Triturus helveticus
Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | BG (besonders geschützt) |
Rote Liste Deutschland: | u |
Rote Liste Sachsen: | 1 ((akut) vom Aussterben bedroht) |
In Deutschland nur die Nominatform. Zwei weitere Unterarten wurden von der Iberischen Halbinsel beschrieben.
Durch die hellbraune Grundfärbung mit dunklerer Fleckung sind Faden- und Teichmolchmännchen (L. vulgaris) leicht von den übrigen Molcharten zu unterscheiden. Männchen des Fadenmolches besitzen in der Wassertracht schwärzliche Schwimmhäute zwischen den Zehen der Hinterfüße. Der für den Teichmolch typische gezackte Rückenkamm fehlt, stattdessen läuft über die Rückenlinie ein niedriger und glattrandiger Hautsaum, der sich auf der Schwanzoberseite fortsetzt. Die stumpfe Schwanzspitze ist in einen 4–8 mm langen Schwanzfaden verlängert, der bei mitteleuropäischen Teichmolchen niemals auftritt. Weibchen von Faden- und Teichmolch sind dagegen im Gelände nur sehr schwierig zu unterscheiden. Ein meist deutliches Differenzierungsmerkmal ist die Kehlfärbung, die beim Fadenmolch fleischfarben und ungefleckt ist, beim Teichmolch orangefarben mit deutlicher Fleckenzeichnung. Weitere Merkmale liegen in der Färbung von Bauchmitte und Kloake sowie im Vorhandensein (Fadenmolch) oder Fehlen (Teichmolch) von Höckern auf dem Hinterfußballen.
Der Fadenmolch präferiert in besonderem Maße Waldlebensräume des Berglandes, vor allem feuchte Laub- und Laubmischwälder der Mittelgebirge. Charakteristisch für die terrestrischen Lebensräume sind ausgeprägte Reliefunterschiede (Hänge, Böschungen). Das Spektrum an Laichgewässern reicht von kleinen Fahrspurrinnen bis zu großen Waldteichen. Die Laichgewässer des Fadenmolchs werden sehr häufig von Quellen gespeist und sind dementsprechend kühl und klar, häufig ist ein langsamer Wasserdurchfluss vorhanden.
Die Molche beginnen ab Februar/März mit der Einwanderung in das Laichgewässer, die Hauptwanderung startet bei Temperaturen ab 5 °C, oft bei Regenfällen. Größere Wanderungsaktivität setzt erst ab 9 °C ein. Fadenmolche können von März bis Juli/August im Laichgewässer gefunden werden. Der Landgang der metamorphosierten Jungtiere beginnt im Juli.
Die Winterquartiere können bis zu 500 m vom Laichplatz entfernt liegen, es wurden aber auch Entfernungen bis 2000 m festgestellt.
Der Fadenmolch ist eine atlantisch bis subatlantisch verbreitete Art. Ein zusammenhängendes Areal erstreckt sich von Nordportugal und Nordspanien über fast ganz Frankreich, die Nordwestschweiz und die Benelux-Staaten nach West- und Mitteldeutschland. Besiedelt ist außerdem ganz Großbritannien. Die östlichsten Vorkommen in Deutschland liegen im Wendland, Harz, Kyffhäusergebirge, Eichsfeld und im Thüringer Schiefergebirge. Ein kleines, isoliertes Vorkommen befindet sich im Vogtland/Westerzgebirge im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet.
ungünstig-schlecht (Gutachterliche Bewertung)
Das relativ kleine Areal (50 km²) im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet befindet sich 55 km von den nächsten Vorkommen bei Saalfeld (Thüringen) entfernt. An den Vorkommengewässern bestehen zahlreiche anthropogene Gefährdungen. Das Aussterberisiko der Art ist somit vergleichsweise hoch.
Allgemeine Verantwortlichkeit
Zur (halb-)quantitativen Erfassung von Molchen am Laichgewässer können mehrere Methoden angewendet werden: 1. Keschern in der Ufervegetation, 2. nächtliches Ausleuchten des Gewässers, 3. Einsatz von Fangreusen und Trichterfallen.
Nachweise des Fadenmolches sollten durch Belegfotos dokumentiert werden.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Ja
Die einzigen autochthonen Vorkommen des Fadenmolches befinden sich im Vogtlandkreis. Hier besiedelt der Fadenmolch ein etwa 50 km² großes Areal im Übergang vom Elster- zum Westerzgebirge auf sächsischer und böhmischer Seite. Zöphel & Steffens (2002) nennen für dieses Gebiet 9 sächsische Fundorte. Nach Berger et al. (1997) sind alle Vorkommen sehr individuenarm.
Aus Sachsen sind außerdem einige allochthone Vorkommen im Erzgebirge und Erzgebirgsvorland bekannt geworden, die auf ausgesetzten Tieren beruhen, z. B. bei Hohenstein-Ernstthal, Thalheim (aktuell erloschen), Schmiedeberg.
Jungtiere sind im Zeitraum Ende Juni (Anfang Juli) bis Ende September (Anfang November) nachweisbar.
Fortpflanzungsstätten: Als Laichgewässer im sächsisch-böhmischen Areal werden vergraste Wagenspuren oder Pfützen auf Waldwegen am häufigsten genutzt (über 50 % der Gewässer), außerdem kleine bis mittelgroße, vegetationsreiche Teiche und Steinbruchgewässer im Wald oder am Rand waldnaher Siedlungen. Fadenmolche wurden auch an einem vegetationslosen, überwiegend beschatteten Quellstau und an einem teilweise betonierten, besonnten Badeteichkomplex gefunden. Als Landlebensraum werden Fichten-Mischwälder im Umfeld der Laichgewässer angegeben (Berger et al. 1997).
Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: Betrachtungsmaßstab unterhalb Ebene Landkreis, z. B. Laichgewässer in einem Bachtal, homogener Waldkomplex mit Kleingewässern u. ä. Als Einzugsgebiet einer Lokalen Population kann ein Radius von 2000 m gelten.
Im Zuge eines deutsch-tschechischen Projektes „Fadenmolch“ wurden verschiedene Artenschutzmaßnahmen durchgeführt, z. B. Entnahme von Forellen aus Laichgewässern, Errichtung mobiler Amphibienzäune. Auf tschechischer Seite wurden außerdem 20 Ersatzlaichgewässer angelegt.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 10.02.2014
Bearbeiter: Marko Olias und Dr. André Günther (Naturschutzinstitut Freiberg)
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Holger.Lueg@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22989.htm