Vielfarbiger Marienkäfer; Harlekin-Marienkäfer, Coccinella axyridis (PALLAS), Coccinella bisex-notata (HERBST), Coccinella conspcua (FALDERMANN), Coccinella aulica (FALDERMANN), Harmonia spectabilis (FALDERMANN), Coccinella succinea (HOP), Coccinella 19-sinata (FALDERMANN), Anatis circe (MULSANT), Ptychanatis yedoensis (TAKIZAWA)
Rote Liste Deutschland: | nb |
Die Tiere sind 5-8 mm lang, äußerst variabel in der Färbung und Anordnung der Punkte der Imagines auf den Deckflügeln (Elytren): die Grundfarbe reicht von gelb über orange/ rot bis hin zu schwarz mit orangenen oder roten Punkten variierender Zahl (0-21). Nicht selten sind Punkte verblasst oder fehlen ganz bzw. können so groß sein, dass sie miteinander verschmelzen. Im Gegensatz zu heimischen Arten am Halsschild (Pronotum) meist mit einer W-förmigen weißen Musterung. Zur Bestimmung der Larven dient das orangefarbene Farbmuster auf dem Hinterleib als ein sicheres Erkennungsmerkmal: die Grundfarbe ist graublau mit durchgehendem orangefarbenem, lateralen Farbband auf den ersten fünf Segmenten (Siebenpunktlarve nur am Kopf, am dritten und sechsten Körperelement orangefarbene Flecken). Verwechslungsmöglichkeit bestehen v. a. mit einheimischen Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata).
Lebensweise: Bivoltine Art (zwei Generationen pro Jahr), jedoch nicht selten 4-5 Generationen pro Jahr. Das Weibchen legt bis zu 2.500 Eier im Leben. Funde von Larven, Puppen und Käfern vom Frühjahr bis zum Herbst möglich (Stark & Klausnitzer 2010, Tolasch 2002). Puppenfunde auch noch im Spätherbst z. B. an Gewöhnlicher Traubenkirsche (Prunus padus) möglich, diese Überwinterungsversuche sind in Deutschland jedoch nicht erfolgreich (Nilsson 2013); Coccinellidae überwintern ansonsten generell als Imagines. Temperatur beeinflusst sowohl die Entwicklungsrate und -geschwindigkeit der Larvenentwicklung als auch das Gewicht der Adulten: höhere Temperaturen führen zu kleineren Adulten und niedrige zur größeren (Kawauchi 1979). In einem kühlen Frühjahr kann die Entwicklung vom Ei bis zur Imago 36 Tage oder sogar noch länger dauern, bei einer Zunahme der Blattlaus-Beute verringert sich die Entwicklungszeit (Hukusima & Ohaki 1972). Die Art tritt mitunter auch vergesellschaftet mit z. B. A. bipunctata auf; kannibalisches Verhalten von Altlarven trotz anderweitigem Nahrungsangebot ist vielfach nachgewiesen (Stark & Klausnitzer 2010). Zur Abwehr von Feinden kommt es zur Absonderung eines bitteren, übelriechenden Sekrets aus den Gelenken der Laufbeine (Reflexblutung).
Lebenserwartung: I. d. R. 1-3 Monate, bis maximal 3 Jahre möglich.
Larvalentwicklung: Vollständige Metamorphose (holometabol). 20-50 Eier werden pro Weibchen und Tag zumeist an Unterseite von Blättern in der Nähe von Blattlauskolonien angeheftet. Larvalentwicklung unter Freilandbedingungen 12-14 Tage, vier Larvenstadien. Gegen Ende Mai verpuppt sich die Larve angeheftet an einem Pflanzenteil, die Puppenruhe dauert 5-6 Tage, die Imago schlüpft nach ca. einer Woche.
Nahrungsspektrum: Kein Nahrungsspezialist, sondern ein „opportunistischer“ Räuber, d. h., er frisst immer die Beute, die ausreichend vorhanden ist. Wenn die Blattläuse seltener werden, nutzt er andere Beutetiere, z. B. auch die Larven anderer Marienkäfer. Imagines verzehren nur lebende Beute, während die Larven auch tote Beute akzeptieren (Schober 2009). Erwachsene Tiere verzehren pro Tag bis zu 65 Blattläuse. Bei knapp werdenden Nahrungsressourcen legen Weibchen vermehrt unbefruchtete Eier ab, diese dienen den schlüpfenden Marienkäferlarven als Nahrung für die ersten Tage und ermöglichen eine Beutesuche in weiterer Entfernung. Alternativ können Imagines auch Pollen aufnehmen.
Territorialverhalten: Funde in Deutschland stehen meist im Zusammenhang mit dem Vorkommen der Linde, sind aber auch an z. B. Prunus padus, Viburnum opulus, Cornus sanguinea und Thuja bekannt; meist dort, wo ein starker Befall an Blattläusen vorliegt.
Populationsdichte: Besonders frühsommerliche Wärmeperioden können zu Massenvermehrung führen. Im Oktober oder November mitunter große Schwärme von Käfern auf der Suche nach einem Winterquartier. Auffälliges Aggregations-Verhalten während der Überwinterung der Imagines.
Herkunftsgebiet: Japan und große Teile Asiens: vom Altai-Gebirge im Westen bis zur Pazifischen Küste im Osten und vom südlichen Sibirien im Norden bis zum südlichen China im Süden (Koch 2003).
Aktuelle Verbreitung in Europa: Mittlerweile flächendeckend verbreitet. Deutlicher Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland mit nördlicher Ausdehnung bis Mittel-England (einzelne Vorkommen an Südgrenze zu Skandinavien), westlich bis Frankreich (einzelner Fundpunkt in Spanien), im Süden bis Nord-Italien und Griechenland (http://www.europe-aliens.org ).
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: In ganz Deutschland verbreitet.