Lyrurus tetrix
Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | SG (streng geschützt) |
Vogelschutzrichtlinie Schutzstatus: | VRL-Anh.I (Art des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie) |
Rote Liste Deutschland: | 2 (stark gefährdet) |
Rote Liste Sachsen: | 1 ((akut) vom Aussterben bedroht) |
In Europa werden 2 Unterarten unterschieden. Die Unterartengliederung im asiatischen Teil des Verbreitungsgebietes ist fraglich (3-5 weitere Unterarten möglich). In Deutschland kommt Tetrao tetrix tetrix vor.
Das Birkhuhn gehört zu den Raufußhühnern, die sich vor allem durch ihre kräftigen befiederten Beine auszeichnen. Es ist mit 45–60 cm Körperlänge kleiner als das verwandte Auerhuhn, die Birkhähne sind deutlich größer als die Birkhennen. Das Männchen hat ein glänzend blauschwarzes Gefieder, einen leierförmig gegabelten Schwanz und weiße Unterschwanzdecken. Die Flügel sind braunschwarz. Die Hennen sind braun oder gelbbraun gefärbt und stark gebändert, ihr Schwanz ist leicht gegabelt. Beide Geschlechter haben eine nackte rote Hautstelle über den Augen („Rosen“). Diese schwillt beim Männchen während der Balz deutlich an. Die Jungvögel sind wie adulte Weibchen gefärbt. Birkhennen können mit Auerhennen verwechselt werden. Diese sind jedoch größer und haben eine kräftigere Bänderung auf Schwanz und Oberschwanzdecken.
Das Birkhuhn besiedelt Regionen der natürlichen Waldgrenze sowie frühe Sukzessionsstadien der Waldentwicklung im Tiefland und im Gebirge (subalpine Waldrandzone im Übergang zur Matten- und Zwergstrauchvegetation, Moorränder, Heideflächen). Die Art bevorzugt offene, mit niedriger Vegetation bedeckte Bereiche als Balzplätze und deckungsreiche Flächen als Versteck. Eine gut ausgebildete Kraut- und Zwergstrauchschicht wird als Sommernahrung benötigt. Birkenkätzchen, Laub- und Nadelholztriebe sind Nahrung im Winter. Birkhühner finden sich im Frühjahr an z. T. langjährig genutzten Balzplätzen (Arenen) zusammen, an denen die Männchen ihre auffällige, bewegungs- und posenreiche Arenabalz zeigen. Außerhalb der Brutzeit leben sie gesellig.
Das Birkhuhn ist Bodenbrüter. Es findet eine Jahresbrut mit 7-10 (3-14) Eiern statt; Nachgelege sind möglich. Die nach 26-27 Bruttagen schlüpfenden Jungvögel sind Nestflüchter. Das Weibchen brütet und führt die Jungen allein. Diese sind nach 4 Wochen weitgehend selbstständig, werden aber noch ca. 2 Monate geführt.
Das Birkhuhn ist überwiegend Standvogel, im Gebirge vereinzelt auch Strichvogel.
Das Birkhuhn kommt in den borealen, subarktischen und alpinen Vegetationszonen Eurasiens vor. Das geschlossene Areal reicht von Skandinavien, dem Baltikum, Ostpolen und dem Alpengebiet bis nach Ostsibirien. Isolierte Vorkommen gibt es in Großbritannien und Westeuropa.
