Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | SG (streng geschützt) |
Vogelschutzrichtlinie Schutzstatus: | VRL-Anh.I (Art des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie) |
Rote Liste Deutschland: | * (derzeit keine Gefährdung) |
Rote Liste Sachsen: | * (derzeit keine Gefährdung) |
2 Unterarten, in Europa nur die Nominatform Dryocopus martius martius vorkommend
Der Schwarzspecht ist die größte europäische Spechtart und fast krähengroß. Altvögel haben ein einfarbig schwarzes Gefieder. Beim Männchen ist der gesamte Scheitel rot, das Weibchen hat dagegen nur einen roten Hinterscheitelfleck. Der kräftige Schnabel ist grau-gelblich. Die Jungvögel sind glanzlos braunschwarz, bei ihnen ist die geschlechtsspezifische Kopffärbung bereits ausgeprägt. Der Flug ist geradlinig und erinnert an den eines Eichelhähers. Das kraftvolle Trommeln und die charakteristischen Rufe (Flugrufe "krüh krüh krüh..." und im Revier lautes "kliööh") sind typisch.
Der Schwarzspecht ist Höhlenbrüter in alten Misch- und Nadelwäldern. Die Art benötigt lückige Altholzbestände mit glattrindigen und astfreien Stämmen zur Höhlenanlage (hauptsächlich in Rotbuche und Kiefer). Ein freier Anflug zur Höhle ist wichtig. Das Nahrungshabitat besteht aus totholzreichen Waldbereichen mit holzbewohnenden Arthropoden und Ameisenvorkommen.
Der Schwarzspecht führt eine Jahresbrut durch (Nachgelege sind möglich). Das Vollgelege enthält 3-5 (2-6) Eier. An die Brutdauer von 12-14 Tagen schließt sich eine Nestlingszeit von 24-31 Tagen an.
Die Altvögel sind größtenteils ortstreue Standvögel, die außerhalb der Brutzeit jedoch auch umherstreifen können. In vielen Revieren werden Brut- und Schlafhöhlen langjährig genutzt. Jungvögel siedeln sich im weiteren Umfeld des Geburtsortes an.
Der Schwarzspecht ist Brutvogel der borealen und gemäßigten Zonen Eurasiens. Die Nominatform Dryocopus m. martius kommt von Nordspanien und Skandinavien über den Taigagürtel Sibiriens bis nach Kamtschatka und Nordost-China vor. Ein isoliertes Vorkommensgebiet befindet sich zudem im Kaukasus. D. m. khamensis hat nur ein isoliertes Teilareal in Zentralchina. Der Schwarzspecht fehlt in Europa nur auf den Britischen Inseln, auf Island und in den waldarmen Steppengebieten. Die Art besiedelt am Mittelmeer nur Gebirgsregionen und fehlt auf allen Mittelmeerinseln. Besonders große Bestände gibt es in Russland, Weißrussland, Polen, Rumänien und Deutschland.
Deutschland ist bis auf die Küstenregionen der Nordsee annähernd flächendeckend besiedelt. Verbreitungslücken oder dünn besiedelte Bereiche bestehen nur in waldarmen Gebieten (z. B. Kölner Bucht, Ruhrgebiet, Magdeburger Börde, Leipziger Tieflandsbucht, Thüringer Becken). Großflächige Dichtezentren sind im Tiefland vor allem die Lüneburger Heide, die Altmark und die Waldlandschaften Brandenburgs und der Lausitz. Im Bergland sind fast die gesamte Westliche Mittelgebirgsregion (mit Schwerpunkten in Hessen und im Süden von Rheinland-Pfalz) und Teile der Südwestlichen Mittelgebirgsregion (z. B. Odenwald, nördlicher Schwarzwald, Fränkische Alb) dicht besiedelt.
günstig
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: 4,1 %
Jahresvogelaspekt
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Hinweis: Einsatz einer Klangattrappe nur in Gebieten sinnvoll, in denen noch kein Nachweis vorliegt
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Brutvogel
Jahresvogel
Nein
deutliche Zunahme
deutliche Zunahme
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
1978-1982: 600-1000 BP (Brutvogelkartierung 1)
1993-1996: 1200-1900 BP (Brutvogelkartierung 2)
2004-2007: 1400-2000 BP (Brutvogelkartierung 3)
2016: 1400-2000 BP (Expertenschätzung)
Das reviermarkierende Trommeln ist vorwiegend von Februar bis Mai zu hören, die Brutzeit (Eiablage, Brut und Jungenaufzucht) erstreckt sich von Anfang April bis Ende Juni/Anfang Juli (Schwerpunkt Mitte April bis Mitte Juni). Das erste Ei wird von Anfang April bis Anfang Mai gelegt. Die Familienverbände lösen sich meist im Juni auf (Steffens et al. 2013).
