Kleines Sumpfhuhn
Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | SG (streng geschützt) |
Vogelschutzrichtlinie Schutzstatus: | VRL-Anh.I (Art des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie) |
Rote Liste Deutschland: | 3 (gefährdet) |
Rote Liste Sachsen: | R (extrem selten) |
keine Unterarten
Die Kleinralle ist knapp starengroß und deutlich kleiner als die Tüpfelralle. Auf der Oberseite ist sie olivbraun gefärbt mit gelblichbraunen und schwarzen Längsstreifen und wenigen weißen Fleckenreihen. Die Unterschwanzdecken sind schwarz-weiß quergebändert. Beine und Schnabel sind grünlich und die Schnabelbasis ist rot gesäumt. Das adulte Männchen hat eine schiefergraue Unterseite, das Weibchen ist unterseits hell sandfarben bis rostbräunlich. Jungvögel sehen dem Weibchen ähnlich, sind aber insgesamt heller gefärbt und haben eine Flankenbänderung. Der Reviergesang des Männchens ist sehr markant und nachts 1-2 km weit hörbar (eine nasale, am Schluss absinkende Rufreihe „koA-koA-...“). Der Kleinralle sehr ähnlich und gleich groß ist die Zwergralle (Porzana pusilla). Sie ist in Mitteleuropa noch seltener als die Kleinralle und unterscheidet sich vor allem durch ihre Stimme von dieser.
Die Kleinralle besiedelt tiefer unter Wasser stehende Verlandungszonen (über 20 cm Wassertiefe) mit mehrjährigen Röhrichten und Großseggenrieden. Sie brütet bevorzugt in dichten Beständen des Schmalblättrigen Rohrkolbens, sowie in Rohrkolben/Schilf- und Seggen/Schilf-Mischbeständen mit kleinen, gut gedeckten Wasser- und Schlickflächen sowie Lagen umgeknickter Schilfhalme.
Die Kleinralle ist Einzelbrüter, es kann aber bei hohen Dichten auch zu kolonieartigem Brüten kommen. Wahrscheinlich finden regulär zwei Jahresbruten statt. Das Vollgelege enthält 4-8 (bis 11) Eier. Die Brutdauer beträgt 21-23 Tage. Die Küken bleiben bis 8 Tage im Nest und werden dann von den Eltern geführt. Sie sind mit 45-50 Tagen voll flugfähig.
Die Kleinralle ist ein Mittel- bis Langstreckenzieher, der in Südwest-Europa, im Mittelmeerraum und im nördlichen Afrika bis Senegal und Kenia sowie vom Persischen Golf bis Nordindien überwintert.
Die Kleinralle ist Brutvogel der westpaläarktischen Niederungsgebiete und in einem geschlossenem Areal von der polnischen und ungarischen Tiefebene bis Westsibirien verbreitet. Westlich davon kommt sie nur sehr lückenhaft vor. Die europäischen Hauptvorkommen befinden sich in der Ukraine, in Russland und Österreich.
Deutschland liegt an der westlichen Grenze des geschlossenen Verbreitungsgebietes. Daher existieren hier nur kleine, isolierte Vorkommen, fast ausschließlich im Nordostdeutschen Tiefland (Schwerpunkte: Peene- und Trebelniederung, Mecklenburger Seen, Uckermark, Havelland, Saale-Elster-Aue bei Halle, Lausitz).
nicht bewertet
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: 4,3 %
Brutvogelaspekt
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Hinweise: Einsatz einer Klangattrappe notwendig; Nachweise sind der Avifaunistischen Kommission Sachsens (AKS) zu melden
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Brutvogel
Sommervogel, Durchzügler
Ja
starker Rückgang
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
1978-1982: 0-2 BP (Brutvogelkartierung 1)
1993-1996: 1-3 BP (Brutvogelkartierung 2)
2004-2007: 6-12 BP (Brutvogelkartierung 3)
2016: 15-20 BP (Schätzung aufgrund Teilstichprobe)
Einzelne Vögel werden bereits in der zweiten Aprildekade festgestellt. Die Besetzung der meisten Reviere geschieht jedoch erst im Mai. Der Balzgesang von unverpaarten Individuen ist noch bis zur ersten Julihälfte zu hören. Der Brutbeginn liegt in Mitteleuropa im Zeitraum Mai bis Juli (meist Ende Mai bis Ende Juni). Der Weg- und Durchzug findet wahrscheinlich vor allem im August und September statt (Steffens et al. 2013).
