, sowohl auf der offenen Wasserfläche, als auch an geschützten Stellen am Ufer, auf Inseln oder in Flachwasserzonen.
Hinweise auf Abgrenzung von Populationen:
Betrachtungsmaßstab unterhalb der Ebene Landkreis, z. B. Teichgebiet, Speicherbecken
Im Gegensatz zum überwiegenden Trend in Deutschland zeigt die Schnatterente in Sachsen aktuell wieder einen Rückgang der Brutbestände, der möglicherweise auf eine Verschlechterung der Habitatqualität, insbesondere hinsichtlich des Zustandes der Verlandungsvegetation und der Störungsarmut zurückzuführen ist.
Schutz durch allgemeinen Schutz der Lebensräume. Schwerpunkte bilden die Förderung strukturreicher Verlandungszonen mit gut entwickelter Unterwasservegetation. An der Mehrzahl der Brutgewässer ist die Ausbildung der Wasserpflanzenbestände direkt von der Form und Intensität der fischereilichen Nutzung abhängig. Der Erhalt und die Wiederherstellung eines guten Erhaltungszustandes größerer eutropher Stillgewässer setzt überwiegend eine naturschutzgerechte fischereiliche Bewirtschaftung voraus. Notwendig ist ferner der Erhalt potenzieller Brutplätze auf dicht verwachsenen und für Prädatoren schwer zugänglichen Teichdämmen oder Inseln sowie Störungsarmut.
Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm;
Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/cadenzaweb2014/commands.xhtml?Login.Anonymousida
Gefährdungen durch:
Baierlein, F., Dierschke, J., Dierschke, V., Salewski, V., Geiter, O., Hüppop, K., Köppen, U. & Fiedler, W. (2014): Atlas des Vogelzugs. Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel. – Aula-Verlag Wiebelsheim: 567 S.
Bauer, H.-G., Bezzel, E. & Fiedler, W. (Hrsg.) (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel. – AULA-Verlag Wiebelsheim: 808 S.
Fünfstück, H.-J., Ebert, A., Weiß, I. (2010): Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. - Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim: 685 S.
Madge, S.,Burn, H. & Hoerschelmann, H. (1989):Wassergeflügel. Ein Bestimmungsbuch der Schwäne, Gänse und Enten der Welt. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin: 297 S.
Steffens, R., D. Saemann & K. Grössler (1998 ): Die Vogelwelt Sachsens. – Gustav Fischer Verlag, Jena-Stuttgart-Lübeck-Ulm: 530 S.
Steffens, R., Nachtigall, W., Rau, S., Trapp, H. & Ulbricht, J. (2013): Brutvögel in Sachsen. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden: 656 S.
Stickroth, H. (2005): Brutvögel (Aves). - In: Günther, A., Nigmann, U., Achtziger, R. & Gruttke, H. (Bearb.) (2005): Analyse der Gefährdungsursachen von planungsrelevanten Tiergruppen in Deutschland. - Naturschutz und Biodiversität 21: 113-175
Stiefel, A. (1979): Ruhe und Schlaf bei Vögeln. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 487. – A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt: 216 S.
Südbeck, P., Andretzke, H., Fischer, S., Gedeon, K., Schikore, T. S., Schröder, K. & Sudfeldt, C. (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und des Dachverbandes der Deutschen Avifaunisten DDA (Hrsg.) – Mugler Druck-Service, Hohenstein-Ernstthal: 790 S.
Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste und Gesamtartenliste der Brutvögel (Aves) Deutschlands. 4. Fassung, 30. November 2007. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): 159-227
Urs N. Glutz von Blotzheim (Hrsg.): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Mit einem Lexikon ornithologischer Fachbegriffe von Ralf Wassmann. Vogelzug-Verlag, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-923527-00-4 (CD-ROM für Windows, MacOS, Unix usw., als PDF-Datei: 15.718 Buchseiten mit 3200 Abbildungen).
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 14.11.2015; Bearbeiter: Dr. André Günther und Marko Olias (Naturschutzinstitut Freiberg)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de