Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | BG (besonders geschützt) |
Rote Liste Deutschland: | V (zurückgehende Art lt.Vorwarnliste, zurückgehende Pflanzengesellschaften (keine Gefährdungskategorie!)) |
Rote Liste Sachsen: | R (extrem selten) |
keine Unterarten; nordöstliche Schwesterart der Nachtigall (Luscinia megarhynchos), dieser sehr ähnlich; in einer schmalen Zone quer durch Europa überlappt sich die Verbreitung beider Arten, wo es auch zu Mischbruten und Hybridisierungen kommen kann
Der Sprosser ist ein etwa rotkehlchengroßer Singvogel. Die Oberseite ist relativ einfarbig rötlich- bis olivbraun, Flügel- und Schwanzfedern sind etwas dunkler rötlichbraun. Die Unterseite ist beige bis cremefarben. Im Gegensatz zur Nachtigall ist der Bereich der Brust deutlich dunkel gewölkt oder sogar leicht gesprenkelt. Insgesamt ist der Sprosser etwas dunkler und weniger farbintensiv als die Nachtigall, feldornithologisch aber kaum von dieser zu unterscheiden, am ehesten durch den Gesang. Die Geschlechter sehen äußerlich gleich aus.
Der Sprosser ist ein Gebüschbrüter, er besiedelt bevorzugt Laubholzgebüsche feuchter Standorte (vor allem Weidengebüsche) im Tiefland, z. B. landseitige Verlandungszonen von Gewässern, Ufergehölze in Flussauen, Bruch- und Feuchtwaldränder. Gelegentlich brütet er aber auch in Gebüschen trockener Standorte.
Das Nest wird direkt am Boden angelegt oder dicht darüber auf einer Unterlage, bevorzugt in Kraut- oder Hochstaudenvegetation (gern Brennnesseln) und oft in der Nähe von Weidengebüschen. Die Art lebt in monogamer Saisonehe und zeigt eine hohe Brutorttreue. Es wird eine Jahresbrut mit meist 4-5 Eiern durchgeführt, die Brutdauer beträgt 13-14 Tage, die anschließende Nestlingszeit 10-12 Tage. Nur das Weibchen brütet und hudert (bedeckt, schützt, wärmt) die Nestlinge. Beide Partner füttern.
Die Nahrung sucht der Sprosser zum größten Teil auf dem Boden oder in der unteren Krautschicht. Er frisst überwiegend Insekten, zudem auch Asseln, Doppelfüßer und Spinnentiere, im Spätsommer und Herbst auch Beeren und andere Früchte.
Der Sprosser ist ein Langstreckenzieher. Das Hauptüberwinterungsgebiet liegt in Südost-Afrika südlich des Äquators.
Das Brutgebiet reicht vom nordöstlichen Mitteleuropa und südlichen Fennoskandien bis nach Zentralasien (Nordkasachstan, Jenissei) in der gemäßigten und südlichen borealen Zone. Die westliche Verbreitungsgrenze verläuft durch Süd-Norwegen, Dänemark, Nordost-Deutschland, Nordost-Ungarn, die bulgarischen und rumänischen Donauniederungen zum Donaudelta.
Das geschlossene Verbreitungsgebiet des Sprossers in Deutschland erstreckt sich östlich einer Linie vom Schleswig-Holsteinischen Hügelland bis zur Oder im Bereich der Neißemündung. Lediglich kleinere Vorkommen bestehen entlang von unterer Mittelelbe, Havel und Spree. Die Brutareale von Sprosser und Nachtigall überlappen sich im Norden des Nordostdeutschen Tieflandes. Hier kann es zu Hybridisierungen beider Arten kommen.
