Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | SG (streng geschützt) |
Vogelschutzrichtlinie Schutzstatus: | VRL-Anh.I (Art des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie) |
Rote Liste Deutschland: | * (derzeit keine Gefährdung) |
Rote Liste Sachsen: | * (derzeit keine Gefährdung) |
5 Unterarten, in Europa brütet Milvus migrans migrans
Der Schwarzmilan ist ein mittelgroßer Greifvogel (etwa so groß wie ein Mäusebussard). Er ähnelt dem Rotmilan. Beide Arten sind die einzigen heimischen Greifvögel mit gegabeltem Schwanz. Beim Rotmilan ist der Schwanz tiefer gegabelt und das Gefieder ist kontrastreicher und rötlicher. Die Oberseite des Schwarzmilans ist dunkelbraun und die Unterseite dunkelrostbraun gefärbt. Der Kopf ist graubraun abgesetzt. Beide Geschlechter sehen gleich aus. Typisch für das Jugendkleid sind eine dunkle Längsstreifung des Bauches und eine dunkle Augenpartie.
Der Schwarzmilan besiedelt in Deutschland vor allem halboffene gewässerreiche Landschaften, insbesondere Flussauen und andere grundwassernahe Niederungen. Er brütet bevorzugt in Randlagen von Auwäldern und anderen Laubwäldern, in größeren Feldgehölzen, Baumreihen und Einzelbäumen in Gewässernähe. Gebietsweise nutzt er auch Ränder von Kiefernwäldern als Brutplatz oder dringt bis in die mittleren (und höheren) Berglagen vor. Bei günstigen Nahrungsbedingungen und entsprechendem Brutplatzangebot kommt er auch in gewässerfernen Habitaten vor oder er brütet kolonieartig.
Seine Nahrung sucht der Schwarzmilan bevorzugt an Gewässern (vor allem Fische, daneben Amphibien und Reptilien), aber auch in der offenen Feldflur (Kleinsäuger, Vögel, Regenwürmer, Insekten) sowie in Siedlungsbereichen, auf Mülldeponien und an Abfallentsorgungsanlagen (Abfälle, Aas, Ratten). Es wird eine Jahresbrut mit einer Gelegegröße von zumeist 2-3 Eiern durchgeführt. Die Brutdauer beträgt im Mittel 31-32 Tage, worauf sich eine Nestlingszeit von 42-45 Tagen anschließt. Beide Altvögel beteiligen sich am Nestbau und an der Versorgung der Jungen, die Bebrütung wird jedoch hauptsächlich vom Weibchen übernommen.
Der Schwarzmilan ist ein Langstreckenzieher und überwintert im südlichen Afrika (von Senegal und Kenia bis Südafrika).
Der Schwarzmilan besiedelt weite Teile Eurasien (außer Nordwesteuropa und Tundrengebiete), Afrika (außer Sahara), Ostindonesien und teilweise Neuguinea sowie Australien. In Europa kommt er hauptsächlich in Russland, Spanien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz vor.
In Deutschland liegt der Verbreitungsschwerpunkt im Nordostdeutschen Tiefland. Dichtezentren sind hier die Flusstalauen von Elbe, Saale, Mulde, Spree und Unterer Havel. Etwas lückiger erstreckt sich die Verbreitung über die westliche Mittelgebirgsregion, wo vor allem Flusstäler (Rhein, Main, Neckar) und tiefere Lagen dicht besiedelt sind. Ein weiterer Verbreitungs- und Dichteschwerpunkt liegt im südlichen Baden-Württemberg und südwestlichen Bayern. Im nordwestlichen Deutschland fehlt der Schwarzmilan fast gänzlich (Arealgrenze), weitere Verbreitungslücken betreffen das östliche Bayern, die höheren, großflächig bewaldeten Mittelgebirge sowie die Hochgebirge.
günstig
Jagdrecht, ohne Jagdzeit
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: 10,1 %
Brutvogelaspekt
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Brutvogel
Sommervogel, Durchzügler
Nein
deutliche Zunahme
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
1978-1982: 150-200 BP (Brutvogelkartierung 1)
1993-1996: 300-400 BP (Brutvogelkartierung 2)
2004-2007: 600-800 BP (Brutvogelkartierung 3)
2016: 700-900 BP (Expertenschätzung)
Der Schwarzmilan kommt aus dem Winterquartier in den sächsischen Brutgebieten ab Ende Februar, meist um Mitte März an. Die Brut wird ab Anfang April begonnen (Höhepunkt Mitte April). Heim- und Durchzug ist bis Mai feststellbar. Der Abzug von den Brutplätzen beginnt mit dem Flüggewerden der Jungvögel. Zur Brutzeit (Konzentrationen bei Grünlandmahd, Nichtbrüter-Schlafplätze) und im Sommer vor dem Wegzug (Schlafplätze) kann es zu größeren Individuenansammlungen kommen. Der Wegzug findet hauptsächlich zwischen Anfang August und Mitte September statt (letzte Beobachtungen bis Anfang Oktober) (Steffens et al. 2013).