Der Schwarzspecht brütet bevorzugt in größeren Nadel- und Mischwäldern mit kleinflächigen Buchen-Altholzbeständen und offenen Bereichen. Seltener kommt die Art in reinen Laubwäldern, in Feldgehölzen oder Parks vor. Bruthöhlen befinden sich überwiegend in alten Rotbuchen, sowohl im Bestand als auch in Einzelbäumen in anderen Bestockungen. In geringerem Anteil werden auch Kiefern, Pappeln und im Bergland Fichten als Höhlenbaum genutzt. Manche Brutplätze werden über Jahrzehnte bewohnt. Schlafhöhlen finden sich ebenfalls bevorzugt in Rotbuchen und liegen sowohl in der Nähe der Bruthöhle, als auch weiter entfernt.
Fortpflanzungsstätten:
Schwarzspechte brüten in selbstgebauten Höhlen, die jahrelang genutzt werden können. Weitere Fortpflanzungsaktivitäten wie Balz, Paarung und erste Flugversuche der Jungen finden schwerpunktmäßig in der näheren Umgebung des Höhlenbaumes statt. Die Fortpflanzungsstätte umfasst daher den aktuell genutzten Höhlenbaum (oder das Revierzentrum) und dessen unmittelbare Umgebung (geeignete Gehölzbestände, z. B. Altbucheninsel) (LANUV 2016).
Ruhestätten:
Im Allgemeinen übernachten Schwarzspechte einzeln, in ehemaligen Bruthöhlen bzw. nutzen auch Höhlen, die den Anforderungen an eine Bruthöhle nicht genügen. Meist hat ein Schwarzspecht eine „Hauptschlafhöhle”, welche über Monate oder Jahre genutzt wird und einige Ausweichhöhlen. Als Ruhestätte gelten für den Schwarzspecht geeignete Baumhöhlen innerhalb des Reviers (LANUV 2016). Bäume mit regelmäßig genutzten Schlafhöhlen können bis 3 km von der Bruthöhle entfernt sein (Stiefel 1979).
Bauer, H.-G.; Bezzel, E. & Fiedler, W. (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel, 2. Aufl., Wiebelsheim.
Bernotat, D. & Dierschke, V. (2015): Übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen 2. Fassung - Stand 25.11.2015. (Studie als PDF-Datei)
Garniel, A. & Mierwald, U. (2010): Arbeitshilfe Vögel und Straßenverkehr. Schlussbericht zum Forschungsprojekt FE 02.286/2007/LRB der Bundesanstalt für Straßenwesen: „Entwicklung eines Handlungsleitfadens für Vermeidung und Kompensation verkehrsbedingter Wirkungen auf die Avifauna“.
Gedeon, K.; Grüneberg, C.; Mitschke, A.; Sudfeldt, C.; Eikhorst, W.; Fischer, S.; Flade, M.; Frick, S.; Geiersberger, I.; Koop, B.; Kramer, M.; Krüger, T.; Roth, N.; Ryslavy, T.; Stübing, S; Sudmann, S. R.; Steffens, R.; Vökler, F. & Witt, K. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding Birds. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten (Hrsg.), Münster.
Glutz von Blotzheim, U. N. & Bauer, K. M. (1994): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. - Bd. 9 Columbiformes-Piciformes., 2. Aufl., Wiesbaden.
Hagemeijer, W. J. M. & Blair, M. J. (eds.) (1997): The EBCC Atlas of European Breeding Birds: Their distribution and abundance. London.
LANUV (2016): Schwarzspecht (Dryocopus martius (L.)) in: Geschützte Arten in Nordrhein-Westfalen; Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (siehe: Link)
Steffens, R.; Nachtigall, W.; Rau, S.; Trapp, H. & Ulbricht, J. (2013): Brutvögel in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. (als PDF-Dateien unter Brutvögel in Sachsen, Seiten 1-247 sowie S. 248-436 bzw. S. 437-656)
Steffens, R.; Saemann, D. & Grössler, K. (Hrsg.) (1998): Die Vogelwelt Sachsens. Gustav Fischer Verlag, Jena.
Stiefel, A. (1979): Ruhe und Schlaf bei Vögeln. Die Neue Brehm-Bücherei 487. Ziemsen-Verlag, Wittenberg.
Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K. & Sudfeldt, C. (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: 23-81.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 23.09.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich (Halle), Dr. Matthias Weber (Heidenau), Heiner Blischke (LfULG)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de