nicht bewertet
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: nicht ermittelt
Brutvogelaspekt
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Hinweise: Nachweisbestätigung durch die Avifaunistische Kommission Sachsens notwendig
Unbeständige, Vermehrungsgäste
Brutvogel, Gastvogel
seltener sporadischer Brutvogel, Durchzügler
Ja
gleichbleibend
deutliche Zunahme
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
seit 1990er Jahren sporadische Nachweise weniger Sänger und Paare (auch Mischpaare mit Nachtigall) in einzelnen Gebieten (z. B. Teichgebiet Rohrbach, Talsperre Bautzen)
2016: 0-1 BP (Expertenschätzung)
Durchzug und Rast im Frühjahr wurden in Sachsen etwa vom 20.04. bis 09.06., im Herbst etwa vom 11.08. bis 06.09. festgestellt (Steffens et al. 1998). Aufgrund der wenigen brutverdächtigen Nachweise sind verallgemeinerbare brutphänologische Angaben für Sachsen nicht möglich.
Der Sprosser brütet in Laubgebüschen feuchter Standorte mit teils lichtarmem Dickicht aus Bäumen und Büschen ohne Krautschicht (Nahrungssuche am Boden) sowie offenen und halboffenen Flächen mit üppiger Kraut- und Hochstaudenvegetation. Er besiedelt vor allem Ufergehölze, Ränder von Bruch- und Feuchtwäldern, landseitige Verlandungszonen, Weidengebüsche, aber auch Feldgehölze, Hecken und Parks. Die sporadischen Brutvorkommen in Sachsen liegen außerhalb der südwestlichen Verbreitungsgrenze der Art. Brutverdächtige Nachweise betreffen Verlandungszonen von Teichgebieten und Flachlandtalsperren.
Wahrscheinlich ist ganz Sachsen Durchzugsgebiet. Hauptnachweisgebiet während des Frühjahrszuges ist die Oberlausitz, Nachweise gelangen vor allem in sumpfigen Erlendickichten, in Erlenbrüchen sowie in feuchten Gebüschflächen mit Erle, Weide, Holunder, Brennnessel und Röhricht. Durchzugshabitate im Bezirk Chemnitz lagen in dichtbewachsenem unterholzreichen Gelände mit Beeren tragenden Sträuchern (Steffens et al. 1998).
Fortpflanzungsstätten:
Die Fortpflanzungsstätte ist das Brutrevier. Der Raumbedarf während der Brutzeit beträgt von < 0,6 bis > 2 ha (Flade 1994).
Ruhestätten:
Ruhestätten zur Brutzeit liegen im Brutrevier. Meist ruhen Sprosser einzeln im Inneren von dichten Gebüschen (Stiefel 1979).
Bernotat, D. & Dierschke, V. (2015): Übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen 2. Fassung - Stand 25.11.2015. (Studie als PDF-Datei)
Bezzel, E. (1993): Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Passeres - Singvögel. AULA-Verlag, Wiesbaden
Flade, M. (1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands. IHW-Verlag, Eching.
Gedeon, K.; Grüneberg, C.; Mitschke, A.; Sudfeldt, C.; Eikhorst, W.; Fischer, S.; Flade, M.; Frick, S.; Geiersberger, I.; Koop, B.; Kramer, M.; Krüger, T.; Roth, N.; Ryslavy, T.; Stübing, S; Sudmann, S. R.; Steffens, R.; Vökler, F. & Witt, K. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding Birds. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten (Hrsg.), Münster.
Steffens, R.; Nachtigall, W.; Rau, S.; Trapp, H. & Ulbricht, J. (2013): Brutvögel in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. (als PDF-Dateien unter Brutvögel in Sachsen, Seiten 1-247 sowie S. 248-436 bzw. S. 437-656)
Steffens, R.; Saemann, D. & Grössler, K. (Hrsg.) (1998): Die Vogelwelt Sachsens. Gustav Fischer Verlag, Jena.
Stiefel, A. (1979): Ruhe und Schlaf bei Vögeln. Die Neue Brehm-Bücherei 487. Ziemsen-Verlag, Wittenberg.
Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K. & Sudfeldt, C. (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: 23-81.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sprosser
Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 27.09.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Michael Reuter, Hans-Markus Oelerich (Halle)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de