In Deutschland liegt das Hauptvorkommen in den Alpen (ca. 90% der 850-1400 gesamtdeutschen Reviere der Jahre 2005-2009). Weitere kleine, isolierte Vorkommensgebiete bestehen in der Lüneburger Heide (ca. 230 Ind.) und im Bereich des Erzgebirgskamms (15-25 Reviere). Lokale (Rest-) Vorkommen mit wenigen Individuen gibt es darüber hinaus in der Muskauer Heide, in der Langen Rhön und im Bayrischen Wald.
ungünstig-schlecht
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: 2,1 %
Jahresvogelaspekt
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Hinweise: Nachweise abseits der bekannten Brutvorkommen sollten der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde und dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) sowie der Avifaunistischen Kommission Sachsen (AKS) gemeldet werden.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Brutvogel
Jahresvogel, Standvogel
Ja
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
1978-1982: 30-50 BP (60-100 Individuen); Brutvogelkartierung 1
1993-1996: 50-100 BP (100-200 Individuen); Brutvogelkartierung 2
2004-2007: 20-30 BP (40-60 Individuen); Brutvogelkartierung 3
2016: 21-22 BP (Birkhuhnmonitoring im Erzgebirge)
2021: 15-17 BP (Birkhuhnmonitoring im Erzgebirge)
Die Balz findet in Abhängigkeit vom Wetter im Zeitraum Februar bis Mitte Mai statt, die Eiablage beginnt ab Anfang Mai. Die Küken schlüpfen Anfang Juni bis Anfang Juli; bereits ab Anfang Juli treten flugfähige Jungvögel auf. Die Familien bleiben bis September zusammen.
Ab September finden sich Birkhühner zu größeren Gruppen zusammen, die auch Nahrungsflächen außerhalb der Bruthabitate nutzen. Auch die Wintereinstände können vom Brutlebensraum räumlich getrennt sein (vor allem bei saisonalen Störungen, z. B. durch Wintersport). In den Monaten Oktober/November kommt es noch zu einer Herbstbalz.
Früher war das Birkhuhn in ganz Sachsen verbreitet (außer in waldarmen Ackergebieten) und bevorzugte reich strukturierte Wälder mit Blößen und deren Übergangsbereiche zu Mooren, Feldern und extensiv genutzten Wiesen. Heute gibt es nur noch kleine Vorkommensgebiete auf dem Erzgebirgskamm, ein neues Vorkommen im Westerzgebirge auf Windwurfflächen und ein nahezu erloschenes Tiefland-Vorkommen in der Muskauer Heide. Die sächsischen Vorkommen stehen in engem Austausch mit den größeren Vorkommen auf tschechischer Seite des Erzgebirges. Das Birkhuhn brütet im oberen Erzgebirge im Bereich ehemaliger Rauchschadensflächen, im Übergangsbereich von Hochmooren zu angrenzenden Wäldern und Bergwiesen sowie in Steinrückenlandschaften. In der Lausitz werden Truppenübungsplätze, ehemalige Bergbauflächen, Kahlschläge und Brandflächen genutzt, die mit lockerem Baumaufwuchs und Heidekraut bestockt sind.
Fortpflanzungsstätten:
Fortpflanzungsstätten sind die Balzplätze und die Nestbereiche am Boden in der Kraut- und Zwergstrauchschicht. Hinzu kommen die Aktionsräume der Junge führenden Weibchen.
Ruhestätten:
Schlaf- und Ruheplätze befinden sich in einzelnen oder in Gruppen stehenden Nadelbäumen (Birkhühner schlafen meist aufgebaumt, auf halber Höhe und dicht am Stamm), gelegentlich auch am Boden unter niedrigen Ästen oder in der Zwergstrauchschicht. Im Winter (bei ausreichender Schneehöhe und stärkerem Frost) übernachten die Vögel in selbst gegrabenen Schneehöhlen.
Hinweise zur Abgrenzung von lokalen Populationen:
Als Lokale Population ist der Individuenbestand eines Schutzgebietes mit nachgewiesenen Vorkommen (SPA Westerzgebirge, Erzgebirgskamm bei Satzung, Erzgebirgskamm bei Deutscheinsiedel, Kahleberg/Lugsteingebiet, Fürstenau) anzusehen.
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Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 22.08.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich (Halle), Dr. Matthias Weber (Heidenau), Heiner Blischke (LfULG)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de