Der Schwarzmilan brütet in Sachsen an Waldrändern, in Waldfragmenten, Feldgehölzen, Baumreihen und Einzelbäumen meist in der Nähe von Gewässern. Besiedlungsschwerpunkte sind die grünlanddominierten Flussauen und Teichgebiete des Tieflands. Zunehmend wird auch die offene Agrarlandschaft abseits von Gewässern besiedelt. In den Berglagen über 400 m ü. NN fehlt er weitgehend. Die Nahrungssuche findet an Gewässern, in der offenen Feldflur (vor allem in Grünlandgebieten), an Deponien, Abfallentsorgungsanlagen und Siedlungsrändern statt.
Fortpflanzungsstätten:
Fortpflanzungsstätte ist der Brutplatz bzw. Neststandort (Horstbaum). Ausweichhorste in der näheren Umgebung sind den Fortpflanzungsstätten zuzurechnen.
Ruhestätten:
Ruhestätten liegen zur Brutzeit im Bereich des Brutplatzes (Horst, Horstbaum) oder in dessen näherer Umgebung (Schlafbäume in Horstnähe). Auch außerhalb der Brutzeit werden Tagesruhe- und Schlafbäume genutzt. Nach der Brutzeit und vor allem während des Herbstzuges finden sich Schlafplatzgemeinschaften zusammen (oft gemeinsam mit Rotmilan), die meist in Altbaumbeständen (Feldgehölze, Baumreihen, Waldränder) übernachten.
Arnold, P. (2005): Schwarzmilanbrut (Milvus migrans) auf Gittermast am NSG "Eschefelder Teiche". Mauritiana 19: 361-362.
Bauer, H.-G.; Bezzel, E. & Fiedler, W. (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel, 2. Aufl., Wiebelsheim.
Bernotat, D. & Dierschke, V. (2015): Übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen 2. Fassung - Stand 25.11.2015. (Studie als PDF-Datei)
Dürr, T. (2009): Zur Gefährdung des Rotmilans Milvus milvus durch Windenergieanlagen in Deutschland. Inf.dienst Nat.schutz Niedersachs. 29: 185-191.
Ernst, S. (1994): Der Schwarzmilan, Milvus migrans, als neuer Brutvogel des Vogtlandes. Mitt. Ver. Sächs. Ornithol. 7: 221-227.
Gedeon, K.; Grüneberg, C.; Mitschke, A.; Sudfeldt, C.; Eikhorst, W.; Fischer, S.; Flade, M.; Frick, S.; Geiersberger, I.; Koop, B.; Kramer, M.; Krüger, T.; Roth, N.; Ryslavy, T.; Stübing, S; Sudmann, S. R.; Steffens, R.; Vökler, F. & Witt, K. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding Birds. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten (Hrsg.), Münster.
Glutz von Blotzheim, U. N., Bauer, K. M. & Bezzel, E. (1989): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. - Bd. 4 Falconiformes. 2. Aufl., Wiesbaden.
Hagemeijer, W. J. M. & Blair, M. J. (eds.) (1997): The EBCC Atlas of European Breeding Birds: Their distribution and abundance. London.
Kostrzewa, A. & Speer, G. (Hrsg.) (2001): Greifvögel in Deutschland. Bestand, Situation, Schutz. 2. Aufl., Wiebelsheim.
Mebs, T. & Schmidt, D. (2006): Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Stuttgart.
Nachtigall, W. & Gleichner, W. (2005): Mischbruten zwischen Rot- Milvus milvus und Schwarzmilan M. migrans - ein weiterer Fall aus Sachsen. Limicola 19: 180-194.
SMEKUL – Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (2021): Leitfaden Vogelschutz an Windenergieanlagen im Freistaat Sachsen (Stand 1. Dezember 2021): https://www.natur.sachsen.de/download/Leitfaden-Vogelschutz-an-Windenergieanlagen.pdf.pdf
Steffens, R.; Nachtigall, W.; Rau, S.; Trapp, H. & Ulbricht, J. (2013): Brutvögel in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. (als PDF-Dateien unter Brutvögel in Sachsen, Seiten 1-247 sowie S. 248-436 bzw. S. 437-656)
Steffens, R.; Saemann, D. & Grössler, K. (Hrsg.) (1998): Die Vogelwelt Sachsens. Gustav Fischer Verlag, Jena.
Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K. & Sudfeldt, C. (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
Trapp, H. & Nachtigall, W. (2008): Beobachtungen an einem Schlafplatz des Schwarzmilans Milvus migrans in der Oberlausitz. Actitis 43: 65-72.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 01.09.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich (Halle), Dr. Matthias Weber (Heidenau)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an: Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de