Die Kleinralle bevorzugt Gewässer mit einem relativ hohen Wasserstand. In einigen sächsischen Revieren konnten Wassertiefen von mindestens einem Meter ermittelt werden. In der Oberlausitz zeigt die Art eine Präferenz für Rohrkolbenbestände, mitunter kommt sie aber auch in Schilfröhrichten oder in Schilf-Rohrkolben-Mischbeständen vor. Notwendig sind stets mehrjährige Pflanzen, die eine ausgeprägte Knickschicht bilden (zur Nestanlage und besseren Fortbewegung). Als Lebensraum dienen in Sachsen vor allem Fischteiche, mitunter aber auch andere stehende Gewässer mit großen strukturreichen Verlandungszonen, z. B. in Bergbaufolgelandschaften (Steffens et al. 2013).
Fortpflanzungsstätten:
Die Fortpflanzungsstätte umfasst das Brutrevier (mit Brutplatz, Balz, Territorialverhalten, Reviermarkierung) einschließlich des Aufzuchtreviers, in dem die noch nicht flugfähigen Jungen von den Altvögeln geführt werden. Die Art wird in der Regel nur akustisch erfasst, deshalb sollte eine zusammenhängende Röhricht-/Verlandungszone, in der revieranzeigende Rufe festgestellt wurden, als Fortpflanzungsstätte betrachtet werden. Nach Flade (1994) ist der Raumbedarf zur Brutzeit kleiner als 0,25 ha.
Ruhestätten:
Die Ruhestätten liegen in der Brutzeit innerhalb des Brut- und Aufzuchtreviers, auf dem Durchzug innerhalb der Rastgewässer.
Bauer, H.-G.; Bezzel, E. & Fiedler, W. (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel, 2. Aufl., Wiebelsheim.
Bernotat, D. & Dierschke, V. (2015): Übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen 2. Fassung - Stand 25.11.2015. (Studie als PDF-Datei)
Ernst, S. (2002): Wasserralle (Rallus aquaticus), Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana) und Kleines Sumpfhuhn (Porzana parva) im sächsischen Vogtland. Mitt. Ver. Sächs. Ornithol. 9: 77-86.
Flade, M. (1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands. IHW-Verlag, Eching.
Gedeon, K.; Grüneberg, C.; Mitschke, A.; Sudfeldt, C.; Eikhorst, W.; Fischer, S.; Flade, M.; Frick, S.; Geiersberger, I.; Koop, B.; Kramer, M.; Krüger, T.; Roth, N.; Ryslavy, T.; Stübing, S; Sudmann, S. R.; Steffens, R.; Vökler, F. & Witt, K. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding Birds. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten (Hrsg.), Münster.
Glutz von Blotzheim, U. N., Bauer, K. M. & Bezzel, E. (1973): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 5 Galliformes und Gruiformes. Frankfurt am Main.
Hagemeijer, W. J. M. & Blair, M. J. (eds.) (1997): The EBCC Atlas of European Breeding Birds: Their distribution and abundance. London.
Heinze, O. (1996): Brutnachweise des Kleinen Sumpfhuhns (Porzana parva) und des Tüpfelsumpfhuhns (Porzana porzana) 1995 bei Neschwitz. Mitt. Ver. Sächs. Ornithol. 8: 55-56.
Mädlow, W. & Model, N. (2000): Vorkommen und Bestand seltener Brutvogelarten in Deutschland 1995/96. Vogelwelt 121: 189-205.
Steffens, R.; Nachtigall, W.; Rau, S.; Trapp, H. & Ulbricht, J. (2013): Brutvögel in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. (als PDF-Dateien unter Brutvögel in Sachsen, Seiten 1-247 sowie S. 248-436 bzw. S. 437-656)
Steffens, R.; Saemann, D. & Grössler, K. (Hrsg.) (1998): Die Vogelwelt Sachsens. Gustav Fischer Verlag, Jena.
Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K. & Sudfeldt, C. (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: 23-81.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 01.09.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich (Halle); Dr. Matthias Weber (Heidenau)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de