Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | SG (streng geschützt) |
Vogelschutzrichtlinie Schutzstatus: | VRL-Anh.I (Art des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie) |
Rote Liste Deutschland: | 1 ((akut) vom Aussterben bedroht) |
Rote Liste Sachsen: | 1 ((akut) vom Aussterben bedroht) |
keine Unterarten
Die Moorente ist eine kleine dunkle Tauchente. Das Männchen ist im Prachtkleid am Rücken und auf den Flügeldecken schwarzbraun gefärbt, Kopf, Brust und Körperseiten sind kastanienbraun. Die Iris des Auges ist beim Männchen weiß. Das Weibchen ist matter braun gefärbt und hat ein dunkles Auge. Der Unterschwanz beider Geschlechter ist leuchtend weiß und fällt beim schwimmenden Vogel als weißes Dreieck auf. Im Flug ist ein breiter weißer Flügelstreif sichtbar. Im Schlichtkleid ähnelt die Moorente der Reiherente.
Die Moorente brütet in Europa hauptsächlich im Tiefland bis 200 m ü. NN an meso- bis eutrophen Binnengewässern. Sie bevorzugt flache Seen mit ausgedehnten Verlandungszonen und ausgeprägter Tauch- bzw. Schwimmblattvegetation, extensiv genutzte Fischteiche und träge fließende Gewässer. Außerhalb der Brutzeit tritt sie auch an offenen Seen auf. Die Moorente führt eine Jahresbrut durch, wobei Nachgelege bei zeitigem Verlust möglich sind. Das Nest wird am Wasser oder in dessen Nähe gut versteckt in dichter Vegetation angelegt. Die zumeist 7-11 Eier werden 23-27 Tage bebrütet. Es kann auch zu Mischgelegen von zwei oder mehr Weibchen kommen. Das Weibchen brütet und führt die Jungen allein. Im Alter von 55-60 Tagen sind diese flügge. Die Nahrung ist überwiegend pflanzlich, doch mitunter wird auch tierische Nahrung genutzt (kleine Mollusken, Insektenlarven, kleine Krebstiere).
Die Moorente ist ein Mittel- und Langstreckenzieher. Europäische Brutvögel überwintern im Gebiet von Mittelmeer, Schwarzem und Kaspischem Meer, in Nordafrika, südlich der Sahara und im Niltal, vereinzelt auch in Mitteleuropa.
Die Brutverbreitung der Moorente konzentriert sich im Bereich der Waldsteppen-, Steppen- und Halbwüstenzone Eurasiens. Das geschlossene Verbreitungsgebiet zieht sich von Polen und Ungarn über Steppengebiete Eurasiens bis in die Mongolei. In Südeuropa reichen punktuelle Vorkommen im Westen bis zur Iberischen Halbinsel. Deutschland befindet sich am nordwestlichen Arealrand. Frühere Verbreitungsschwerpunkte in der Lausitz und in Franken sind in den 1960er und 1970er Jahren weitestgehend erloschen. Seit Mitte der 1990er Jahre gibt es wieder regelmäßig einzelne Bruten in Deutschland (vor allem am Bodensee, in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen), dennoch ist die Art noch immer ein sehr seltener Brutvogel (2005-2009: 2-9 Brutpaare).
nicht bewertet
Jagdrecht, ohne Jagdzeit
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: 41,7 %
Brutvogelaspekt
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Brutnachweise sind der Avifaunistischen Kommission Sachsens (AKS) zu melden.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Brutvogel, Gastvogel
Sommervogel, Durchzügler
Ja
gleichbleibend
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
1984/85: Einzelbruten im Teichgebiet Niederspree
2001-2004: 1-2 Brutpaare im Teichgebiet Koselitz bei Gröditz
2004: 1 Brutpaar in Leipzig (Gefangenschaftsflüchtlinge)
2016: 0-1 BP (Expertenschätzung)
Der Frühjahresdurchzug erstreckt sich von Anfang März bis Anfang Mai (Schwerpunkt Ende März/Anfang April). Die Eiablage findet ab Mitte Mai, meist Ende Mai bis Ende Juni statt. Nachgelege können bis in den Juli vorkommen. Junge führende Weibchen wurden ab Ende Juni, vor allem aber im Juli beobachtet. Der Herbstdurchzug findet von (Ende August) September bis Ende November statt (Höhepunkt von Anfang Oktober bis Anfang November) (Steffens et al. 1998).
Die Moorente brütete zu Zeiten häufigeren Auftretens in Sachsen an flachen, nicht zu großen Teichen, die neben dichten Schilf-, Simsen- und Seggenbeständen vor allem verkrautete und freie Wasserflächen aufweisen. Die Art bildete gern Brutgemeinschaften mit Lachmöwe und Schwarzhalstaucher (Steffens et al. 1998). Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war die Moorente im Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet recht verbreitet und kam bis in die 1970er Jahre hier noch regelmäßig vor. Nach 1980 kam es nur noch zu kurzzeitigen Brutansiedlungen von Einzelpaaren (1984/85 Teichgebiet Niederspree, 2001-2004 Teichgebiet Koselitz in der Röderaue, 2004 Stadt Leipzig) sowie zu Brutverdachten im Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet (Steffens et al. 2013).
Fortpflanzungsstätten:
Die Fortpflanzungsstätte umfasst das Nest in der Verlandungsvegetation des Brutgewässers und den brutzeitlichen Aufenthaltsraum des Junge führenden Weibchens bis zum Flüggewerden der Jungvögel.
Ruhestätten:
Der brutzeitliche Aufenthaltsraum schließt die Ruhestätten mit ein, d. h. sie sind Bestandteil der Fortpflanzungsstätte. Regelmäßig genutzte Mausergewässer und Rastgewässer während der Zugzeiten gehören auch zu den Ruhestätten.
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Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: 23-81.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 22.08.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich (Halle), Dr. Matthias Weber (Heidenau)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de