Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | SG (streng geschützt) |
Vogelschutzrichtlinie Schutzstatus: | VRL-Anh.I (Art des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie) |
Rote Liste Deutschland: | 3 (gefährdet) |
Rote Liste Sachsen: | R (extrem selten) |
keine Unterarten
Der Halsbandschnäpper ist so groß wie ein Rotkehlchen. Adulte Männchen sind im Brutkleid kontrastreich schwarz-weiß gefärbt. Charakteristisch sind das breite weiße Halsband, die weiß gefärbte Stirn und der weißer Spiegel auf den Flügeln. Bürzel und Unterseite sind ebenfalls weiß und das übrige Gefieder schwarz gefärbt. Das Weibchen ist schlichter graubraun gefärbt und das Halsband fehlt oder ist nur angedeutet, zudem ist der Flügelspiegel kleiner. Verwechslungsmöglichkeit besteht mit dem Trauerschnäpper (F. hypoleuca), Jungvögel und Weibchen sind diesem zum Verwechseln ähnlich. Es kommen Hybriden zwischen Halsband- und Trauerschnäpper vor. Gesang und Warnruf sind artspezifisch.
Der Halsbandschnäpper brütet in naturnahen Laubwäldern, meist in totholz- und höhlenreichen Buchen- und Eichen-Altbeständen, in Auwäldern, Parkanlagen, Streuobstwiesen und größeren Feldgehölzen. Er bevorzugt in Mitteleuropa warme Lagen. Bei entsprechendem künstlichem Höhlenangebot tritt die Art auch in lichteren Nadelholzbeständen auf.
Der Halsbandschnäpper ist ein Höhlenbrüter und führt eine Jahresbrut durch. Die Gelegegröße beträgt meist 4-7 Eier. Nach einer Brutdauer von 12-15 Tagen folgt eine Nestlingszeit von 15-19 Tagen.
Die Nahrung besteht aus fliegenden Insekten, als Nestlingsnahrung dienen vor allem Schmetterlingsraupen.
Der Halsbandschnäpper ist ein Langstreckenzieher und überwintert im tropischen Afrika südlich des Äquators.
Der Halsbandschnäpper ist ein westpaläarktischer Brutvogel mit aufgesplittertem Brutareal in West- und Nordeuropa (Ostfrankreich, Südwestdeutschland, Italien, Gotland) und geschlossenem Verbreitungsgebiet von Ostösterreich, Polen und Rumänien bis an die mittlere Wolga. Die größten Bestände gibt es in der Ukraine, in Rumänien, Russland und der Slowakei.
In Deutschland lassen sich drei weitgehend geschlossene Brutareale unterscheiden: in Baden-Württemberg beiderseits des Neckars nördlich der Schwäbischen Alb, im Nordwesten Bayerns (Unterfranken) etwa zwischen dem Steigerwald und dem Spessart, sowie in Auwäldern entlang der Donau und an der mittleren Isar. Daneben gibt es auch im Saarland ein kleines Brutvorkommen.
nicht bewertet
Anteil Sachsen am deutschen Brutbestand: nicht ermittelt
Brutvogelaspekt
Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Hinweis: Nachweise sind der Avifaunistischen Kommission Sachsen (AKS) zu melden (möglichst direkten Brutnachweis erbringen).
Unbeständige, Vermehrungsgäste
Brutvogel, Gastvogel
unregelmäßiger Brutvogel, Durchzügler
Ja
starker Rückgang
gleichbleibend
Brutbestand in Sachsen (nach Steffens et al. 2013):
seit Mitte der 1950er bis 1990er Jahre insgesamt > 20 Brutnachweise und etwa genauso viele weitere singende Männchen
1978-82 sowie 1993-96 jeweils mehrere Brutnachweise
2004-2007: keine sicheren oder wahrscheinlichen Brutnachweise
Die Nachweise des Halsbandschnäppers in Sachsen liegen im Zeitraum von Mitte April bis Ende Juli. Die Brutzeit erstreckt sich von Anfang Mai bis Mitte Juli. Die Eiablage beginnt Mitte Mai (Steffens et al. 1998).
Beständige Brutvorkommen des Halsbandschnäppers gibt es in Sachsen nicht (Nordwestrand des Verbreitungsgebietes). Er brütete sporadisch in Buchenwäldern, Laubmisch- und Laub-Nadel-Mischwäldern, Kiefernbeständen und –stangenhölzern, Waldresten, waldartigen Parks und Obstbaumbeständen in Waldnähe. Die Art bevorzugte im Elbsandsteingebirge warme Kuppenlagen mit reich strukturierten Waldbereichen (z. B. am Großen Winterberg).
Fortpflanzungsstätten:
Die Fortpflanzungsstätte ist das Brutrevier.
Ruhestätten:
Ruhestätten liegen zur Brutzeit im Brutrevier. Bei Fliegenschnäppern übernachten Weibchen und Junge während der Brut- und Huderzeit in der Bruthöhle und die Männchen auf Ästen in der Umgebung. Nach dem Flüggewerden schlafen auch Weibchen und Junge im Freien auf Ästen (Stiefel 1979).
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Boschert, M. (2005): Vorkommen und Bestandsentwicklung seltener Brutvogelarten in Deutschland 1997 bis 2003. Vogelwelt 126: 1-51.
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Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: 23-81.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG
Stand: 02.02.2022
Erstbearbeitung: 27.09.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich (Halle), Dr. Matthias Weber (Heidenau)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022
Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html
Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html
Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de